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Das unsagbar Gute

Das unsagbar Gute

Titel: Das unsagbar Gute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mähr
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du ihnen denn, wenn sie dich nach Charly fragen? Dass er plötzlich verstorben ist?«
    »Ja, genau! Das stimmt ja auch, überleg doch: ein Asthmaanfall, leider mit tödlichem Ausgang! Das kommt häufiger vor, als man denkt, hast du selber gesagt …«
    »Moment …«
    »Nein, warte: Wir machen sein Auto ausfindig, fahren es her, setzen ihn rein und stellen es irgendwo ab … ein Unfall, wenn man so will. Der Inhalator war leer, Charly hat geschlampt, Nachfüllen vergessen. Schluss, aus, Nikolaus!«
    »Ja, das ist ein feiner Plan und würde die Anschaffung einer weiteren Kühltruhe ersparen. Nur: Wie erklären sich die Markierungen der Kabelbinder an seinen Gelenken?«
    Manfredo sackte zusammen. »Hast du eine bessere Idee?«
    »Keine, was Charly betrifft. Aber Charly kann warten, gewissermaßen. Wer nicht warten kann, ist sein Chef, der Bindl im Sechzehnten.«
    »Du weißt, wo der Bindl wohnt?«
    »Ja, Charly hat es mir erzählt, er hat überhaupt eine ganze Menge erzählt …«
    »Wieso …?«
    »… er mir so viel erzählt hat? Wozu, glaubst du, war der Hammer?«
    »Du hast …«
    »Ich hab alles aus ihm rausgeprügelt, jawohl. Deswegen bin ich jetzt genau über Herrn Bindl informiert, seine Lebensgewohnheiten, seine persönlichen Verhältnisse, einfach alles. Ich wette, ich weiß mehr darüber als du …«
    »Du hast ihn … ich fass es nicht!«
    »Ich dachte, wir seien uns einig, von wegen, wir lassen uns nicht einfach abknallen? Das ist erst ein paar Tage her, da hast du noch groß herumgetönt.«
    »Ich konnte doch nicht wissen, dass …«
    »… dass es ernst wird? Was hast du denn gedacht? Dass sich alles in Wohlgefallen auflöst?«
    »Eben: wegen Charly. Ich hab gedacht, der regelt das schon irgendwie, er saß ja an der Quelle, er war die rechte Hand vom Bindl. Wenn irgendwas gelaufen wäre, dann hätte er mich gewarnt.«
    Dr. Nowak stand auf und beugte sich über den Tisch. »Soll das heißen, du hast ihn erwartet?«
    »Nicht ihn persönlich, eher eine Nachricht, so was halt …«
    Dr. Nowak setzte sich wieder. Er fühlte sich müde, große Mutlosigkeit befiel ihn. Mit diesem Manfredo hatte das alles keinen Zweck. Er hätte damals wirklich die Wohnung am Judenplatz kaufen sollen, dann wär jetzt alles so viel leichter …
    Manfredo verhinderte Dr. Nowaks Abgleiten ins Selbstmitleid. »Was sollen wir wegen Bindl unternehmen?«, fragte er. »Das scheint mir momentan das dringendste Problem zu sein.« Dr. Nowak wunderte sich, wie schnell sich Manfredo vom Charly-Schock erholt hatte. Die Regenerationsfähigkeit der Jugend, dachte er, oder das Unvermögen, reale menschliche Bindungen einzugehen – aber klar: Wer die tote Oma in die Kühltruhe stopft, wird außer ein paar Anstandstränen wegen eines Kriminellen keine emotionalen Umstände machen. Was war das? Abgebrüht? Das traf es nicht; abgebrüht sind Leute wie Charly, die eine Fülle negativer Erfahrungen hinter sich haben. Aber Manfredo? Was war dem schon passiert? Nun ja … du bist ein Narr, schalt sich Dr. Nowak, du hast keine Ahnung, was Manfredo alles passiert ist.
    »Wenn wir gar nichts machen, taucht bald der Nächste ausBindls Truppe auf, vielleicht zwei oder drei«, setzte Manfredo seine Überlegungen fort. Er klang ganz ruhig, als handle es sich um eine intellektuell anregende, aber für das praktische Leben bedeutungslose Erörterung. Dr. Nowak riss sich zusammen.
    »Wir fahren nach Wien«, sagte er, »und bereinigen das. Zuvor aber stelle ich eine ordentliche Portion von dem Stoff her, die nehmen wir gleich mit. Du verhältst dich ruhig, du rufst niemanden an, kein Kontakt, verstehst du?«
    Manfredo nickte. »Du hast einen Plan?«
    »Ja, den hab ich.« Weitere Auskünfte gab Dr. Nowak nicht, und Manfredo schien zufrieden damit zu sein. Sie tranken ihren Kognak aus und verfrachteten den recht schweren Charly Korak in den Keller. Am folgenden Vormittag kauften sie wieder einmal eine Gefriertruhe, am Nachmittag begann Dr. Nowak mit der Arbeit, derentwegen er nach Dornbirn gekommen war. Manfredo ließ ihn werkeln, im Haus war alles still, Romuald Nowak spürte, wie er langsam zur Ruhe kam. Er war von seinen Zielen weit abgewichen, das musste er zugeben. Aber die erste Abweichung, die Auflassung des Wiener Konzernlaboratoriums, hatte nicht er zu verantworten, sondern andere im fernen Rochester. Erst für alles Weitere war dann er persönlich verantwortlich. Aber eben: Ohne dieses erste Verlassen der vorgezeichneten Lebensbahn

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