Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
Dinge, wie sie in nahezu jeder Behausung zu finden waren. Doch seltsamerweise schienen sie alle vergoldet zu sein und auf Hochglanz poliert!
Da waren Stricknadeln und ein Schlüssel, kleine Sterne und blitzende Amulette. Neugierig begann sie zu stöbern. Es gab ein Glöckchen, ein Pendel, einige Ketten und sogar eine Handvoll kunstvoller Armreife. Sofort und ohne zu zögern, streckte Plim ihre Hand danach aus. Sie dachte nicht einmal im Traum daran, an den Dingen vorbeizugehen, ohne sie einzustecken. Doch zu ihrem Ärger griff sie ins Leere. Denn genau wie der Hügel, so war auch der Tisch urplötzlich verschwunden, und mit ihm all die schönen Sachen, die darauf gelegen hatten.
Auf ihrem schlafenden Gesicht zeichnete sich eine beleidigte Schnute ab. Enttäuscht zog sie den Kopf ein, kuschelte sich in den Kragen und grummelte leise vor sich hin. Doch Plim wachte nicht auf. Denn der seltsame Traum hatte noch mehr mit ihr vor! Unablässig führte er sie weiter durch das Geschehen längst vergangener Tage.
Jetzt tauchte ein weiterer Raum vor ihr auf. Klein und niedrig, aber dennoch vertraut. Irgendwo hatte sie ihn schon einmal gesehen, kam es ihr in den Sinn, aber wo? Sie drehte sich um und blickte durchs Zimmer.
Dann fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen. Richtig, es war das Zimmer in der Schwarzen Hütte! Jener Raum, in dem sich auch der lederne Sessel befand. Doch irgendwie sah es hier auf einmal ganz anders aus, stellte sie fest – und von Verwüstung fehlte jegliche Spur. Stattdessen war das Bett frisch bezogen, die Kissen aufgeschüttelt und vor den Fenstern hingen Vorhänge mit bunten Mustern und farbigen Blumen. Das Mondlicht fiel durch die Scheiben und aus dem Durchgang zum Nebenzimmer glimmte der Schein einer Lampe.
Plim ging darauf zu.
Auf einmal tauchte die Frau wieder auf, die noch kurz zuvor auf dem Hügel gestanden hatte. Hastig packte sie eine Tasche, steckte Kleider hinein und sammelte so viele Sachen zusammen, wie sie nur tragen konnte. Es war ein seltsamer Anblick. Immer wieder schaute sie ängstlich zur Haustür, die mit einer Kommode verrammelt war. Ein Stuhl klemmte unter der Klinke und in dem Türspalt befand sich ein hölzerner Keil. Sie hatte sich verbarrikadiert.
Nachdem die Frau endlich alles gepackt hatte, stand sie auf und eilte durchs Zimmer. Da ertönten hinter der Haustür auch schon Geräusche!
In Panik riss die Frau das Fenster auf, warf ihre Sachen hinaus und schickte sich an, über die Brüstung nach draußen zu steigen. Doch auf einmal blieb sie wie angewurzelt stehen. Sie blickte sich um und sah suchend durch den Raum. Dann kam sie zurück.
Schnell rannte sie auf Plim zu und stürzte ins angrenzende Zimmer. Unterdessen senkte sich quietschend der Türgriff. Die Frau biss sich auf die Lippen. Sie machte auf dem Absatz kehrt, sprang aus dem Fenster und verschwand im Dunkel der Nacht.
… in letzter Sekunde.
Denn schon im nächsten Moment ertönte ein Krachen, dass die Dachbalken bebten. Die Kommode zerbarst, der Stuhl flog durch den Raum und mit einem Knall schlug die Haustür auf. Dann schoben sich zwei riesige Hörner herein. Plim wusste sofort, wer hier im Anmarsch war.
Mit glühenden Augen und dampfendem Atem trat der Bergteufel ein. Seine verdrehten Hörner reichten fast bis zur Decke. Vor Angst schlotternd wich Plim zurück. Sie drückte sich fest gegen die Wand und blickte aus dem Dunkel zu ihm herüber. Ihre Knie waren weich wie Butter. Dann sah sie, wie der Bergteufel langsam den Kopf in ihre Richtung drehte. Seine Augen blitzten. Hass durchzuckte sein Gesicht, als er sie zitternd in der Ecke stehen sah. Jetzt saß sie in der Falle!
Aber genau das war der Moment, in dem der Traum von ihr abließ. Wie von der Tarantel gestochen fuhr Plim aus dem Schlaf. Sie riss ihre Augen auf und schnappte keuchend nach Luft. Was für ein Albtraum! Völlig verstört setzte sie sich auf und blickte sich um. Der Schreck saß ihr tief in den Gliedern.
Aber schon im nächsten Augenblick stockte ihr der Atem von neuem. Denn das Erste, was sie kurz nach dem Aufwachen sah, war Bucklewhees verdutztes Gesicht. Der Gockel hockte noch immer bei ihr auf dem Schoß und schaute sie aus nächster Nähe an.
Ach du Schreck! Im allerersten Moment konnte sich Plim überhaupt nicht mehr an das Hühnergerippe erinnern – ganz zu schweigen davon, dass sie es freiwillig zu sich auf den Schoß genommen hatte.
» WAS IST DENN DAS FÜR EIN VIEH ???!!!«, brüllte sie. » WEG MIT DIR ,
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