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Das unsichtbare Grauen

Das unsichtbare Grauen

Titel: Das unsichtbare Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Spencer Spratt
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Sonne umfing alle. Ein buntes Durcheinander, bis schließlich die Ski angelegt waren, die Bindungen fest saßen und es im Gänsemarsch voranging. Bert Stämpfli führte.
      »Wir gehen noch einen halben Kilometer weiter«, rief er zurück. »Von dort haben wir die besten Abfahrtsmöglichkeiten.«
      Sandra folgte direkt dem jungen Lord Gray, der zügig vorwärts schob. Die Quaste seiner feuerroten Pudelmütze pendelte lustig hin und her. Er wandte sich vergnügt um und rief: »Nachher machen wir eine zünftige Schußfahrt, einverstanden?«
      »Einverstanden«, gab Sandra zurück. »Mal sehen, wer schneller ist.«
      Aber zunächst mal mußte sie stehen bleiben. Die linke Bindung war nicht richtig eingestellt und schlackerte etwas.
      Ein, zwei Drehungen an der Zentralspindel würden das sofort beheben. Als sie sich wieder aufrichtete, war die Kolonne im Gänsemarsch weitergezogen und gute 300 Meter von ihr entfernt. Kleinigkeit, das wieder einzuholen.
      Ein, zwei Schwünge würden genügen. Sie stieß die Stöcke in den Schnee und schnellte vorwärts. Sie glitt in einer der Spuren ihrer Vordermänner voran.
      Merkwürdig - als sie den letzten der Reihe erreichte, war da keine feuerrote Pudelmütze. Lord Gray mußte weiter nach vorn gefahren sein. Doch er war es nicht. Die Kolonne vor ihr fuhr jetzt einen Linksbogen, so daß sie jeden einzelnen sehen konnte. Der junge Gray war nicht darunter.
      »Ihr Hintermann, Lord Gray, wissen Sie, wo er ist?« fragte sie den letzten.
      »War doch eben noch da. Keine Ahnung, wo er geblieben ist«, war die Antwort.
      Sandra King zögerte keine Sekunde länger, sondern kehrte um. Sie fuhr in den Spuren zurück. Dann hielt sie überrascht an. Was sie vorhin übersehen hatte, las sie jetzt im Schnee deutlich wie in einem Buch. Eine fremde Skispur stieß seitlich mit den ihren zusammen. Genau am Punkt dieses Zusammentreffens aber zeichnete sich ein Körper im Schnee ab. Ein Skifahrer hatte sich hingesetzt, war vermutlich ausgerutscht. Aber was bedeutete dann wenige Meter weiter die Doppelspur, die sich von der Kolonne entfernte? Es waren ganz unzweifelhaft zwei Skifahrer, die sich von der Gruppe abgesetzt hatten. Einer war hingefallen und hatte sich wieder aufgerichtet. Der andere gehörte überhaupt nicht zur Gruppe, das war sicher. Wirklich, sehr seltsam. Wenn nicht alles täuschte, dann war Lord Gray mit einem Unbekannten davongefahren, in 3000 Metern Höhe, mitten in den Schweizer Alpen, in einem unwegsamen Gebiet, das man fast nur mit dem Hubschrauber erreichte.
      Sandra King zögerte keinen Augenblick. Sie fuhr den Spuren nach. Sie mußte wissen, was das zu bedeuten hatte.
      Die Spuren führten fast im rechten Winkel von der Skigesellschaft weg. Die Gruppe war ohnehin bereits außer Sicht. Sandra kümmerte sich nicht darum. Sie würde später den Spuren der anderen folgen und die Abfahrt finden.
      Die Agentin befand sich auf einer weiten Hochebene, die nach Süden leicht abfiel. Sie konnte ein, zwei Kilometer weit sehen. Aber kein Mensch war weit und breit. Seltsam! Eigentlich müßten die beiden Skifahrer, deren Spuren sie folgte, wenigstens als winzige Pünktchen zu erkennen sein. Doch nichts dergleichen zeichnete sich in der gleißenden Schneelandschaft ab.
      Sandra King glitt weiter durch den Schnee. Dann blieb sie überrascht stehen. Die beiden Ski-Spuren vor ihr waren plötzlich wie abgeschnitten. Sie endeten hier, waren verschwunden, und ringsum deutete nichts auf die Anwesenheit von Menschen hin.
     
      Die junge Frau rieb sich die Augen. War sie schneeblind? Unmöglich! Sie trug ja eine Schutzbrille. An ihren Augen konnte es nicht liegen. Und übergeschnappt war sie auch nicht. Was war es aber dann?
      Zwei Skifahrer hatten sich auf einem Schneeplateau in den Schweizer Alpen in Nichts aufgelöst... Das war die Tatsache! Und da dies keine Tatsache sein konnte, mußte es eine andere Erklärung geben. Aber welche? Vielleicht eine Schneespalte, in die die beiden Skifahrer gestürzt waren? Sandra wußte, daß es solche heimtückischen Spalten gab, mit Schneebrettern bedeckt, die unter dem Gewicht eines Menschen nachgaben. Aber so sorgsam sie ringsum auch mit ihren Skistöcken den Schnee abtastete und sondierte, hier war nirgends eine Spalte. Außerdem hätte man die Einbruchstelle ja sehen müssen.
      Und wenn Lord Gray und sein unbekannter Begleiter sich nun nicht in Lull aufgelöst, sondern sich in die Luft erhoben hatten? Ein Hubschrauber

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