Das unsterbliche Universum
hören. Zunächst war es kaum vernehmbar, dann wurde es rasch lauter und deutlicher. Die Männer erkannten, daß es sich diesmal zweifellos um eine rein akustische Wahrnehmung handelte. Das Zischen dauerte noch einen Moment an, und ihre aufgeblähten Raumanzüge sanken wie angestochene Ballone zusammen. Dann knackten zwei Schaltelemente, und die Gedankenstimme sagte zu ihnen:
„Die Exterozeptoren der Fünften Stufe haben ihre Aufgabe beendet. Das chemische Aggregat hat nach ihren Angaben die Atmosphäre zusammengestellt, die Sie benötigen. Ebenso wie in der Luftschleuse werden Sie in der Vorkammer zum Laboratorium des Psychospeichers gute Atemluft vorfinden, die ständig erneuert wird. Bitte, treten Sie ein. Die Exterozeptoren der Fünften Stufe haben ihre Aufgabe …“
Die Stimme sprach mechanisch weiter, aber die Männer achteten nicht mehr auf sie. Vor ihnen glitt ein Stück der Wand zur Seite und gab den Weg frei. Kein Hauch verriet einen Luftaustausch. Beide bisher voneinander getrennten Räume standen unter gleichem Luftdruck.
Die Vorkammer zum Laboratorium des Herrn des Universums …!
Hader und Laudas bemerkten nicht, daß sich die Luftschleuse hinter ihnen wieder verschloß. Gebannt standen sie da und ließen ihre Blicke schweifen, sich der Größe des Augenblicks vollauf bewußt. Hier befanden sie sich in einem Bauwerk einer anderen Zivilisation, die von unvorstellbarer Größe und Pracht gewesen sein mußte. Es war selbstverständlich für die beiden Männer, diese Vorkammer und alles, was sie bisher gesehen und erlebt hatten, als restliche Überbleibsel einer einstmals riesenhaften, mächtigen Kultur anzusehen. Die Scheu und Ehrfurcht vor diesen Denkmälern einer verschwundenen Zivilisation überwältigte sie und lähmte sie zu banger Reglosigkeit.
Die Vorkammer erzeugte auf den ersten Blick den Eindruck des Gigantischen und Unfaßbaren, obwohl sie weder rätselhafte Vorrichtungen enthielt noch von besonders erwähnenswerter Größe war. Das Geheimnis mußte in ihrer schieren Massivität liegen. Sie besaß die Ausdehnung eines normalen irdischen Konzertsaals und enthielt nichts, außer mehreren Ruhelagern, die ihrer unterschiedlichen Form nach zu schließen zweifellos nicht nur für eine einzige Rasse gebaut worden waren. Laudas bemerkte sogar ein „Ruhelager“, das weitaus eher einer Sitzwanne glich. Ein anderes bestand aus zwei übermäßig schmalen Polsterbänken, die in Form eines Andreaskreuzes angeordnet waren und zum Überfluß noch eine Reihe von kleiderhakenähnlichen Vorrichtungen aufwiesen.
„Recht unbequem, einige von den Sofas dort, Doc“, meinte der Litauer skeptisch. „Ob wir uns hier erst einmal tüchtig ausschlafen sollen?“
„Unbequem?“ dehnte Hader nachdenklich., „Für uns vielleicht …“
Während die beiden Männer damit beschäftigt waren, die ungefügen Schutzanzüge abzulegen, arbeitete der Pfortenmechanismus in emsiger Aktivität. Er analysierte die psycho-elektrischen Körperfelder auf ihre individuellen Unterschiede und kam dabei zu einem Ergebnis, das zwar von kolossaler Ungewöhnlichkeit war, die Automatik jedoch nicht weiter zu überraschen vermochte. Auch für diesen Fall hatte der Erbauer vorgesorgt. Eine Reihe bisher niemals benutzter Stromkreise erwachte jäh zum Leben. Automatische Sperren legten sich in den gestoppten Prozeß. Ein feiner Draht aus Spezialmetall begann sich abzurollen, und die in seine oberen Molekülschichten eingegrabenen Impulse wurden in klare, deutliche Gedanken umgewandelt. Mit automatischer Selbstverständlichkeit strahlte sie der Sender aus:
„Eine Änderung ist eingetreten. Die Exterozeptoren der Sechsten Stufe haben Ihre Körperauren auf ihre Grundelemente analysiert und dabei festgestellt, daß ihre Struktur unvollkommen ist. Sie sind keine Angehörigen des Kosmischen Reiches. Es ist Außenstehenden nicht gestattet, das Laboratorium eines der Psychospeicher des Herrn des Universums zu betreten. Der Zugang ins Innere der Speicherstation bleibt Ihnen, demgemäß verschlossen. – Eine Änderung ist eingetreten. Die Exterozeptoren der Sechsten Stufe haben Ihre Körperauren …“
Die beiden Männer blickten sich verwundert an. Nur langsam wandelte sich ihre Verblüffung in nackte Enttäuschung um. Sollte es ihnen tatsächlich verwehrt sein, die Überreste jener riesenhaften Zivilisation zu erforschen, deren Existenz auf der Erde die größte Sensation seit den Ausgrabungen der Pharaonengräber darstellen würde? Ja,
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