Das unsterbliche Universum
weitem. Bedenken Sie nur die Konsequenzen, meine Herren, die in diesem Wort kosmisch enthalten sind! Der Kosmos umfaßt Milliarden von Spiralnebeln. Gesteht man diesen hundert Milliarden Sonnen pro Galaxis nur je eine einzige intelligente Rasse zu, dann … nun, Sie sehen selbst, meine Herren! Wir gelangen zu Größen, die alle unsere kümmerlichen irdischen Maßstäbe übersteigen.“
„Um so unwahrscheinlicher klingt es“, entgegnete Laudas, „daß die oberste Leitung dieses wahrhaft unvorstellbar riesigen Reiches ein einzelner Mann gewesen sein soll – nämlich jener mysteriöse Herr des Universums. Wenn Sie mich fragen: das konnte ja nicht lange gutgehen. So ist es kein Wunder, daß dieses Kosmische Reich schon vor Beginn der Menschheitsgeschichte nieder zerfallen ist.“
„Ich weiß nicht … Irgendwie will es mir nicht einleuchten, daß dieses ganze ungeheure Bauwerk, diese ‚Speicherstation’, die Jahrtausende ohne die geringsten Zerfallserscheinungen überdauert haben soll, während die Zivilisation, von der Sie sprechen, untergegangen ist, zusammen mit den Intelligenzen, die sie bildeten. Ich hatte stets den Eindruck, daß sich emporstrebendes organisches Leben als unvergleichlich viel zäher und unausrottbarer erweisen würde als alle von ihm erbauten Artefakte.“
Laudas deutete auf die schrägstehende Polsterfläche. „Und was wird damit?“ wollte er wissen. „Wir sind noch immer nicht dazu gekommen, unser weiteres Vorgehen zu beraten.“
Nichelson zögerte nicht lange mit der Antwort. Die Fragen, die sich ihnen in der vergangenen halben Stunde aufgetan hatten, waren von einer Tragweite, die alle menschlichen Maßstäbe überstieg, die eine ganze Welt zu verändern vermochte. Wer war der Herr des Universums gewesen? Was war ein Psychospeicher? Worin lag der Untergang des Kosmischen Reiches begründet? Welche Beziehung bestand zwischen den Menschen der heutigen Zeit und jener gigantischen Zivilisation? Wie würden sich die neuen Erkenntnisse auf die Weltanschauung und auf die Gesellschaftsform der Menschheit auswirken?
Es schien Nichelson, daß es im ganzen weiten Kosmos nur eine einzige Möglichkeit gab, eine Antwort auf diese Fragen zu finden. Vor dieser nüchternen Erkenntnis mußte jeder Gedanke an eine mögliche Gefahr für sein persönliches Leben zurückgestellt werden. Es standen Dinge auf dem Spiel, die in der Geschichte der Menschheit keine Parallelen besaßen.
„Was gibt es da noch lange zu beraten?“ sagte er knapp und entschlossen. Er zuckte die Achseln. „Ich gehe ins Laboratorium, selbstverständlich.“
Die beiden anderen blickten ihn an.
„Sie, Hader, vertreten mich in meiner Abwesenheit“, fuhr er ruhig fort. „Warten Sie hier mit Laudas eine Stunde. Sollte ich bis dahin noch nicht zurückgekehrt sein, so benachrichtigen Sie Gorma und holen weitere Instruktionen ein. Falls … nun, falls mir etwas zustoßen sollte, dann werde ich versuchen, in irgendeiner Form eine Warnung zu hinterlassen. Vielleicht schaffen es dann spätere Forscher.“
Dann trat er, ohne noch länger zu zögern, auf die Fußrasten und lehnte sich in die Polstervertiefung.
5. Kapitel
Das schräge Stützbrett bewegte sich beinahe sofort.
Mitsamt der quadratischen Fußbodenplatte sank es rasch in die Tiefe. Als Nichelson aufwärts blickte, konnte er noch für eine Zeitlang die viereckige Öffnung über sich erkennen, die blendend hell strahlte und mit stetig wachsender Geschwindigkeit kleiner und kleiner wurde.
Dann schob sich eine quadratische Metallplatte zwischen ihn und die obere Welt und verschloß das Loch ohne erkennbare Trennfuge.
Seine neue Umgebung schien ihm zunächst von undurchdringlicher, stockdunkler Schwärze erfüllt zu sein. Als sich jedoch seine Augen umgestellt hatten, erkannte er, daß er das Opfer einer momentanen Illusion geworden war. Er befand sich nicht in unterirdischer Dunkelheit. Ein mattes, diffuses Dämmerlicht umgab ihn, dessen Quelle er nicht auszumachen vermochte. Nach einer kurzen Weile stellte er eine weitere Besonderheit fest. Dieses Licht wurde von keinen materiellen Strahlern erzeugt; es entstammte zumindest auf keinen Fall den Wänden, die ihn eng umfaßten. Vielmehr schien die Luft selbst Träger des geheimnisvollen Leuchtens zu sein, das demnach weniger die Charakteristiken einer Energiestrahlung besaß, als vielmehr die einer gasförmigen Substanz – eines plasmaähnlichen Stoffes von unbekannter Art.
Die Abwärtsbewegung hielt unverändert
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