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Das unsagbar Gute

Das unsagbar Gute

Titel: Das unsagbar Gute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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Antworten war er nicht neugierig. Weil sie ihn vielleicht von der Sache abgehalten hätten; was heißt »vielleicht«? Sicher hätten sie das. Dann wäre aber auch aus seinen Chemieplänen nichts geworden. Aus denen wurde nun allerdings sowieso nichts, wenn die Dinge in diesem Stil weiterliefen. Bis jetzt hatten sie nur Probleme und noch kein einziges Gramm verkauft. Verkauft ist gut, dachte er. Noch nicht einmal hergestellt. Weil dauernd was dazwischenkam. Wie jetzt dieser Korak. Der würde ihn umbringen. Den Schocker könnte er vielleicht noch verzeihen, das war ein unglückliches Versehen, pure Dummheit. Aber die Sache mit dem Hammer – da ging nichts mehr, das war klar. Das konnte einer wie Korak nicht einfach so hinnehmen. Der Hammer und die Todesdrohung …
    »… dann treffen wir uns, ich übergebe ihm das Päckchen, krieg das Geld und Schluss. So läuft das. Weiter hab ich mit dem Verkauf nichts zu tun. Das ist alles seine Sache.« Manfredo deutete in Richtung Diele.
    »Ja, ja, verstehe …« Dr. Nowak wirkte zerstreut. Er trank den Kognak aus. Im hinteren Hosenbund drückte die P 38. Es bleibt mir nichts übrig, dachte Dr. Nowak. Es muss sein. Und verschiedene andere Dinge mussten auch noch sein.
    »Du entschuldigst dich bei ihm«, sagte Manfredo.
    »Was?«
    »Du sagst, dass es dir leid tut, das ist doch nicht schwer.«
    Ach ja, Manfredo wusste ja nichts von dem Hammer. Er hatte ihn zwar gesehen, musste ihn gesehen haben, hatte aber nicht die nötigen Schlüsse daraus gezogen. Eine Art Seelenblindheit, nicht sehen, was man nicht sehen will. Ohne den Hammer ging die Sache gut aus, kein Zweifel, Fehler kommen vor, ein Versehen, das kann passieren …

    *

    Charly dachte an den Weber-Toni … wie der verschwunden war. Und wieder aufgetaucht. In der Lobau. Stückweise. Ja, das mit dem Weber-Toni hatte ihn mit einer tiefen Befriedigung erfüllt, die Beseitigung dieser Krätzen. Und gleich danach der andere, den sie einfach »Jugo« nannten. Die Erzählungen, die sich bald um die Leichenfunde rankten, die Sachen, die da aufkamen. Was er alles mit ihnen gemacht hatte, vorher. Angeblich hatte der Dr. Schnaderer, der Pathologe, verlauten lassen, so etwas habe er in dreißig Jahren Berufserfahrung noch nicht gesehen. Es waren gewisse Übertreibungen dabei (für das meiste, was man ihm unterstellte, hätte er gar nicht die anatomischen Kenntnisse gehabt), aber er musste selber zugeben, dass er da ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen war. BeimWeber-Toni und beim »Jugo«. Er hatte sich selber nicht mehr einbremsen können. Deshalb erkannte er jetzt auch die Gefahr, die von diesem durchgeknallten Chemiker ausging: Bei dem war es dasselbe. Das Nicht-mehr-aufhören-Können. Aber die Sache hatte sich ja erledigt, Manfredo war noch rechtzeitig aufgetaucht. Zum Glück.
    Aus dem hinteren Teil der Villa tönten Stimmen, die hellere Manfredos und der Bass von dem Spinner mit dem Hammer. Die stritten sich. Manfredo machte dem anderen Vorwürfe; verstehen konnte Charly nichts, aber es war keine harmlose Diskussion, klar. Manfredo war auch öfter zu hören, der andere in Verteidigungsposition, das war gut, das hieß nämlich, Manfredo hatte hier immer noch das Sagen. Er begann zu überlegen, wie er weiter reagieren sollte. Erstens aktuell, wenn er die Kabelbinder los war, und zweitens auf längere Sicht. Aktuell würde er dem Chemiker erst einmal eine Abreibung verpassen. Etwa im Verhältnis eins zu zwei zu seiner eigenen – ach was, sagen wir ruhig: eins zu drei. Der Mann mit der Stirnglatze würde eine Woche nicht mehr laufen können. Und er würde denselben Plastikhammer dazu verwenden. Aber nur die Beine, keine oberen Extremitäten, Rumpf oder, Gott bewahre, gar den Kopf! Das wurde alles noch gebraucht. Chemiker wuchsen nicht auf Bäumen, noch weniger solche, die fähig waren, die für sie typische spießige Lebensweise abzulegen und das Geld weniger konventionell zu verdienen. Der Stoff vom Manfredo hatte 1a Qualität, viel besser als das andere Zeug. Man konnte es teurer verkaufen. Und an eine andere Klientel. Charly kaufte gern beim Meinl am Graben ein, er genoss die Atmosphäre des Ladens, das Angebot: das beste Lebensmittelgeschäft Österreichs . Natürlich: So einen Laden konnte er nicht aufmachen, da wäre die Polizei dagegen – aber er bemühte sich, in seiner Branche so etwas wie ein geheimer Meinl am Graben zu sein. Also konnte er den Chemiker nicht zum Krüppelschlagen, andererseits musste

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