Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
sich immer um Plims blöde Tasche kümmern?! Es war wirklich zum Verrücktwerden.
Augenblicklich sprang er vom Fensterbrett und kroch in die Hütte zurück. Auf allen vieren krabbelte er nun über den Boden, bevor er hinter dem umgefallenen Wandschrank in Deckung ging. Von hier aus spähte er durch die Tür ins angrenzende Zimmer. Wieder sah Primus nur den Teil eines Schattens, der unscharf und verzerrt über die Wände glitt. Der Bergteufel musste in einer der hinteren Ecken stehen. Primus lugte am Wandschrank vorbei, um zumindest einen kurzen Blick auf ihn werfen zu können – da trat der Bergteufel plötzlich aus dem Schatten hervor.
Primus blieb die Spucke weg. Der Unhold sah aus wie ein riesiger Steinbock, genau wie Plim ihn beschrieben hatte – mit mächtigen Hörnern und struppiger Mähne. Braun war sein Fell und blank waren seine Hufe. Das Mondlicht fiel durch die Fenster und zeichnete seine Umrisse inmitten der Staubwolken ab. Wie grüne Smaragde funkelten seine Augen, während er umtriebig im Nebenraum die Tonscherben beiseiteschob.
Aufmerksam sah ihm Primus dabei zu. Was immer der Bursche auch gerade tat, zumindest schien er äußerst beschäftigt zu sein. Das musste er ausnutzen!
Schnell machte er sich auf und kroch über den Fußboden zu Plims Handtasche hinüber. Es war nicht gerade einfach, sich bei all dem Schmutz und den Scherben unbemerkt durch das Gerümpel zu bewegen. Wohin Primus auch tappte, überall lagen Holzteile und Glassplitter verteilt, die fürchterlich stachen und piksten. Der alte Dielenboden bog sich unter seinem Gewicht und beißend stiegen ihm Staubflocken in die Nase. Schließlich aber war er beim Sessel angekommen.
Er griff nach der Tasche und blickte mit schweißnasser Stirn zum Fenster. Dort stand Miss Plim und streckte freudig den Daumen empor. Sie klatsche lautlos mit den Händen Beifall und winkte Primus zu sich herüber. Auf der Stelle machte er sich auf den Rückweg. Er schob die Handtasche vor sich her, während er Stück für Stück auf das Fenster zukrabbelte.
Dann passierte es!
Ein Knacken schoss durch den Boden, als Primus mit seinen Knien über die Bretter glitt. Schlagartig hob der Bergteufel das Haupt. Er drehte sich um und blickte suchend durchs Zimmer.
Primus biss verzweifelt die Zähne zusammen. Er packte die Tasche und rutschte flink wie ein Wiesel zurück hinter den umgefallenen Schrank. Dort legte er sich flach hin. Der Bergteufel bewegte sich nicht und schien zu lauschen. Keiner der beiden gab den leisesten Ton von sich. Schließlich ging der Bergteufel wieder ans Werk. Klimpernd und klappernd stöberte er weiter. Primus hatte noch einmal Glück gehabt.
Ohne weitere Zwischenfälle kroch er zum Fenster und reichte Plim ihre Handtasche. Diese nahm sie mit großer Erleichterung in Empfang. Anschließend streckte sie ihre Hand aus und forderte Primus auf, nach draußen zu kommen. Dieser aber blieb hinter dem Fenster stehen und überlegte kurz.
Noch waren sie nicht in Sicherheit!
Wo sollten sie hin? – ging es ihm durch den Kopf. Sie konnten entweder hier in der Nähe der Hütte bleiben und sich irgendwo verstecken oder aber quer über die Wiese zu den Bäumen rennen. In beiden Fällen liefen sie jedoch Gefahr, dass der Bergteufel sie früher oder später entdecken würde.
Primus zog Plim zu sich heran. Er formte seine Hand um den Mund und flüsterte ihr leise übers Fensterbrett ins Ohr. »Ihr beiden verschwindet jetzt ganz schnell zum Wäldchen«, sagte er. »Klettert auf einen der Bäume und wartet dort auf mich. Ich lenke ihn einstweilen ab.«
Das gefiel ihr gar nicht. »Ich will da nicht alleine rüberlaufen. Was, wenn er uns bemerkt?«
»Das wird er nicht«, tuschelte Primus. »Dafür werde ich schon sorgen, versprochen.«
»Und wenn etwas dazwischenkommt?«
»Da kommt nichts dazwischen«, drängte er, »jetzt nehmt die Beine unter die Arme.«
Plim griff nach Bucklewhee und hob ihn auf. Dieser hielt noch immer seinen Schnabel geschlossen. Sie steckte den Gockel unter den Arm, schnappte sich ihre Handtasche und rannte, als wäre der Teufel hinter ihr her.
Nun legte auch Primus los. Er verwandelte sich und flog in die hinterste Ecke des Raums.
»Huhu«, rief er zum Bergteufel hinüber, »ich bin hier! Kann ich Euch möglicherweise bei irgendetwas behilflich sein?«
Mit grimmiger Miene schoss der Bergteufel herum. Er kam durch die Tür gestürmt und schaute knurrend durch das Zimmer.
In der Zwischenzeit aber war Primus unbemerkt an der
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