Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee
Beleidigt saß Plim mit verschränkten Armen da und würdigte ihn keines Blickes.
»Wenn du da drinnen bleiben willst, dann bringe ich dir gerne ein Kissen. Also, was ist?«
Mit gerümpfter Nase gab Plim nach. Sie kletterte aus der Kiste und hockte sich ganz weit vorne auf die Bettkante. Primus schloss den Deckel und setzte sich anschließend wieder drauf.
»Nun erzähl mir doch einmal, was das für eine Zauberei ist.« Er nickte zum Stein hinüber. »Kann dieses Ding vielleicht noch mehr als leuchten und fliegen?«
Bucklewhee lehnte sich aus seiner Klappe. »Genau«, plapperte er, »vielleicht macht er ja auch noch Musik. Würde mich zumindest nicht wundern.«
Plim war sichtlich eingeschnappt. Verächtlich starrte sie in die Luft.
»Also, was nun?«, fragte Primus eindringlich. »Was hat es mit diesem Stein auf sich? Und was ist das für ein Plan, der bei dir zu Hause an der Wand hängt?«
»Der Plan ist nicht von mir«, sagte sie.
»Dass du den nicht gezeichnet hast, war mir klar«, warf Primus ein, »dafür ist er zu alt. Aber wo hast du ihn her?«
»Ich habe ihn gefunden.«
»Wo?«, fragte er und verdrehte die Augen. »Muss ich dir denn alles aus der Nase ziehen?«
»Er lag unter einem Haufen Laub. Im Westen, irgendwo in den Sümpfen.«
Primus blickte zu Bucklewhee empor und schüttelte den Kopf. »Nicht zu fassen, wo sich das Fräulein überall herumtreibt. Die Westlichen Sümpfe sind bekanntlich nicht gerade eine Gegend zum Spazierengehen.«
Sir Bucklewhee federte aus der Uhr heraus: »Aber erdbebensicher ist es da. Vielleicht wollte sie ja auch dorthin ziehen.«
»Was für ein Blödsinn«, rief Plim und fuchtelte mit den Armen. »Mein Besen hatte damals verrückt gespielt und ist mit mir kreuz und quer über den ganzen Wald geflogen. Weit im Westen bin ich dann abgestürzt und hatte größte Mühe, aus den stinkenden Sümpfen wieder herauszukommen. Ich bin heilfroh, dass ich in diesen Laubhaufen gefallen bin, sonst hätte ich mir wahrscheinlich noch den Hals gebrochen. Als ich mich durch die Blätter wühlte, fand ich auf einmal den Plan.«
»Und du hast ihn eingesteckt«, nickte Primus. »Was ist das für eine Sichel, die darauf abgebildet ist?«
Miss Plim blickte zu Boden und sah den Stein an. »Ich weiß es nicht genau«, sagte sie ernst. »Dieser Stein ist anscheinend ein Bruchstück von einer Mondsichel, die angeblich vor vielen Tausend Jahren gebaut wurde und hoch oben über dem Finsterwald hing.«
Primus unterbrach sie. »Gebaut? Von wem?«
»Das weiß ich nicht.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe auch keine Ahnung, wofür sie letztendlich gut war. Dem Plan nach bestand sie aus einem eigenartigen Material. Oder besser gesagt: aus verschiedenen verführerischen Elementen.«
»Was soll das heißen, verführerische Elemente ?« Primus richtete sich auf.
»Diese Sichel setzte sich aus mehreren Segmenten zusammen. Fünf, um genau zu sein. In jedem Segment steckte eine bestimmte Eigenschaft. Da waren Reichtum und Glück. Auch Unsterblichkeit und Schönheit waren dabei. Und schließlich Macht ! Sie schwebte über dem Wald, getragen vom Sternenlicht und zusammengehalten von Dunkelheit. Jedenfalls steht es so auf dem Plan.«
»Aha«, sagte er, »daher hast du auch gewusst, dass der Stein in der Luft schweben kann. Man muss ihn also nur ins Sternenlicht halten.«
Stolz hob sie das Kinn.
»Aber wenn das stimmen sollte, dann kann diese Sichel eigentlich nicht sehr lange über dem Wald geschwebt haben«, wandte Primus ein. »Spätestens bei Tagesanbruch oder bei einer dicken Wolkenschicht wäre sie genauso heruntergefallen wie der Stein gerade eben.«
Plim blies die Backen auf.
Primus aber sprang von der Kiste, hob den Stein auf und betrachtete die abgeschlagene Seite. »So wie es aussieht, ist wohl auch etwas Ähnliches passiert.« Er legte den Finger an die Nase. »Einmal angenommen, diese sonderbare Geschichte mit den Elementen stimmt tatsächlich, was könnte man mit diesem Ding wohl noch alles anstellen?«
»Keine Ahnung«, antwortete Plim. »Aber vielleicht kann man ja die Eigenschaft des Steins für etwas benutzen?! Dabei kommt es natürlich darauf an, welches der fünf Elemente in ihm steckt.«
Primus legte den Stein auf die Truhe und hielt den Finger drauf. »Weißt du vielleicht, welche Eigenschaft dieses Stück hier beinhaltet?«
Plim schüttelte den Kopf. »Als der Stein schwebte, hat er sich nach unten gedreht. Demnach wird es die untere Spitze der Sichel sein. In
Weitere Kostenlose Bücher