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Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)

Titel: Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Seitz
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den Wolken?! Sie hob die Hände und beschattete ihr Gesicht. Hoch in den Lüften schwebte ein kleiner Ball lautlos über sie hinweg. Plim zwinkerte in die Sonne. Sie kniff die Augen zusammen und betrachtete das kugelrunde Objekt, das entfernt einem Wachstropfen glich. Sachte erhob es sich in die Wolken und flog zu den Bergen nach Süden.
    Dann endlich erkannte Plim, worum es sich dabei handelte. Es war ein Ballon! Ein weißer Heißluftballon mit einem geflochtenen Korb. Schweigend stand sie im Gras und schaute ihm nach.
    Da war es ihr auf einmal, als hätte der Wind sich gedreht. Seltsame Töne drangen an ihr Ohr und das Gras schien höher als zuvor. Verwundert blickte Plim über die Landschaft. Die Wiese, auf der sie gerade noch gestanden hatte, war plötzlich verschwunden. Stattdessen befand sie sich nun auf einem Hügel zwischen Sträuchern und Pilzen. Ein Pfad führte zur Kuppe hinauf, deren Mittelpunkt sogleich ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Denn zu ihrem großen Erstaunen war sie nicht alleine an diesem Ort. Außer ihr war noch jemand da!
    Mit dem Rücken zu ihr gewandt, erkannte Plim eine Frau. Diese war um einiges älter als sie selbst, doch von ebenso schmaler und hochgewachsener Gestalt. Das rötliche Haar hatte sie zu zwei Zöpfen geflochten, die ihr vorne über die Schultern fielen. Wer konnte das sein? Plim betrachtete die rätselhafte Frau, die in einer eigenartigen Haltung am Ende des Pfades stand. Den Kopf zur Seite geneigt hielt sie ihr Ohr an ein Bäumchen, das als Einziges in der Mitte des Hügels wuchs. Die fremdartigen Klänge wurden indessen lauter. Anfangs waren es nur wirre Geräusche – undeutlich und verzerrt. Dann aber formten sie sich langsam zu Tönen, bis es Plim schließlich schien, als würde sie eine Stimme vernehmen.
    Sie schlich näher und lauschte.
    Und tatsächlich hatten ihre Ohren sie nicht getäuscht. Aus der Mitte des Hügels drangen Worte zu ihr – geheimnisvoll, mystisch und gesprochen in Versen. Plim hielt voll Verwunderung inne. Denn viel seltsamer als die rätselhaften Verse war die Tatsache, dass es offenbar nicht die Frau war, welche hier sprach. Die Stimme ging von dem merkwürdigen Bäumchen aus!
    Plim stutzte. Etwas Ähnliches hatte sie bisher noch niemals gehört. Die Stimme klang wie ein Summen, ein sanftes Vibrieren – fast so, als würde jemand einen Kamm vor den Mund halten und darauf blasen. Lautlos verharrte sie hinter der Frau und versuchte den Worten zu folgen.
    Von einem Mann war die Rede, so viel stand zweifelsfrei fest. Von einem alten Mann, der die Bleiberge durchquerte und zu den Schwefelzinnen emporsteigen wollte. Die Frau auf dem Hügel war wie gebannt. Sie fragte die Stimme, was mit ihm passiert sei, und bat inständig darum, alles über ihn zu erfahren.
    Die Antwort folgte sofort:
    Der Ballon war zerschellt, kam es geflüstert, in den Bergen verloren. Der scharfe Stein schnitt die Leinen entzwei. Jäh fiel der Ballon ab und schlug auf den Fels. Doch der Mann überlebte und ging zu Fuß seines Wegs. Über Brücken führte ihn dieser, durch Tunnel und längst vergessene Stollen. Die Stimme sprach von einem Tor, einem Durchgang und einem verhängnisvollen Abzweig. Trügerisch sei jener gewesen, falsch und gefährlich. Der Mann fand eine Treppe und stieg hinauf. So gelangte er höher und höher und auch der Wind wurde immerzu stärker. Stürme tobten und Blitze durchzuckten den Himmel, als der Mann entkräftet den Gipfel erreichte.
    Dann aber trat ihm der Eiswind entgegen.
    Erbarmungslos riss dieser ihn mit sich. Er nahm ihm die Sicht, spuckte Hagel und Schnee und trieb ihn lachend in die höllischen Spalten hinein. So verschwand der Mann schließlich im ewigen Eis.
    Als die Frau das hörte, begann sie bitterlich zu schluchzen. Gebeugt stand sie da und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
    Dann wurde es dunkel.
    Der Hügel verschwand und die Frau löste sich auf. Doch der seltsame Traum dauerte an. Denn schon im nächsten Moment fand sich Plim in einem niedrigen Kellerraum wieder. Regale mit Kräutern säumten die Wände und Reihen von Tonkrügen den Boden. Auf den ersten Blick sah es beinahe so aus wie bei ihr zu Hause. Es gab Gläser und Schüsseln, Körbe und Flaschen. Leichtfüßig schritt Plim durch den Raum.
    Da bemerkte sie plötzlich einen Tisch, auf dem eine Öllampe brannte. Sie sah ein Tintenfass, Federkiel und Papier sowie eine Menge goldglänzender Gegenstände, die wahllos verstreut auf der Tischplatte lagen. Es waren gewöhnliche

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