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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Spratt
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Sandra.
      Bensing war hörbar ungehalten: »Also, Sandra, ich muß schon sagen: Mich so auf den Arm zu nehmen!«
      »Womit ist mir dieses Kunststück gelungen?« fragte die Agentin amüsiert.
      »Mit diesem Namen. Ich war deshalb in Berlin. Die Karte, die dir ein Unbekannter in deinem Zimmer bei Ludmilla Anderson so aufmerksam hinterließ. Du erinnerst dich doch?«
      »Natürlich erinnere ich mich. Du meinst die Karte von Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Albert Momm vom Kaiser-Wilhelm-Institut Berlin. Er hat eine Telefonnummer, die mit H 4 beginnt.«
      »Gutes Gedächtnis«, lobte Alfred Bensing. »Dann wird es dich vielleicht interessieren, daß es seit 1934 in Berlin keine Telefonnummer mehr gibt, die mit einem Buchstaben beginnt. Das Kaiser-Wilhelm-Institut existiert in veränderter Form als Max-Planck-Gesellschaft weiter. Und Prof. Momm ist seit 20 Jahren tot.«
      »Dann möchte ich doch mal wissen, wer Visitenkarten des Herrn Professors verstreut«, sagte Sandra King nachdenklich und streckte die langen, schlanken Beine aus, während sie sich im Sessel zurücklehnte.
      »Keine Ahnung«, erwiderte Bensing. Seine Stimme klang so deutlich, als wäre er nicht in London, sondern hier im Zürcher Hotel. »Ich habe allerdings weiter nachgeforscht. Auch Tote können ja zuweilen ganz interessant sein.
      Dieser ist es. Oder vielmehr, er war ein außerordentlich interessanter Mann zu Lebzeiten. Pionier der Nuklearchemie, Wenn dir das was sagt. Einer seiner begabtesten Schüler, der die letzten Lebensjahre des Professors als Assistent begleitete, war Dr. Henri Braun. Na, wie findest du denn das, Sandralein?«
      »Überraschend«, sagte die Agentin wie aus der Pistole geschossen. »Du, Onkel, teile das bitte auch Bruder Bobby mit, falls er nicht gerade eine Rothaarige unter seiner Steppdecke sucht. Ende!«
      Sandra schaltete den Minisender ab. Sie stand auf, aber nur, um sich lang aufs Bett fallen zu lassen und völlig zu entspannen. Ein ausgedehntes Yoga-Training half ihr dabei. Sie brauchte ihre Kräfte für den weiteren Verlauf der Nacht.
      Es war 10 Uhr abends, als sie mit energischem Satz aus dem Bett sprang und unter die eiskalte Dusche ging. Dann öffnete sie einen ihrer Koffer, der die passende Ausrüstung enthielt. Sie schlüpfte in einen schwarzen Anzug, der wie eine zweite Haut saß und dessen Taschen alles enthielten, was sich in langer Erfahrung als nützlich bei nächtlichen Einbrüchen erwiesen hatte. Um die Taille schlang Sandra ein Nylonseil, das stärkster Belastung standhielt. Dann war sie soweit und zog den unauffälligen Trenchcoat über, damit sie ohne Aufsehen die Hotelhalle passieren konnte.
      Ein Taxi brachte sie nach Rapperswil, natürlich nicht bis direkt zur »Braun-Chemie«, sondern nur in die Nähe.
      Sandra entlohnte den erstaunten Fahrer mitten in einem Waldstück und stieg aus. Das Taxi wendete und fuhr zurück nach Zürich. Sandra war mitten im nächtlichen Wald allein.
      Sie brauchte zehn Minuten, bis sie den äußeren Zaun des Werkgeländes erreichte. Sie hatte ihn bereits bei ihrem ersten Besuch genau in Augenschein genommen. Er war gut drei Meter hoch, aus starkem Maschendraht, durchwoben von einem dichten Netz Stacheldraht. Wer hier versuchte emporzuklettern, der fetzte sich den Körper blutig. Das war so sicher wie das Amen in der Kirche.
      Sandra zögerte keine Sekunde. Sie zog die enge Haube über den Kopf und die Handschuhe über die Finger, beide aus dem gleichen schwarzen Material wie der hautenge Anzug. Dann begann sie geschickt, die Maschen des Zaunes hinaufzuklettern. Das Spezialmaterial, aus dem der Stoff des Anzuges bestand, war gegen Stacheldraht so unempfindlich wie gegen Rasiermesserschnitte. Ja bis zu einer gewissen Aufprallgeschwindigkeit bot er sogar gegen Geschosse Schutz.
      Sie war eine geübte Leichtathletin. Deshalb bereitete es ihrem ebenso schönen wie durchtrainierten Körper keine Schwierigkeiten, das Hindernis zu überwinden. Dann stand Sandra, etwas schneller atmend, jenseits des Zaunes in der schmalen Gasse, die sich zwischen dem äußeren Stacheldraht - und innerem Elektrozaun erstreckte. Sie sah sich aufmerksam um. Dann hörte sie das Hecheln.
      Drei Dobermänner waren es, scharfe, ungemein gefährliche Hunde, die nicht bellten und nicht knurrten, sondern die drauf gedrillt waren, schweigend und unerbittlich zuzupacken. Schon waren sie auf Sprungweite heran, ihre gelben Augen glühten blutgierig. Aber Sandra rührte sich

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