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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Spratt
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auf den Fußboden. Da lag, unmittelbar an der Zimmertür, ein Schlüssel. Sandra hob ihn auf. Es war ganz offensichtlich ein Schlüssel, der zum Hotel gehörte; denn er trug das gleiche Markenzeichen und eine ähnliche Zahlenreihe wie ihr Zimmerschlüssel. Ganz offensichtlich war er dem Eindringling aus der Tasche gerutscht, während dieser sich hastig verabschiedet hatte.
      Vielleicht war das ein Anhaltspunkt, der sie auf des Unbekannten Spur brachte. Sandra King war für klare Verhältnisse.
      Sie fuhr hinunter zum Portier und zeigte ihm den Schlüssel: »Wissen Sie, wohin der gehört?«
      Der Portier betrachtete ihn und schüttelte den Kopf: »Nein, Madame, bedaure! Uns gehört er jedenfalls nicht, auch wenn er sehr ähnlich aussieht. Sämtliche Hotelschlüssel des Hauses haben ein >B< vor der Schlüsselnummer.«
      Sandra King betrachtete den Schlüssel. Er hatte ein »L« vor der Seriennummer. »Danke, Jean«, sagte sie nachdenklich und ging langsam hinüber ins Schreibzimmer, wo Telefon- und Adreßbücher auslagen. Sie brauchte nicht lange zu suchen, bis sie die Adresse eines Züricher Schlüsseldienstes gefunden hatte, wo man sich in wenigen Minuten Duplikate von Tür-, Sicherheits- und Autoschlüsseln anfertigen lassen konnte. Ein Taxi brachte sie in wenigen Minuten dorthin.
      Sie hatte Glück. Der junge Mann hinter dem Ladentisch machte ihr schöne Augen und war für ihr Lächeln mehr als empfänglich.
      »Ja, Madame, was kann ich für Sie tun?«
      Sandra King sah ihn verführerisch an und sagte: »ich habe ein Problem, aber ich bin sicher, daß ein Mann wie Sie mir helfen kann.« Sie zeigte ihm den Schlüssel und erzählte mit schmachtendem Augenaufschlag eine lange Geschichte. Es war völlig gleich, was sie dem jungen Mann erzählte - er hörte ohnehin nicht zu, sondern himmelte sie unentwegt an. »Und darum«, schloß sie endlich, »muß ich unbedingt wissen, wohin dieser Schlüssel gehört.«
      »Ja, natürlich müssen Sie das«, hauchte der entflammte Jüngling und verglich den Schlüssel mit verschiedenen Abbildungen und Serienlisten. Dann griff er zum Telefon und sprach eine halbe Minute mit irgendeiner Zentrale, um anschließend stolz zu verkünden: »Das Apartmenthaus am Klöpli hat diese >L<-Nummern. Der Schlüssel paßt für die Haustür und für eines der Apartments.«
      »Sie sind ein Engel«, flüsterte Sandra.
      »Könnten wir nicht eine Tasse Kaffee zusammen trinken?« bat der junge Mann.
      »Natürlich können wir das«, lächelte Sandra. »Paßt es Ihnen im Oktober 1984?« Sie ließ den Verblüfften hinter dem Ladentisch stehen und sprang rasch ins Taxi. Minuten später stieg sie unweit des Apartmenthauses aus. Die letzten Schritte wollte sie zu Fuß zurücklegen.
      »Na, das ist aber hübsch«, dachte sie laut, als sie an der Glastür des Apartmenthauses stand und insgesamt an die 100 Namensschilder sah. Dann schob sie den Schlüssel ins Schloß, das sich mühelos öffnen ließ. Soweit war alles in bester Ordnung. Aber wie sollte sie herausfinden, zu welcher Wohnung der Schlüssel gehörte?
      Das Erdgeschoß ließ sie zunächst mal aus. Wer wohnte schon gern Parterre! Sie begann im ersten Stock. Schloß für Schloß .versuchte sie. War jemand zu Hause, so entschuldigte sie sich sichtlich bestürzt: »Ich hab mich im Stockwerk geirrt.«
      Zum Glück waren zu dieser Tageszeit nur wenige daheim, so daß Sandra sich rasch bis zum 4. Stock vorarbeiten konnte. Dort hatte sie an der sechsten Tür Glück. Der Schlüssel paßte, und niemand war zu Hause.
      Langsam drückte sie die Tür auf. Noch langsamer trat sie ein und zog die Tür hinter sich zu. Es war ein modern eingerichtets Zwei-Zimmer-Apartment. Offenbar handelte es sich um eine Wohnung, die möbliert vermietet Wurde, denn irgendwie wirkte sie unpersönlich. Die Drucke an der Wand waren keineswegs Beispiele individuellen Geschmacks. Und auch die wenigen Vasen, Aschenbecher usw. wirkten eher wie lieblos ausgesuchte Massenware.
      Aber nicht dafür interessierte sich Sandra King, sondern für den Schreibtisch am Fenster, auf dem einige offenbar persönlichere Papiere des unbekannten Bewohners herumlagen, unter anderem ein in schwarzes Leder gebundenes Tagebuch.
      Sandra begann darin zu blättern und fand einige bemerkenswerte Eintragungen: 
      »28. März - die Hinrichtung Pierre Junots fand nicht statt. Der Scharfrichter wird sich nicht schlecht gewundert haben. Aber es geht" einfach nicht an, daß ein

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