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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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Umdrehungen.«
    Schlenkernd und mit einem gehörigen Drehwurm erreichten sie die Bibliothek.
    Plim musste sich erst einmal orientieren.
    »Da oben ist das Fenster«, schrie Primus. »Glaubst du, du kommst im Flug hindurch?«
    Sie nahm den Griff ihrer Tasche zwischen die Zähne und beugte sich weit über den Fahrradlenker.
    »Daf werden wir fon fehen!«
    Die Glasscheiben des Daches vibrierten, als Plim in der Halle Vollgas gab. Sie schlug einen Haken, nahm Anlauf und zog dann senkrecht nach oben. Um Haaresbreite steuerte sie den Rennbesen durch die Fensterluke ins Freie, bevor sie in ein lautes JIPPIEEE ausbrach. Auch Primus jubelte. Er kam auf sie zugeflogen, hockte sich auf den Fahrradlenker und so sausten die beiden knatternd über die Hauptstadt dahin.
    Im Eiltempo ging es über den Mondwassersee und schnurstracks auf die Nebelfelder zu. Der alte Turm, in dem sich die Karte befand, war ihr nächstes Ziel. Schon vom Seeufer aus konnten sie das Gemäuer erkennen, wie es auf dem höchsten Hügel der Felder stand. Plim flog so schnell, wie sie konnte. Vor dem Turm ging sie tiefer, zog eine Kurve und schraubte sich schwungvoll nach oben zur Turmstube. Dort sprang Primus vom Lenker. Er breitete seine Flügel aus und ließ sich seitlich nach unten fallen. Im Segelflug ging es durch das Fenster hinüber zum Tisch.
    Der Spiegel schlug die Augen auf.
    »Gold öffnet immer Tür und Tor, nicht wahr?«, sagte Primus zu ihm, wobei er sich mit seinen Krallen die Karte schnappte. »Danke für den Hinweis.«
    Anschließend ging es wieder zum Fenster hinaus. Plim umkreiste noch immer die Turmstube.
    »Ich habe die Karte«, rief Primus ihr zu. »Flieg mir nach! Ich weiß, wo die Tür ist.«
    Er kippte nach vorne. Pfeilgerade ging es den Turm hinunter. Unten im Garten saß Snigg mittlerweile wieder auf seinem Komposthaufen und wühlte, wie immer hungrig, unter den Blättern. In Windeseile schoss die Fledermaus über seinen Kopf hinweg. Doch noch bevor Snigg etwas sagen konnte, folgte der zweite Anschlag. Plim kam auf ihrem Besen hinterhergeflogen, trat aufs Gas und ließ den Kürbis in einer dicken Rauchwolke stehen.
    »Heee! Soll das etwa der Willkommensgruß sein, dass ich wieder zu Hause bin?«, hustete Snigg. »So etwas nennt man nächtliche Ruhestörung!«
    Er sprang auf die Gartenmauer und sah Primus im Dunkel der Nacht verschwinden. Plim folgte ihm dicht auf den Fersen.
    »Jetzt verstehe ich gar nichts mehr«, knurrte Snigg. »Ist sie etwa schon wieder hinter ihm her?« Für einige Sekunden dachte er nach. »Oder gibt es dort unten vielleicht etwas zu essen?«
    Er sprang von der Mauer und hoppelte ihnen durch das Gras hinterher.
    In der Zwischenzeit waren Primus und Plim bei den drei kleinen Hügeln am Waldrand angekommen. Genau hier lag die Stelle, wo Primus vor einigen Tagen die Kobolde beobachtet hatte und wo er anschließend von Plim überrascht worden war. Er holte den Knopf aus der Tasche, hielt ihn in die Höhe und lief um den ersten Hügel herum. Verwundert schaute ihm Plim dabei zu.
    »Und du glaubst, damit gehen die Türen auf?«
    »Das werden wir gleich sehen«, antwortete er. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein ganz billiger Trick dahintersteckt.«
    »Ein Trick?« Sie reckte den Kopf, während Primus hinter dem Hügel verschwand. »Könntest du vielleicht ein wenig deutlicher werden?!«
    »Entweder«, tönte es hinter dem Hügel hervor, »muss man etwas dabeihaben, das man einmal von einem Kobold geschenkt bekommen hat, oder aber …« Primus kam an der anderen Seite wieder zum Vorschein und wedelte mit dem Knopf zwischen den Fingern. »… oder aber man muss etwas dabeihaben, das einmal einem Kobold gehört hat. Mit irgend so einem Hokuspokus hängt es zusammen. Darauf gebe ich dir mein Wort.«
    Er zuckte mit den Schultern und betrachtete den Hügel. Dieser zeigte trotz alledem nicht die geringste Spur einer Veränderung.
    »In einer von Ulmes Geschichten hat es jedenfalls so funktioniert«, bekräftigte er. Dann setzte er ein zuversichtliches Gesicht auf und lief zum Nachbarhügel.
    »Vielleicht war es ja auch der falsche. Ich probiere es noch schnell bei diesem, und wenn es hier auch nicht funktioniert, da drüben ist noch …«
    Doch die letzten Worte blieben ihm im Halse stecken. Plötzlich und wie aus dem Nichts heraus flammte ein schwaches Licht auf. Regungslos blieb er stehen. Dann gab er einen triumphierenden Aufschrei von sich. Plim stand der Mund offen. Sie glaubte ihren eigenen Augen nicht trauen

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