Das Unsterblichkeitsprogramm
Schließlich sind Sie ein Envoy. Überzeugen Sie ihn. Sagen Sie, dass die Polizei mit ihrer Vermutung Recht hatte. Oder präsentieren Sie ihm einen Täter, wenn es sein muss.« Ein dünnes Lächeln. »Wobei ich mich selbst nicht zu dieser Kategorie rechne.«
»Wenn Sie ihn nicht getötet haben, wenn er sich selbst den Kopf zerstrahlt hat, warum liegt Ihnen dann etwas an dieser Sache? Welches Interesse haben Sie daran?«
»Das steht hier nicht zur Diskussion.«
Ich nickte langsam. »Und was bekomme ich als Entschädigung für dieses saubere Ende?«
»Abgesehen von den hunderttausend Dollar?« Kawahara neigte verwundert den Kopf. »Nun, wie ich gehört habe, wurde Ihnen von anderer Seite ein sehr großzügiges Freizeitangebot gemacht. Und was mich betrifft, werde ich mit allen nötigen Mitteln dafür sorgen, dass Kadmin Sie nicht mehr belästigt.«
Ich blickte auf die Buchstaben zu meinen Füßen und durchdachte die Angelegenheit Punkt für Punkt.
»Francisco Franco«, sagte Kawahara, die meinen Blick als konzentriertes Interesse missinterpretierte. »Ein unbedeutender lokaler Tyrann, der vor langer Zeit lebte. Er hat diesen Bau errichtet.«
»Trepp sagte, er hätte früher den Katholiken gehört.«
Kawahara zuckte die Achseln. »Ein unbedeutender lokaler Tyrann mit religiösen Illusionen. Katholiken kommen gut mit Tyranneien zurecht. Das liegt in ihrer Kultur begründet.«
Ich sah mich mit vorgetäuschter Gleichgültigkeit um, während ich nach automatischen Sicherheitssystemen Ausschau hielt. »Scheint so. Unsere Vereinbarung sieht also folgendermaßen aus: Sie wollen, dass ich Bancroft irgendwelchen Blödsinn erzähle, wofür Sie Kadmin zurückpfeifen, den Sie mir zuvor auf den Hals gehetzt haben. Habe ich es richtig verstanden?«
»So lautet unsere Vereinbarung.«
Ich nahm einen letzten Lungenzug, kostete den Geschmack und atmete den Rauch wieder aus.
»Sie können mich im Arsch lecken, Kawahara.« Ich ließ die Zigarette auf den gravierten Stein fallen und drückte sie mit dem Absatz aus. »Ich lasse mich auf das Risiko namens Kadmin ein und teile Bancroft mit, dass Sie höchstwahrscheinlich den Befehl gegeben haben, ihn zu töten. Hätte das einen Einfluss auf Ihre Entscheidung, mich am Leben zu lassen?«
Meine Hände lagen an den Hüften und zuckten vor Verlangen, das Gewicht der Waffen zu spüren. Ich würde Kawahara drei Nemex-Patronen in die Kehle jagen, genau auf Höhe des Stacks, dann würde ich mir die Waffe in den Mund stecken und meinen eigenen Stack zerschießen.
Kawahara ließ sich mit ziemlicher Sicherheit extern speichern, aber man konnte sich schließlich nicht alles gefallen lassen, verdammt noch mal! Und man konnte seinen Todeswunsch nicht ständig unterdrücken.
Es hätte viel schlimmer kommen können. Es hätte ein zweites Innenin werden können.
Kawahara schüttelte bedauernd den Kopf und lächelte. »Immer der gleiche Kovacs. Voller zorniger Worte, die nichts bedeuten. Ein romantischer Nihilist. Haben Sie seit New Beijing denn überhaupt nichts dazugelernt?«
»Manche Kampfarenen sind so korrupt, dass nur der Nihilist mit weißer Weste davonkommt.«
»Oh, das ist von Quell, nicht wahr? Ich hätte Shakespeare zitiert, aber ich glaube nicht, dass die Kultur der Kolonien so weit zurückreicht.« Sie lächelte immer noch und hatte die Haltung einer Akrobatin des totalen Körpertheaters angenommen, die kurz davor stand, eine Arie zu schmettern. Für einen Moment unterlag ich der beinahe halluzinatorischen Überzeugung, dass sie jeden Augenblick einen Tanz aufführen würde, eine Choreografie zu einem Junk-Rhythmus, der aus verborgenen Lautsprechern in der Kuppel pulsieren würde.
»Takeshi, woher haben Sie Ihren festen Glauben, dass sich alle Probleme mit brutaler Einfachheit lösen lassen? Doch bestimmt nicht von den Envoys? Vielleicht von den Newpest-Gangs? Oder waren es die Prügel, die Sie als Kind von Ihrem Vater bezogen haben? Bilden Sie sich tatsächlich ein, ich würde Ihnen erlauben, mich zu irgendetwas zu zwingen? Glauben Sie, ich wäre mit leeren Händen an diesen Verhandlungstisch getreten? Denken Sie darüber nach. Sie kennen mich. Haben Sie wirklich geglaubt, dass es so einfach sein würde?«
Das Neurachem kochte in mir. Ich kämpfte dagegen an und hing an diesem Augenblick wie ein Fallschirmspringer an der Ausstiegsluke des Flugzeugs.
»Also gut«, sagte ich ruhig. »Dann beeindrucken Sie mich.«
»Gerne.« Kawahara griff in die Brusttasche ihrer
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