Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
schon einmal gerochen hatte.
»Riechst du das auch?«, flüsterte sie.
»Na klar«, sagte er, »das mieft wie in einem alten Kleiderschrank.«
»Falsch«, entgegnete Plim, »das ist etwas anderes, da bin ich mir vollkommen sicher. Ich kenne das nämlich von irgendwoher.« Sie schnippte ein paarmal mit den Fingern und blickte grübelnd zur Decke. »Hach, ich komme bloß nicht dahinter, woher.«
Primus zuckte mit den Schultern. Er kannte den Geruch jedenfalls nicht.
Dann reichte er ihr die Zaubernuss und beide betrachteten staunend den Raum. Primus und Plim hatten keine Vorstellung, was in diesen Mauern geschehen war. Aber im Großen und Ganzen sah es ganz danach aus, als hätte hier jemand einen kräftigen Wutanfall gehabt.
Da waren die Überreste von einem Tisch, umgeworfene Stühle und eine Handvoll zerbrochener Bretter, die wohl einst zu einem Regal gehört hatten. All die Dinge schienen zerstört und wie wild durch die Gegend geworfen. Das gleiche Bild bot auch der Raum nebenan. Dort fanden sie einen rostigen Holzofen, ein klappriges Bettgestell und einen mit Leder bezogenen Sessel, ähnlich wie bei Primus zu Hause. Ein Wandschrank lag vor ihnen auf dem Boden, von dessen Seiten die Farbe blätterte. Ansonsten aber sahen sie nichts weiter als haufenweise zerbrochenes Geschirr und rostige Töpfe.
»Du meine Güte«, schnaufte Plim, »wer hat hier denn gewütet?«
»Das frage ich mich auch«, antwortete Primus.
Er schob mit dem Fuß die Tonscherben zur Seite und blickte durchs Zimmer. In diesem Raum schien aber auch gar nichts mehr heil zu sein.
Plötzlich geriet ihm der lederne Sessel ins Visier. Er neigte den Kopf und ging langsam darauf zu. Das Polster war zerrupft und auf seltsame Weise zerschlissen. Verbogen ragten die Sprungfedern heraus und legten so den Blick ins Innere des Sitzes frei. Da musste doch etwas faul sein, ging es ihm durch den Kopf. Primus beugte sich hinab und inspizierte kritisch das aufgerissene Leder. Bald schon fand er seinen Verdacht bestätigt.
»Tja«, grinste er sie an, »wer auch immer das gewesen sein mag, auf jeden Fall hat dieser Jemand nach etwas gesucht, und das mit einem ziemlichen Eifer.« Er deutete vor sich auf das Polster. »Sogar den Sessel hat er aufgeschlitzt und durchwühlt.«
Plim kam zu ihm herüber. »Tatsächlich«, staunte sie, »kreuz und quer zerschnitten, wie mit einem Messer!«
In Gedanken zupfte Primus an den Sprungfedern. »Das sieht mir beinahe danach aus, als wären wir nicht die Einzigen, die hinter dem seltsamen Buch her sind. Da gibt es wohl noch jemand anderen.« Er biss die Zähne zusammen und starrte vor sich auf den Fußboden. »… und wenn das stimmen sollte, dann würde es mich natürlich brennend interessieren, wer das wohl sein könnte.«
Die beiden blickten sich schweigend an.
Dann aber ballte Plim ihre Fäuste. »Vielleicht ist es ja Rabenstein«, rief sie, »könnte doch sein, oder? Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass dieser Kerl uns in die Quere kommt.«
Primus nickte. »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber dennoch sagt mir irgendetwas, dass wir vor dem fürs Erste sicher sind.«
»Wieso? Vielleicht ist dein alter Freund ja unter dem Schuttberg, der ihm auf den Kopf gefallen ist, wieder hervorgekrochen.«
»Ich wüsste nicht, wie er das angestellt haben sollte«, sagte Primus. »Denn als anschließend auch noch die Grotte eingestürzt ist, muss fast der halbe Wald durch die Decke gekommen sein. Und da buddelt der sich nicht so schnell frei. Wenn nicht die Kobolde in der Gegend eine neue Postleitung verlegen und ihn dabei zufällig ausgraben, dann bleibt er wohl noch für eine ganze Weile dort unten liegen und kann uns nicht gefährlich werden.« Er verschränkte die Arme und schielte nachdenklich zum Fenster hinaus. »Nein, nein«, murmelte er, »das muss ein anderer sein, der hier sein Unwesen treibt.«
»Aber wenn es nicht Rabenstein ist, wer könnte es dann sein?«
»Ich weiß es nicht«, antwortete Primus. »Das ist mir auch ein Rätsel. Außer mir und Rabenstein konnte eigentlich niemand von Ulmes geheimen Forschungen oder diesem Buch aus Messing gewusst haben.«
»Bist du dir da sicher?«, drängte sie. »Überleg doch noch einmal. Vielleicht gab es ja doch jemanden?!«
»Ich erinnere mich nicht mehr. Das Ganze ist schon eine Ewigkeit her.«
»Jetzt stell dich doch nicht immer so an«, stöhnte sie, »das kann doch nicht so schwer sein.« Sie trommelte mit dem Finger auf die Armlehne. »Du denkst
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