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Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee

Titel: Das Unkrautland | Auf den Spuren der Nebelfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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Ausgang ansetzen, als er plötzlich wie angewurzelt stehen blieb.
    »Was ist denn jetzt los?«, fragte Primus.
    Snigg stand da und fing an zu schnüffeln. »Riecht ihr das nicht?«
    »Nein«, sagte Primus. Doch schon nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Aber ich höre etwas.«
    Der Kürbis weitete sein Nasenloch. Schmachtend schloss er die Augen.
    »Das riecht nach Apfelstrudel«, rief er, wobei er freudig zu hüpfen begann. »WARMER APFELSTRUDEL MIT ZIMT!«
    In diesem Moment waren auch die Schritte ganz deutlich zu hören. Eilig bewegten sie sich aus dem linken Stollen heraus genau auf sie zu. Den dreien blieb gerade noch genügend Zeit, um den Weg frei zu machen, als eine Handvoll Kobolde mit zwei mächtigen Bratpfannen an ihnen vorbeigeflitzt kam.
    »Zum Gruß! Zum Gruß! Zum Gruß!«, sagten die Kobolde und bogen im Laufschritt vor ihnen um die Ecke. Sie liefen in den Gang geradeaus und waren kurz darauf wieder verschwunden.
    Dem Kürbis lief das Wasser im Mund zusammen. Mit großen Augen blickte er den Kobolden hinterher.
    »Komm gut heim«, sagte Primus zu ihm. »Plim und ich müssen auch in diese Richtung.«
    »Genau«, fügte Plim hinzu, »und wenn du oben zur Tür herauskommst, dann schau bitte kurz nach, ob mein Besen noch da ist.«
    Sie wandten sich um und liefen in den Tunnel hinein.
    »WARTET«, rief Snigg, »ich habe es mir anders überlegt. Vielleicht komme ich ja doch lieber mit. Nur für den Fall, dass ihr euch verlauft.«
    Dann sprang er ihnen, mit dem Duft von Apfelstrudel in der Nase, hinterher.
    Je weiter sie nun kamen, desto höher und breiter wurde der Stollen. Nach einiger Zeit konnte sogar Primus aufrecht gehen, ohne mit seinem Zylinder gegen die Decke zu stoßen. Aber das war längst nicht das Einzige, das sich hier ändern sollte. Denn in dieser Richtung wurde es auch zunehmend lauter und belebter. Von allen Seiten mündeten nun Tunnel in den Stollen und von überall her strömten Kobolde herbei. Primus und Plim kamen sich bald vor wie zwischen den Marktbuden in Hohenweis – nur mit dem Unterschied, dass dieser Trubel hier wesentlich ausgelassener war. Eine undurchdringliche Geräuschkulisse aus Flötentönen, Gelächter und klirrendem Geschirr erfüllte den Gang, in dem sich Hunderte von Kobolden tummelten. Es wurde jongliert, getanzt und gefeiert. Ganz ohne Zweifel, hier unten war ein Volksfest im Gange!
    Der komplette Stollen war festlich geschmückt und hell beleuchtet. Fässer wurden umhergerollt, Töpfe herangetragen und an jeder Ecke roch es nach Backwerk, Braten, Honig oder Süßigkeiten. Snigg fühlte sich wie im Paradies. Die Koboldmusikanten zwängten ihre Instrumente durch die Menge, die Kellermeister trugen Krüge und Flaschen, und die Köche brachten die leckersten Speisen herbei. Sie alle bewegten sich, unter Lautenschlag und Schellenklang, auf einen großen Torbogen zu, der zu einer gewaltigen Halle führte. Darin fand das Bankett statt.
    Primus und Plim konnten in dem Gewühl kaum einen Schritt tun. Die Menge drängte und drückte, versperrte ihnen den Weg und schob sie, ob sie wollten oder nicht, langsam in den Festsaal hinein.
    Dieser erstrahlte in funkelndem Glanz. Unzählige lange Tafeln waren aufgereiht, vor denen kleine Holzschemel standen. Fahnen hingen von der Decke, Girlanden aus Kornblumen spannten sich durch den Raum und überall schimmerten gelbe Laternen voll tanzender Glühwürmchen. Im hinteren Teil des Saals befand sich ein Podium, um das sich die Musikanten mit ihren Harfen und Trompeten gruppierten. Daneben stand ein alter Kobold mit einem prächtigen Hut und einer goldenen Schärpe. Feierlich hielt er eine Schriftrolle in seinen Händen, wobei er erhaben über seinen Zwicker hinwegblickte.
    Primus und Plim merkten schnell, dass sie nicht die einzigen Menschen waren, die sich hier unter das Koboldvolk mischten. Mehrere bärtige Würdenträger, die offenbar der Regierung oder der Akademie von Hohenweis angehörten, saßen an einem Tisch vor dem Podium. Einige von ihnen hatte Primus schon einmal im Zauberzirkel abgebildet gesehen. Doch namentlich kannte er keinen der hohen Herren.
    Dann wurden die Speisen hereingetragen. Es klimperte und klapperte. Deckel wurden geöffnet und Töpfe verteilt. Ein regelrechter Aufruhr ging durch die Menge, als daraufhin die Getränke folgten.
    »Wo sind wir denn hier hineingeraten?«, fragte Plim. »Wir haben jetzt überhaupt keine Zeit für ein gemütliches Nachtmahl in trauter Gesellschaft. Wir müssen zusehen, dass

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