Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das unsagbar Gute

Das unsagbar Gute

Titel: Das unsagbar Gute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
Vom Netzwerk:
Thema«, sagte er zu Sami. »Sei froh, dass du sie nicht gekannt hast.« Der Kater schien ihm das zu glauben. »Wir haben jetzt auch ein ganz anderes Problem. Dein Frauchen hat jahrelang Drogen gekocht in ihrem Labor dort drüben, stell dir vor, und der saubere Neffe hat sie verbreitet. Der wird sich wundern, wo das Geld geblieben ist, beziehungsweise hat sich schon gewundert …« Schott brauchte jetzt erst einmal etwas zu trinken. Er holte sich den Single Malt aus dem Schreibtisch im oberen Stock, an dem er nun schon so lange nicht mehr gesessen war. Er schenkte sich das Destillat von der Insel Islay ein. Es war das beste alkoholische Getränk der Welt, er besaß die Flasche mit dem unaussprechlichen Gälisch am Etikett schon jahrelang; nur, wo er sie herhatte, wusste er nichtmehr, auf keinen Fall ein Geschenk von Bianca, da war er sich sicher. Und sicher war er sich auch, dass der Stoff wahnwitzig teuer war, er trank nur zu besonderen Gelegenheiten einen Schluck oder zwei. So eine Gelegenheit war jetzt nicht, aber das Geld aus der Villa senkte die Besonderheitsschwelle. Und er konnte besser nachdenken, wenn der Whisky im Organismus kreiste.
    Das Geld war also Drogengeld. Was für Drogen? Das lag auf der Hand. Kein Heroin, sondern sogenannte Designerdrogen für die Partypeople, die ihre Rudimentärhirne am Wochenende mit Amphetamin und solchem Scheiß zudröhnten; genau die Figuren, die jetzt rudelweise in der Zeitung rumliefen und Journalismus simulierten; genau die Figuren, die ihn den Job gekostet hatten. Er konnte nur hoffen, dass die Mittelchen schwere, noch unentdeckte Nervenschäden verursachten und den Usern qualvolles Siechtum in der geschlossenen Anstalt und frühen Tod bescheren würden. »Sollen sie doch alle verrecken, die Arschlöcher!« Sami spitzte die Ohren und sah ihn aus großen Augen an. Schott schämte sich. »Nein, symbolisch gesprochen natürlich, Samischatz, oder eher … hyperbolisch.« Ich muss damit aufhören, dachte er. Ich fange an, mich vor dem Kater zu rechtfertigen, das muss aufhören. Liegt auch daran, dass ich mit keinem über diese Dinge reden kann. Schott wusste, dass er beim Nachdenken ein Gegenüber brauchte, das er ansprechen konnte, sonst verhedderten sich die Gedanken in zahllose Abschweifungen, die immer weiter vom Thema wegführten. Ins Nichts. Da war ein Kater als Partner unverzichtbar. Vor allem, wenn er, wie Sami, zuzuhören schien.
    »Ein moralisches Problem haben wir mit dem Geld also nicht«, begann er. »Es ist nicht armen Junkies abgepresst worden, es handelt sich nicht um diese Art Drogengeld. – Ja, diese verrückten Clubbing-Typen sind auch irgendwie arm dran, wegen Überhitzung und Weichwerden ihrer Birne und so –aber wenn wir so anfangen, Sami, dann gibt es keine Unterschiede mehr, keine Differenz, die Welt ist ein einziges Jammertal und so weiter – aber das ist hier keine christliche Erbauungsstunde. Wir müssen die Frage klären, ob von diesen Dingen eine Gefahr für uns ausgeht, für mich und dich, Sami, das verstehst du doch?« Sami ließ die Augenlider sozusagen auf halbe Höhe runter, das hieß ja wohl: Okay, kein Einwand bis jetzt, mach weiter!
    »Eine mögliche Gefahr geht erstens von Manfredo aus, der den Verlust des Geldes nicht einfach so hinnehmen wird. Und dann ist da noch diese Kamera. Irgendwer hat der guten Frau Professor nachspioniert, schon länger. Wer kann das sein, was meinst du, Sami?«
    Sami streckte die linke Pfote vor und begann sie sauberzulecken.
    »Die Polizei? Wohl kaum. Die beschaffen sich nicht Zugang zu Häusern, um erst alles zu fotografieren. Wenn die wo reingehen, haben sie einen Durchsuchungsbefehl, und dann wird beschlagnahmt und festgenommen.« Sami gähnte. »Also war es jemand Illegaler oder Halblegaler – gibt’s das, halblegal? Na, auch egal … jedenfalls jemand, der Beweise sucht, der etwas dokumentieren will. Daher auch der Zollstock auf manchen Bildern. Eigentlich, und lach jetzt nicht, sieht das genau so aus, wenn jemand recherchiert. Eine Fotostrecke. Weil er einen Artikel darüber schreiben will. Oder eine Doku drehen fürs Fernsehen. Hat der ›Spiegel‹ Wind von der Sache bekommen, was meinst du, Sami? Eine Titelgeschichte vielleicht. Die Pillen der Frau Leupold oder so ähnlich … aber die dürfen doch nicht einfach in ein Haus einbrechen, nur, weil sie vom ›Spiegel‹ sind oder von der ARD, was meinst du, Sami?«
    Sami enthielt sich jeden Kommentars. Er war auch viel zu beschäftigt, das

Weitere Kostenlose Bücher