Das Unsterblichkeitsprogramm
flüssigschwarzen Bluse. Sie holte einen winzigen Holospeicher heraus und aktivierte ihn mit dem Daumennagel. Als sich die Bilder über dem Gerät in der Luft bildeten, reichte sie ihn mir. »Viele Details sind nur für Juristen interessant, aber Sie werden natürlich sofort die wichtigen Punkte erkennen.«
Ich nahm die kleine Lichtkugel zögernd in die Hand, als wäre sie eine giftige Blume. Sofort sprang mir der Name ins Auge…
– Sarah Sachilowska –
– und dann die Vertragsterminologie, die wie ein Gebäude in Zeitlupe auf mich herabstürzte.
– in die private Einlagerung entlassen –
– Provision für die virtuelle Verwahrung –
– unbegrenzte Zeitdauer –
– Inspektionen nach Maßgabe der UN –
– in verliehener Vollmacht der Justizanstalt von Bay City –
Die Erkenntnis rann wie eine übel riechende Flüssigkeit durch mich hindurch. Ich hätte Sullivan töten sollen, als ich die Gelegenheit dazu gehabt hatte.
»Zehn Tage.« Kawahara beobachtete sehr genau, wie ich reagierte. »So viel Zeit haben Sie, um Bancroft zu überzeugen, dass die Ermittlungen abgeschlossen sind, und um zu verschwinden. Danach geht Sachilowska in einer meiner Kliniken auf VR. Inzwischen ist eine völlig neue Generation von virtueller Verhörsoftware auf dem Markt, und ich werde persönlich dafür sorgen, dass sie damit Pionierarbeit leistet.«
Der Holospeicher fiel mit sprödem Klirren auf den Marmorfußboden. Ich bleckte die Zähne und stürzte mich auf Kawahara. Aus meiner Kehle drang ein tiefes Knurren, das nichts mit meiner Kampfausbildung zu tun hatte, und meine Hände krümmten sich zu Klauen. Ich wusste, wie ihr Blut schmecken würde.
Der kalte Lauf einer Waffe berührte mich im Genick, bevor ich auch nur die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte.
»Davon würde ich abraten«, sagte Trepp direkt neben meinem Ohr.
Kawahara kam mir ein Stück entgegen. »Bancroft ist nicht der Einzige, der schwierige Krimelle aus kolonialen Stacks freikaufen kann. Die Justizbehörden von Kanagawa waren überglücklich, als ich zwei Tage später mit einem Antrag auf Sachilowska zu ihnen kam. Schließlich ist es so, dass solche Leute vermutlich niemals genug Geld zusammenbekommen, um sich in die entgegengesetzte Richtung needlecasten zu lassen. Und natürlich werden sie für das Privileg bezahlt, Ihnen zum Abschied zuwinken zu dürfen. Anscheinend ist es zu schön, um wahr zu sein. Vielleicht hoffen sie sogar, dass es der Beginn eines neuen Trends ist.« Sie zupfte nachdenklich am Aufschlag meiner Jacke. »Und wie der virtuelle Markt im Augenblick aussieht, könnte es sich wirklich lohnen, einen solchen Trend anzustoßen.«
Der Muskel unter meinem Auge zuckte wild.
»Ich werde Sie töten«, flüsterte ich. »Ich werde Ihnen das dreckige Herz herausreißen und es essen. Ich werde diese Mauern hier zum Einsturz bringen…«
Kawahara beugte sich vor, bis sich unsere Gesichter fast berührten. Ihr Atem roch schwach nach Minze und Oregano. »Nein, das werden Sie nicht tun«, sagte sie. »Sie werden genau das tun, was ich Ihnen sage, und Sie werden es innerhalb von zehn Tagen tun. Denn wenn Sie es nicht tun, wird Ihre Freundin Sachilowska eine Tour durch die Hölle unternehmen, ohne Aussicht auf Erlösung.«
Sie trat zurück und hob die Hände. »Kovacs, Sie sollten den Göttern, die auf Harlans Welt angebetet werden, dafür danken, dass ich nicht zum Sadismus neige. Ich meine, ich habe Ihnen eine Entweder-oder-Entscheidung vorgesetzt. Wir könnten genauso gut darüber verhandeln, welches Ausmaß an Qualen ich Sachilowska zufügen soll. Ich meine, ich könnte sofort damit anfangen. Das würde Ihnen einen Anreiz geben, die Angelegenheit möglichst rasch zu Ende zu bringen, nicht wahr? In den meisten Virtualitäten laufen zehn Tage auf einen Zeitraum von drei bis vier Jahren hinaus. Sie waren in der Wei-Klinik. Glauben Sie, dass Ihre Freundin es dort drei Jahre aushalten könnte? Ich befürchte eher, dass sie vorher wahnsinnig wird. Oder was meinen Sie?«
Die Anstrengung, meinen Hass zurückzuhalten, war wie ein Riss, der von meinen Augäpfeln bis zum Brustkorb verlief. Ich musste mich zu den nächsten Worten zwingen.
»Welche Garantie habe ich, dass Sie sie tatsächlich freilassen werden?«
»Ich gebe Ihnen mein Wort.« Kawahara ließ die Arme herabfallen. »Ich glaube, Sie haben die Erfahrung gemacht, dass man sich darauf verlassen kann.«
Ich nickte langsam.
»Sobald Bancroft akzeptiert hat, dass der Fall
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