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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Spratt
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Doch nicht lange. Schnell erkannte sie, daß der flüchtige Unbekannte im Vorüberlaufen den Rufknopf gedrückt hatte, so daß es schien, als sei er bereits am Lift unterwegs. Aber das war nur eine Finte. In Wirklichkeit war er am Lift vorbei zur Feuertreppe gerannt und befand sich schon auf dem Weg nach unten.
      Sandra folgte ihm. Als sie das Erdgeschoß erreichte, erkannte sie blitzschnell den zweiten Trick des Unbekannten: er hatte die Tür von der Feuertreppe zur Eingangshalle geöffnet. Jetzt schwang sie langsam wieder zu. Darauf fiel Sandra King jedoch nicht herein, sondern lief weiter die Treppe hinunter, in den Garagenkeller. Die schmale Eisentür stand offen. Dahinter standen reihenweise die geparkten Fahrzeuge der Hausbewohner.
      Und irgendwo hatte sich hier der Unbekannte verborgen. Vorsichtig schlich Sandra King von Wagen zu Wagen, jeden Augenblick auf einen Überfall gefaßt. Doch nichts rührte sich. Alles war still. Nur ein typischer Geruch von Gummi und Benzin lag in der Luft. Aber das war wohl in allen Garagen so.
      Eine Wagentür klappte. Es mußte der silbergraue Mercedes dort im Hintergrund sein. Sandra pirschte näher. Aber nun klappte eine Wagentür am anderen Ende der Kellergarage. Wieder schlich Sandra dem Geräusch nach. Sie war durch die ganze Länge der Garage von der schmalen Eisentür zur Feuertreppe getrennt. Als sie begriff, daß der Unbekannte sie nur hatte ablenken wollen, war es zu spät. Die Eisentür klappte, ein Schlüssel drehte sich auf der anderen Seite im Schloß. Sandras Weg zurück war versperrt; denn auch die Tür zu dem kleinen Vorraum, von wo es zum Lift ging, war verschlossen worden.
      Blieb ihr also nichts anderes übrig, als geduldig zu warten. Irgendwann würde schon jemand kommen, um sein Auto zu parken. Sie sah zur Uhr. Mittag war bereits vorüber. Der Unbekannte hatte sie beträchtlich lang genarrt.
      Zwar ahnte sie nicht, was er eigentlich damit bezweckte, aber sie mußte zugeben, daß er einen ausgeprägten Sinn für Humor hatte, was seine Gefährlichkeit allerdings nicht minderte.
      Der Rolladen der Einfahrt rasselte und hob sich. Ein Hausbewohner fuhr seinen Wagen ein. Rasch lief Sandra die Rampe hinauf zur Straße und betrat zum zweiten Mal mit Hilfe des Schlüssels das Haus. Diesmal trug sie der Lift direkt in den 4. Stock. Dann ging sie den Flur entlang, bis sie wieder vor der Tür mit der Nummer 12 stand, legte das Ohr flach an und lauschte. Aber innen war alles ruhig. Sie schob den Schlüssel ins Schloß. Er paßte. Die Agentin öffnete, schob die Tili auf und trat ein.
      Sandra King blieb wie angewurzelt stehen. Im Sessel am Fenster saß eine Frau. Eine Reinemachefrau ganz offensichtlich; denn Eimer und Besen standen neben ihr. Sie saß da und las in einer Illustrierten. Gelassen sah sie auf und fragte: »Ja, bitte?«
      »Ist der Mieter dieser Wohnung nicht da?« wollte Sandra wissen.
      »Mieter? Hier ist kein Mieter! Die Wohnung steht seit Monaten leer. Ziemlich hohe Miete für so eine möblierte Bude, wissen Sie. Wollen Sie sie etwa mieten? Da müssen Sie sich an die Hausverwaltung wenden.«
      »Nein, nein, ein Irrtum. Ich dachte, ein Freund von mir hätte dieses Apartment gemietet. Und Sie sagen, daß hier seit Monaten niemand wohnt?« . »Sage ich! Und nun entschuldigen Sie! Muß den Fortsetzungsroman weiterlesen.«
      Sprach's und ließ sich nicht weiter stören.
      Sandra verließ endgültig das Haus und winkte einem Taxi, das sie zurück ins Hotel brachte. Sie war völlig durcheinander von all diesen verrückten Ereignissen. Irgendwer hatte sie mächtig auf den Arm genommen; Irgendwer hatte ihr damit aber etwas , ganz Bestimmtes sagen wollen. Blieb nur die Frage, was die Absicht des Unbekannten war. Sandra King seufzte. Dieser völlig private Winterurlaub in der schönen Schweiz fing ja gut an!
      Ludmilla Anderson war eine schöne, warmherzige Frau mit Geist und Geschmack und hatte sich vom kleinen Londoner Revuegirl zum internationalen Star hochgearbeitet, aber ihre Herkunft nie vergessen, noch verleugnet.
      Sie gehörte zu Sandra Kings wenigen Freundinnen, und das hieß etwas; denn eine so attraktive wie erfolgreiche Frau von Sandras Schlag hatte naturgemäß nicht viele Freundinnen. Die meisten Frauen beneideten oder mißverstanden sie. Sandra war einfach zu »anders«. Außerdem lagen ihr sämtliche Männer zu Füßen. Und das vertrugen andere Frauen natürlich nicht.
      Ludmilla Anderson stand an der schneebedeckten

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