Das Unsterblichkeitsprogramm
ihm einen groben Stoß in den Rücken und ging direkt hinter ihm nach draußen. Er drehte sich zu mir um, das Gesicht vor Wut verzerrt, als sich die Türen wieder schlossen.
»Was bilden Sie sich…?« Der Rest des Satzes erstarb auf seinen Lippen, als er mich erkannte.
»Direktor Sullivan«, sagte ich liebenswürdig und zeigte ihm die Waffe unter meiner Jacke. »Sie arbeitet lautlos, und meine Laune ist nicht die Allerbeste. Bitte tun Sie genau das, was ich Ihnen sage.«
Er schluckte. »Was wollen Sie von mir?«
»Ich möchte mit Ihnen über Trepp reden, unter anderem. Und ich möchte es nicht im Regen tun. Gehen wir.«
»Mein Wagen ist…«
»Eine sehr schlechte Idee.« Ich nickte. »Deshalb gehen wir. Und falls Sie der falschen Person auch nur einen Blick zuwerfen, Direktor Sullivan, werde ich Sie in zwei Hälften zerschießen. Sie werden die Waffe nicht sehen, niemand wird sie sehen. Aber an ihrer Wirkung sollten Sie nicht zweifeln.«
»Sie machen einen Fehler, Kovacs.«
»Das glaube ich nicht.« Ich deutete mit einem Nicken auf die wenigen Fahrzeuge, die noch auf dem Parkplatz standen. »Geradeaus hindurch und dann nach links auf die Straße. Gehen Sie weiter, bis ich Ihnen sage, dass Sie anhalten sollen.«
Sullivan wollte noch etwas sagen, aber als ich den Lauf der Philips in seine Richtung stieß, hielt er die Klappe. Zuerst ging er seitwärts und dann die Stufen zum Parkplatz hinunter, wo er mit einem gelegentlichen Blick nach hinten über den unebenen Boden zum durchhängenden Tor lief, das schon seit Jahrhunderten verrostet zu sein schien.
»Augen nach vorne«, rief ich ihm über den zunehmenden Abstand zwischen uns zu. »Ich bin immer noch hinter Ihnen, darüber müssen Sie sich keine Gedanken machen.«
Auf der Straße ließ ich die Distanz auf etwa ein Dutzend Meter anwachsen und tat, als hätte ich nichts mit dem Mann zu tun, der vor mir ging. Es gab nicht viele Wohnhäuser in der Nähe, und nur wenige Leute waren im Regen unterwegs. Sullivan wäre auch bei doppelt so großem Abstand ein leichtes Ziel für die Philips gewesen.
Fünf Blocks weiter entdeckte ich die beschlagenen Scheiben des Nudelhauses, nach dem ich gesucht hatte. Ich beschleunigte meine Schritte und zog mit Sullivan gleich.
»Hier hinein. Gehen Sie zu einer Sitzecke im Hintergrund und nehmen Sie Platz.«
Ich blickte mich schnell auf der Straße um, sah niemanden, der mir verdächtig vorkam, und folgte Sullivan nach drinnen.
Das Restaurant war fast leer. Die Tagesgäste waren schon seit langem fort, und für die Abendgäste war es noch zu früh. Zwei uralte Chinesinnen mit der verwelkten Eleganz von Trockenblumen saßen in einer Ecke und hatten die Köpfe zusammengesteckt. Auf der anderen Seite hatten es sich vier junge Männer in blassen Seidenanzügen gefährlich bequem gemacht und spielten mit teuer aussehender Hardware. An einem Tisch neben einem Fenster arbeitete sich ein fetter Weißer durch eine riesige Schüssel mit Chow-Mein und blätterte gleichzeitig in einem Holoporno-Comic. Ein Videobildschirm hoch oben an einer Wand zeigte die Szenen eines unverständlichen lokalen Sportereignisses.
»Tee«, sagte ich zum jungen Kellner, der zu uns kam, und setzte mich gegenüber von Sullivan in die Sitzecke.
»Damit kommen Sie nicht durch«, sagte er wenig überzeugend. »Selbst wenn Sie mich töten, wirklich töten, wird man die Sleeves überprüfen, die in letzter Zeit von uns verarbeitet wurden, und früher oder später auf Sie stoßen.«
»Ja, vielleicht entdeckt man dann sogar die inoffizielle Operation, der dieser Sleeve vor meiner Ankunft unterzogen wurde.«
»Dieses Miststück! Sie wird…«
»Sie befinden sich nicht in der geeigneten Position, um Drohungen auszustoßen«, sagte ich geduldig. »In Ihrer gegenwärtigen Lage sollten Sie sich darauf beschränken, meine Fragen zu beantworten und zu hoffen, dass ich Ihnen glaube. Wer hat Ihnen den Auftrag erteilt, mich mit einem Peilsender auszustatten?«
Stille, abgesehen von der Berichterstattung des Spiels. Sullivan starrte mich verdrossen an.
»Also gut, dann mache ich es Ihnen etwas leichter. Ein Ja oder Nein genügt mir als Antwort. Sie haben Besuch von einem Synth namens Trepp erhalten. War es das erste Mal, dass Sie mit ihr zu tun hatten?«
»Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
In einem wohldosierten Wutausbruch verpasste ich ihm eine Ohrfeige. Er wurde seitwärts gegen die Wand geschleudert und verlor dabei seinen Hut. Das Gespräch der jungen
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