Das Unsterblichkeitsprogramm
aufgeregt etwas rief. Flüchtig waren gebräunte Beine unter einem strahlend weißen Rock zu sehen, dann eine kleine rosafarbene Staubwolke, wo der Ball auf der gegnerischen Seite landete. Höflicher Applaus kam von den sitzenden Zuschauern. Ich ging zu den Tennisplätzen weiter, flankiert von schwer bewaffneten Sicherheitsleuten mit versteinerten Mienen.
Die Spieler hatten gerade eine Pause eingelegt, als ich eintraf. Sie saßen mit gesenkten Köpfen, die Füße weit auseinander gestellt, auf ihren Stühlen. Als meine Schritte auf dem Belag des Platzes knirschten, schaute Miriam Bancroft durch zerzaustes blondes Haar auf und erwiderte meinen Blick. Sie sagte nichts, aber ihre Hände bearbeiteten den Griff ihres Schlägers, und ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Ihr Gegner, der ebenfalls aufsah, war ein schlanker junger Mann, der etwas an sich hatte, das vermuten ließ, er könnte tatsächlich so jung wie sein Körper sein. Er kam mir irgendwie bekannt vor.
Bancroft saß mitten in einer Reihe aus Klappstühlen, rechts von ihm Oumou Prescott und links von ihm ein Mann und eine Frau, denen ich noch nie begegnet war. Er stand nicht auf, als ich vor ihn trat. Er würdigte mich kaum eines Blickes. Mit einer Hand deutete er auf den Stuhl neben Prescott.
»Setzen Sie sich, Kovacs. Sie spielen die letzte Runde.«
Ich lächelte flüchtig und unterdrückte das Bedürfnis, ihm die Zähne einzuschlagen, bevor ich mich auf dem Klappstuhl niederließ. Oumou Prescott beugte sich zu mir herüber und sprach mich flüsternd hinter vorgehaltener Hand an.
»Mr. Bancroft hat heute unerwünschten Besuch von der Polizei erhalten. Sie scheinen nicht so zurückhaltend vorgegangen zu sein, wie wir gehofft hatten.«
»Hab mich nur etwas aufgewärmt«, gab ich murmelnd zurück.
Als die zuvor vereinbarte Zeit abgelaufen war, legten Miriam Bancroft und ihr Gegner die Handtücher ab und gingen wieder in Position. Ich lehnte mich zurück und beobachtete das Spiel, doch in erster Linie verfolgte mein Blick den straffen Körper der Frau, wie er sich unter dem weißen Baumwollstoff bewegte. Ich erinnerte mich daran, wie er unbekleidet ausgesehen hatte, wie er sich neben meinem gewunden hatte. Einmal, kurz vor einem Aufschlag, fing sie meinen Blick auf, und ihre Mundwinkel verzogen sich belustigt. Sie wartete immer noch auf eine Antwort von mir, und nun glaubte sie, eine erhalten zu haben. Nachdem das Spiel vorbei war, nach einer schnellen Abfolge hart erkämpfter, aber letztlich unvermeidlicher Punkte, verließ sie strahlend den Platz.
Sie unterhielt sich mit dem Mann und der Frau, die ich nicht kannte, als ich näher kam, um ihr zu gratulieren. Sie drehte sich zu mir um und schloss mich in die kleine Gruppe ein.
»Mr. Kovacs.« Ihre Augen weiteten sich kaum merklich. »Hat Ihnen das Spiel gefallen?«
»Sehr«, antwortete ich wahrheitsgemäß. »Sie sind eine gnadenlose Spielerin.«
Sie neigte den Kopf und trocknete sich mit dem Handtuch das schweißnasse Haar. »Nur wenn es nötig ist«, sagte sie. »Sie dürften Nalan und Joseph noch nicht kennen. Nalan, Joseph, das ist Takeshi Kovacs, der Envoy, den Laurens engagiert hat, um den Mord an ihm zu untersuchen. Mr. Kovacs stammt aus den Kolonien. Mr. Kovacs, das ist Nalan Ertekin, Oberste Richterin am UN-Gerichtshof, und das ist Joseph Phiri von der Menschenrechtskommission.«
»Angenehm.« Ich verbeugte mich höflich vor den beiden. »Sie sind bestimmt hier, um über die Resolution 653 zu diskutieren, könnte ich mir vorstellen.«
Die beiden warfen sich einen kurzen Blick zu, dann nickte Phiri. »Sie sind ausgesprochen gut informiert«, sagte er ernst. »Ich habe schon viel über das Envoy Corps gehört, aber ich bin trotzdem beeindruckt. Wie lange sind Sie schon auf der Erde?«
»Seit etwa einer Woche.« Ich übertrieb, weil ich hoffte, die übliche Paranoia zu zerstreuen, die gewählte Amtsinhaber Envoys entgegenbrachten.
»Eine Woche, aha. Wirklich beeindruckend.« Phiri war ein korpulenter Schwarzer, anscheinend in den Fünfzigern, mit leicht ergrautem Haar und aufmerksamen braunen Augen. Wie Dennis Nyman trug er externe Sichtverstärker, doch während Nyman mit dem Stahlgestell die Züge seines Gesichts unterstrich, benutzte Phiri die Linsen, um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Sie wurden von einem schweren Rahmen eingefasst und verliehen ihm das Aussehen eines zerstreuten Geistlichen, doch den Augen hinter den Linsen entging nichts.
»Und? Machen Sie Fortschritte
Weitere Kostenlose Bücher