Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee
die Nacht, in der er geleuchtet hat. Vielleicht solltest du so einen als Nebelscheinwerfer an deinen Lenker binden. Dann findest du bestimmt viel besser nach Hause, wenn man dich das nächste Mal in den Wald katapultiert.« Und mit einem fürsorglichen Lächeln fügte Primus hinzu: »Nur zu deiner eigenen Sicherheit.«
Plim starrte auf das Pergament. Ihre Pumpbewegungen wurden dabei immer langsamer. Sie schaute zum Kessel, dann wieder auf das Pergament und schließlich legte sie den Blasebalg beiseite.
Nun stand sie auf und schritt mit kritischem Blick auf Primus zu. »Woher weißt du, dass so ein Stein leuchten kann?«, fragte sie schnippisch.
»Ganz einfach, der liegt bei mir zu Hause im Schlafzimmer und beleuchtet mir meine Abendlektüre.«
Plims Augen weiteten sich. Sie schnappte sich das Einmachglas.
»DU WILLST MICH WOHL FÜR DUMM VERKAUFEN?!«, brüllte sie. »Welcher Stein liegt bei dir im Schlafzimmer?«
Primus war hocherfreut. Nicht mehr lange und Plim würde überkochen. »Na, der da«, sagte er gelassen und deutete auf den Plan.
»Erzähl mir keinen Blödsinn«, rief sie, »dieses Ding ist riesengroß!«
»Meines nicht«, trällerte er. »Handlich und klein.«
Plim schaute ihn von der Seite an. Vielleicht war es nun endlich so weit. Wenn sie das Glas jetzt gegen die Wand warf, dann musste er sich nur im richtigen Augenblick verwandeln. Aber Plim reagierte völlig anders, als er es erwartet hatte.
Sie schritt geradewegs mit ihm zum Tisch, klappte das Zauberbuch zu und stellte das Einmachglas darauf. Dann schnappte sie sich den Hocker, setzte sich, schlug die Beine übereinander und atmete tief durch. Nachdem sie ihre Haare geordnet hatte, stützte sie die Ellbogen auf den Tisch und blickte Primus verführerisch in die Augen.
»Also, noch einmal«, kam es aus ihrem Mund, gefolgt von einem charmanten Augenaufschlag. »Du willst mir also erzählen … dass ein Teil von dieser dünnen Sichel … die auf dem Plan dort drüben abgebildet ist … bei dir in deinem Schlafzimmer liegt?«
Primus drückte seine Nase an das Glas und sah ihr ebenso tief in die Augen. Dann sagte er: »Ja!«
»Aha«, entfuhr es Plim, bevor sie mit gedämpftem Ton näher auf das Thema einging: »Welcher Teil ist es denn genau?«
Primus tat so, als würde er scharf überlegen, und setzte an: »Die …«, darauf machte er eine kleine Pause, bis er schließlich hinzufügte, »… Spitze.«
Plims Gesichtsausdruck verfinsterte sich. Ruckartig beugte sie sich vor.
»AN DIESER SICHEL SIND ABER ZWEI SPITZEN, FALLS DU ES NOCH NICHT BEMERKT HAST«, schrie sie ihn an.
»Na, was weiß denn ich«, entgegnete Primus, wobei er vorwurfsvoll den Kopf schüttelte. »Macht das denn einen Unterschied?«
»UND ZWAR EINEN GEWALTIGEN!!!«, kreischte Plim durch die Löcher in das Glas.
Dann lehnte sie sich wieder zurück. Prüfend sah sie die Fledermaus an.
»Wo ist dein Schlafzimmer überhaupt? Irgendwo im Wald, auf einem Baum?«
»Was soll die Frage?« Primus versuchte, angewidert zu klingen. »Glaubst du vielleicht, ich würde dich zu mir einladen?«
»Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte sie spitz. »Du gibst mir diesen Stein und ich lasse dich dafür wieder fliegen.«
Primus lachte. »Dir glaube ich kein Wort. Was willst du denn damit machen?«
Plim rollte mit den Augen. »Leuchtreklame. Eine Leuchtreklame über der Haustür.«
»Bringt aber nicht viel, wenn diese nur einmal im Monat brennt«, winkte er ab.
»Das ist für Sonderaktionen. Außerdem will ich jetzt gar nicht mehr lange mit dir herumdiskutieren. Entweder Stein oder Kochtopf.«
Plim zeigte mit dem Finger auf den Kessel.
Natürlich traute Primus ihr nicht über den Weg. Aber wenn er Plim aus dem Haus locken könnte, dann hätte er genügend Zeit, sich einen neuen Fluchtplan zu überlegen. Außerdem könnte sie den Stein ruhig haben, dann setzte er sich zum Lesen eben in Zukunft vor den Kamin.
»Dachgeschoss, krummer Turm, am Ende vom Distelpfad«, sagte er und fügte hinzu: »In der dicken Truhe unter dem Fenster.«
»Ist das etwa dieses Gemäuer auf dem Hügel, das so aussieht, als würde es jeden Moment einstürzen? Dann dürfen wir keine Zeit verlieren! Ach, und du kommst mit. Nur um sicherzugehen, dass du mir hier in der Zwischenzeit keinen Blödsinn anstellst.«
Mit diesen Worten schnappte sie sich ein dunkelgrünes Einkaufsnetz, warf Primus mit seinem Glas hinein und holte aus der Ecke neben dem Kleiderschrank ihren Rennbesen hervor. Über dem
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