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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Spratt
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»Wie lange sitze ich denn schon hier?« reagierte Sandra verblüfft.
      »Ich weiß es nicht, Madame«, antwortete der Kellner. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen. Oder wünschen Madame einen Drink hier draußen auf der Terrasse?«
      »Nein, danke.« Sandra sah dem Chefkellner nach. Dann schüttelte sie den Brummschädel und ordnete ihre Gedanken. Das Ergebnis war überraschend einfach. Eine unbekannte Person hatte sie im Werk des Dr. Henri Braun überrascht und bewußtlos geschlagen, sie in ihren Trenchcoat gehüllt und direkt auf der Terrasse des Hotels am Zürichsee abgeladen.
      Sie hatte die unbekannte Person nicht sehen können, aber diese unbekannte Person war in jedem Fall ein gefährlicher Gegner. Ein Gegner übrigens, der nicht unbedingt über Leichen ging; denn es wäre ein leichtes gewesen, Sandra King verschwinden zu lassen, irgendwo für immer zu verscharren.
      Statt dessen hatte sich der Gegner die Mühe gemacht, sie hier an ihrem Hotel abzuladen. Als Warnung, gleichsam, das stand für Sandra fest. Der unbekannte Gegner wollte ihr sagen: Laß die Finger von mir! Verschwinde aus meiner Umgebung! Ein zweites Mal wird es dir nicht so gut ergehen! Sandra vermeinte fast, die flüsternde Stimme zu hören und schüttelte sich. Die Sache war wirklich unheimlich. Die britische Agentin stand auf und ging ins Hotel, direkt in ihr Zimmer. Was sie jetzt dringend brauchte, war ein heißes Bad.
      Als sie ihren Spezialanzug ablegte, fiel etwas zu Boden. Sandra King bückte sich und hob es auf. Es war ein Foto und zeigte die vermißte Patricia und Aimee Stämpfli vor dem Hintergrund des Zürichsees. Es war das gleiche Foto, das Sandra King in Aimees Schreibtisch entdeckt hatte - nur mit dem Unterschied, daß auf diesem Foto nicht Frühling war, sondern tiefer Winter, eine Zeit also, zu der Patricia noch nicht verschwunden war.
      Die unbekannte Person hatte begriffen, worauf es ankam. Doch nicht nur das. Sie wollte Sandra King wissen lassen, daß sie es begriffen hatte. Ein ganz gewiß nicht zu unterschätzender Gegner. Doch dann tauchte Sandra ihren wohlgeformten, nackten Körper in die angenehme Wärme des Badewassers und entspannte sich. Nach den Abenteuern der letzten Stunde hatte sie das dringend nötig.
      Der Butler servierte das Frühstück im Morning Room von Trent Castle. Bobby King und Maggie Elling griffen kräftig zu. Inspektor Walker beschränkte sich auf eine Tasse Tee. Sir Botho Dillingham bevorzugte heiße Milch.
      »Das wird hoffentlich die Restspuren des Mittels beseitigen, das mir jemand in meinen Portwein getan hat«, sagte er und sah Bobby King an, als hätte der's getan.
      »Sie glauben also«, stellte Polizeiinspektor Walker fest, »daß Ihnen ein Unbekannter ein Schlaf- und Betäubungsmittel gab und sie dann in den Sarkophag legte?«
      Sir Botho nickte, Vorwurf im Blick.
      »Was uns noch nicht erklärt, wo der mausetote Lord Gray sich zur Zeit aufhält«, sagte Bobby King und betrachtete liebevoll das hübsche rechte Knie von Maggie Elling, das unter dem Rocksaum hervorschaute.
      »Stimmt«, sagte die Reporterin. »Den muß ja einer vorher aus dem Sarg getan haben, damit für Sie genug Platz war, Sir Botho.«
      »So dick bin ich ja auch wieder nicht«, gab Dillingham beleidigt zurück.
      Draußen wieherte ein Pferd. Sir Botho stand auf, um aus dem Fenster zu sehen. Dann murmelte er: »Also das ist doch ...«
      Die anderen standen auf und sahen ebenfalls hinunter. Unten vor dem Hauptportal von Trent Castle stand ein Pferd.
      Morgennebel umwallten es. Dennoch war der Reiter im Sattel deutlich zu erkennen. Ein junger Genteleman, perfekt gekleidet und mit einem amüsierten Lächeln um die schmalen Lippen.
      »Lord Angus«, sagte Sir Botho tonlos. »Das ist Lord Angus Gray!«
      »So tot sehen Seine Lordschaft aber gar nicht aus«, stellte Bobby King fest und war mit einem Satz aus der Tür. Er sauste die Treppe zur Halle hinab und dann hinaus auf den Vorplatz des Schlosses. Hufschlag - und ein spöttisches Lachen entfernten sich im Frühnebel.
      »Sehr seltsam«, sagte Bobby King zu den anderen. »Er muß ohne Frühstück losgeritten sein. So was tut ein englischer Gentleman nur aus zwei Gründen.«
      »Und die wären?« fragte Maggie Elling neugierig.
      »Entweder«, erklärte Bobby King, »er ist kein Gentleman. Oder er ist tot. Aber darüber habe ich nicht vor, mir den Kopf zu zerbrechen. Maggie, auf nach Birmingham! Wir wollen Miß Arbuckle den

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