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Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Titel: Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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kombinierte. Könnte dies etwa das Ende jenes Pfades sein, dessen Anfang er neulich hinter der rätselhaften Absperrung im Finsterwald entdeckt hatte? Möglich wäre es ja. Auf jeden Fall konnte es unmöglich der besagte Pfad sein, von dem die alte Großmutter gesprochen hatte. Denn weder verlief dieser hier in Schlangenlinien noch war er mit pechschwarzen Kieseln bedeckt – und schneeweiße Birken gab es hier auch nicht. Dafür aber sahen Primus und Plim etwas anderes!
    Blitzschnell sprangen sie hinter einen der Bäume und versteckten sich. Dann lugten sie langsam und vorsichtig am Stamm vorbei. Da war sie endlich! Auf einer Wiese, vom Mondlicht beschienen, stand eine düstere und fast vollkommen verfallene Hütte.
    Primus war wie gebannt. Aufmerksam ließ er seinen Blick über das gespenstische Häuschen gleiten, dessen leere Fenster ihn durch die Dunkelheit anstarrten. Er schluckte. Die Geschichten der Leute hatten tatsächlich nicht zu viel versprochen. Verwunschen stand die Hütte da, von Windstößen verdreht, mit schiefen Mauern und verwitterten Schindeln. Das Dach, an der hinteren Seite eingedrückt, ragte an der gegenüberliegenden jäh zum Himmel empor. Fast sah es aus wie ein halb umgefallenes Kartenhaus. Für Primus schien es wie ein Wunder, dass diese Hütte überhaupt noch stand. Die Scheiben der Fenster waren zersprungen, das Türblatt baumelte schief in den Angeln und zwischen den verrotteten Balken nisteten Scharen von Raben.
    »Das ist ja eine Ruine«, raunte er, »und auch noch eine vom allerhöchsten Grad.«
    Plim schaute ihn überrascht an. »Na, was hast du denn erwartet?«, fragte sie. »Etwa ein schnuckeliges Landgut mit Vorgarten und Springbrunnen?!«
    Er zog die Nase hoch. »Das vielleicht nicht gerade. Aber denkst du wirklich, dass in diesem finsteren Loch jemand wohnt?«
    »Wie oft soll ich dir das eigentlich noch sagen. Da wohnt der Bergteufel drin. Und mit dem ist nicht gerade gut Kirschen essen. Am besten, der Geselle läuft uns gar nicht erst über den Weg.«
    Primus beäugte misstrauisch das alte Gebäude. Er wusste nicht, woran es lag, aber irgendwie kam ihm die ganze Sache doch sehr, sehr merkwürdig vor.
    Schließlich fiel sein Blick auf die kaputte Eingangstür. »Du«, flüsterte er, »ich glaube, dein Werkzeug brauchen wir gar nicht. Schau mal, der Bergteufel hat sogar die Tür für uns offen gelassen.«
    »Na, umso besser«, freute sich Plim, »dann streift er wahrscheinlich gerade wieder einmal durch die Sümpfe und hat vergessen sie zuzumachen.«
    »Das glaubst du doch wohl selbst nicht, oder?!«
    »Wieso? Das passiert mir laufend.«
    Primus kratzte sich ungläubig am Kopf.
    »Jetzt komm schon«, drängte Plim, wobei sie an seinem Ärmel zupfte, »wir müssen schnell machen. Uns bleibt vielleicht nicht viel Zeit, bis er zurückkommt und uns erwischt. Wir gehen da jetzt rein, schnappen uns das Buch und machen uns dann gleich wieder aus dem Staub. Hinterher wird der gar nicht merken, dass wir überhaupt da gewesen sind. Hihi.«
    Das klang überzeugend.
    Sie ließen Plims Besen hinter den Bäumen und schlichen geduckt durch das kniehohe Gras. Geisterhaft zeichnete sich das Gemäuer vor ihnen ab. Mit jedem Schritt, den Primus und Plim näher kamen, wurde der Verfall des Hauses deutlicher. Die Schindeln waren mit Moos bedeckt, die Mauern zerbröckelt und aus den zersprungenen Fenstern wehten Spinnweben wie Vorhänge im Wind. Nach und nach beschlich die beiden nun doch ein flaues Gefühl. Jederzeit zur Flucht bereit, beäugten sie die Hütte, ob sich nicht doch etwas in ihr bewegte. Die Luft war zum Zerreißen gespannt. Schwarz und düster klaffte ihnen der Eingang entgegen und immer deutlicher konnten sie den Geruch von Moder und altem Holz riechen.
    Jetzt mussten sie leise sein. Sie huschten über die Wiese und achteten tunlichst darauf, wohin sie traten. Selbst das Knacken eines Zweiges konnte sie im Zweifelsfall nun verraten.
    Doch alles lief wie geschmiert und nicht ein Laut durchtrennte die Stille der Nacht. Zumindest bis zur Hälfte der Strecke …
    Dann nämlich blieb ihnen die Spucke weg.
    Wie aus dem Nichts ertönte ein Kreischen, dass es den beiden kalt über den Rücken lief. Schreiend und krächzend erhoben sich Raben aus dem Dachstuhl und flatterten im Mondschein über ihre Köpfe hinweg. Damit hatte keiner der beiden gerechnet. Plim wurde von einer Sekunde zur nächsten kreidebleich. Starr vor Schreck stand sie da und setzte zum Aufschrei an. Doch Primus hatte

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