Das Unkrautland, Band 2: Das Geheimnis der Schwarzen Hütte (German Edition)
Primus. »Und das ist auch nicht seine Hütte, das weiß ich genau.« Er zog die Augen zu zwei Schlitzen zusammen und sah sie scharf an. »Frag mich jetzt bloß nicht, woher ich das weiß, aber ich glaube, dass diese Hütte einst einer Frau gehört hat! Einer grazilen Frau mit langen rötlichen Haaren.«
Als Plim das hörte, machte sie ein Gesicht, als hätte sie ein Gespenst gesehen.
»Ha… hast du etwa von ihr geträumt?«, fragte sie stotternd. »Die… diese Frau auf dem Hügel?«
Primus schluckte. Jetzt war er es, dem es kurzzeitig die Sprache verschlug.
»Ja«, antwortete er, »du etwa auch?«
Sie zog den Kopf ein und nickte.
»Und … und hast du …«, ihm fehlten schier die Worte, »… diesen Ballon … und die seltsame Stimme, die zu ihr gesprochen hat …?«
»Natürlich«, hauchte sie, »es war beinahe so, als wäre ich selbst dabei gewesen.«
»Nicht zu fassen«, schimpfte Primus, »was für ein seltsamer Zauber ist das nun wieder?« Er hob den Kopf und blickte sich misstrauisch um. Dann aber wandte er sich gleich wieder an Plim. »Demnach hast du also auch gesehen, wie die Frau ihre Sachen gepackt hat und wie der Bergteufel zu ihr in die Hütte gekommen ist?«
»Na, und ob«, antwortete sie, »er hat nur wenige Schritte von mir entfernt gestanden.« Sie pustete ängstlich und schüttelte sich. »Mir ist fast das Herz stehengeblieben. Warum, meinst du, bin ich so erschrocken, als kurz darauf diese knöchrige Wachtel auf mir gesessen hat?! Da bleibt einem doch glatt die Spucke weg.« Sie trommelte mit dem Finger auf den Ast. »Du kannst froh sein, dass ich nicht selbst vom Baum gefallen bin.«
Zum Glück hatte Bucklewhee das mit der Wachtel nicht gehört. Nach so einer Frechheit wäre er bestimmt für die nächsten Wochen beleidigt gewesen.
Primus aber befand sich nun voll in seinem Element. Aufgeregt dachte er nach und versuchte sich an den Traum der letzten Nacht zu erinnern. Stück für Stück kramte er ihn aus seinem Gedächtnis hervor und setzte ihn wieder zusammen. Am Ende hatte er schließlich einen klaren Ablauf im Kopf sowie ein Detail, das ihn mehr als alles andere interessierte – und zwar: das nächtliche Geschehnis mit der Frau in der Hütte!
Er kratzte sich an der Nase und knirschte mit den Zähnen. Was war damals geschehen? – rätselte er. Die Frau ist nicht gleich aus dem Fenster gestiegen, fiel es ihm auf. Sie kam noch einmal zurück in den Raum. Weshalb hat sie das nur getan …?
Schließlich begann er zu nicken. »Sie wollte etwas holen«, flüsterte er.
»Was sagst du?«
»Na, diese rothaarige Frau«, antwortete Primus. »Bevor sie aus dem Fenster gestiegen ist, kam sie noch einmal zurück ins Zimmer gelaufen. Für mich hat es so ausgesehen, als hätte sie etwas vergessen.«
»Stimmt«, sagte Plim, »daran kann ich mich auch noch erinnern. Das war, kurz bevor der Bergteufel in die Hütte gestürmt ist. Dann hat sie gerade noch im letzten Moment kehrtgemacht und ist durchs Fenster ins Freie gestürzt.« Verschwörerisch schaute sie Primus an. »Ihr ist die Zeit ausgegangen!«
Primus nickte. »Genauso war es«, sagte er. »Die Frau, wer immer sie auch gewesen sein mag, hat irgendetwas in der Hütte zurückgelassen. Etwas, was sie unbedingt hatte mitnehmen wollen.« Er zuckte mit den Augenbrauen. »Und so eifrig, wie der Bergteufel gestern in der Hütte gestöbert hat, beweist es mir nur, dass das gute Stück noch immer dort ist.«
Plim fuhr in die Höhe. »Du meinst das Buch aus Messing?!«
Ein Grinsen war seine Antwort.
»Du glaubst also, der Bergteufel ist auch hinter dem Buch her?«
Sein Grinsen wurde breiter.
»Sieht mir ganz danach aus«, antwortete er, »ich wüsste nicht, wonach er sonst suchen sollte. Er hat gestern fast die ganze Hütte auf den Kopf gestellt und war ziemlich verärgert dabei. Mittlerweile sucht unser Freund wohl schon eine geraume Zeit nach dem Buch und langsam scheint er die Geduld zu verlieren.«
Primus nickte respektvoll. »Diese Frau muss für das Buch ein bemerkenswertes Versteck gewählt haben, da kannst du dir sicher sein.« Er wandte den Kopf und blickte zur Hütte. »Ich bin gespannt, wie lange wir brauchen, bis wir es gefunden haben.«
»Moment mal«, rief Plim, »nicht so hastig. Ich verstehe nicht ganz, warum ausgerechnet diese Frau das Buch mit der Wegbeschreibung gehabt haben soll. Wollte sie denn auch hinauf zu den Schwefelzinnen? Genau wie dieser Mann im Ballon?«
»Ach ja, richtig«, flüsterte Primus, »der
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