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Das Unsterblichkeitsprogramm

Das Unsterblichkeitsprogramm

Titel: Das Unsterblichkeitsprogramm Kostenlos Bücher Online Lesen
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bei Ihren Ermittlungen?«, fragte Ertekin, eine hübsche Araberin, die ein paar Jahrzehnte jünger als Phiri aussah und demzufolge vermutlich mindestens ihren zweiten Sleeve trug. Ich sah sie lächelnd an.
    »Fortschritt lässt sich nur schwer definieren, Eurer Ehren. Wie schon Quell gesagt hat: In ihren Berichten schreiben sie ständig von Fortschritten, aber ich sehe nur Veränderungen und verbrannte Leichen.«
    »Ah, dann kommen Sie also von Harlans Welt«, sagte Ertekin höflich. »Betrachten Sie sich demnach als Quellisten, Mr. Kovacs?«
    Ich ließ aus meinem Lächeln ein Grinsen werden. »Nur sporadisch. Ich würde sagen, dass sie in manchen Punkten durchaus Recht hatte.«
    »Mr. Kovacs ist in den letzten Tagen sehr aktiv gewesen«, warf Miriam Bancroft hastig ein. »Ich kann mir vorstellen, dass Laurens und er sehr viel zu besprechen haben. Vielleicht wäre es besser, wenn wir die beiden nicht länger aufhalten.«
    »Ja, natürlich.« Ertekin verneigte sich leicht. »Vielleicht können wir später unser Gespräch fortsetzen.«
    Die drei gingen weiter, um Miriams Gegner zu trösten, der deprimiert Schläger und Handtücher in einer Tasche verstaute. Trotz Miriams diplomatischer Ablenkung schien Nalan Ertekin keinen gesteigerten Wert darauf zu legen, sich mir zu entziehen. Einem UN-Politiker, einem hochstehenden Beamten des Protektorats zu erzählen, dass man Verständnis für die Quellisten hatte, war ungefähr so, als würde man sich auf einem vegetarischen Bankett als ritueller Schlächter outen. So etwas machte man eigentlich nicht.
    Ich drehte den Kopf und stellte fest, dass Oumou Prescott schräg hinter mir stand.
    »Wollen wir?«, sagte sie mit verkniffener Miene und deutete zum Haus hinauf. Bancroft hatte sich bereits auf den Weg gemacht. Wir folgten ihm in übertriebenem Tempo, wie ich fand.
    »Eine Frage«, stieß ich zwischen schweren Atemzügen hervor. »Wer ist der Junge? Den Mrs. Bancroft fertig gemacht hat.«
    Prescott warf mir einen ungeduldigen Blick zu.
    »Großes Geheimnis, was?«
    »Nein, Mr. Kovacs, es ist kein Geheimnis, weder ein großes noch ein sonstwie geartetes. Ich bin nur der Ansicht, dass Sie sich mit anderen Angelegenheiten beschäftigen sollten als der Frage, wer bei den Bancrofts zu Gast ist. Wenn Sie es unbedingt wissen wollen, er heißt Marco Kawahara.«
    »Was Sie nicht sagen!« Unwillkürlich hatte ich Phiris Sprachmuster übernommen. So viel zur persönlichen Note. »Deshalb kam mir sein Gesicht so bekannt vor. Er kommt sehr nach seiner Mutter, wie es scheint.«
    »Das kann ich nicht beurteilen«, sagte Prescott mit desinteressierter Miene. »Ich bin Ms. Kawahara nie begegnet.«
    »Seien Sie froh.«
    Bancroft erwartete uns in einem exotischen Wintergarten, den man an den meerseitigen Flügel des Hauses angebaut hatte. Die Glaswände waren eine Orgie aus ungewöhnlichen Farben und Formen, zwischen denen ich einen jungen Spiegelholzbaum und mehrere Gruppen Märtyrerkraut entdeckte. Bancroft stand neben einer und besprühte sie sorgfältig mit weißem metallischem Staub. Ich wusste nicht allzu viel über Märtyrerkraut, außer der allgemein bekannten Tatsache, dass es sich zu Sicherheitszwecken einsetzen ließ, also hatte ich keine Ahnung, was das Pulver zu bedeuten hatte.
    Bancroft drehte sich um, als wir eintraten. »Bitte sprechen Sie mit normaler Lautstärke.« Seine Stimme klang in der schallabsorbierenden Umgebung merkwürdig flach. »Märtyrerkraut ist in diesem Entwicklungsstadium äußerst empfindlich. Mr. Kovacs, ich gehe davon aus, dass Sie damit vertraut sind.«
    »Ja.« Ich betrachtete die becherförmigen Blätter, die entfernt an Hände erinnerten, mit den roten Flecken in der Mitte, denen die Pflanze ihren Namen verdankte. »Sind Sie sich sicher, dass es ausgewachsene Exemplare sind?«
    »Aber ja. Auf Adoracion dürften Sie größere gesehen haben, aber diese hier habe ich von Nakamura designen lassen, damit sie auch innerhalb des Hauses kultiviert werden können. Hier ist es so sicher wie in einer Nullvib-Kabine, aber« – er deutete auf drei Stahlstühle mitten zwischen den Pflanzen – »wesentlich komfortabler.«
    »Sie wollten mich sprechen«, sagte ich ungeduldig. »Was haben Sie auf dem Herzen?«
    Für einen kurzen Moment traf mich sein schwarzer, eiserner Blick mit der vollen Kraft seiner dreieinhalb Jahrhunderte, und es war, als würde man einem Dämon ins Auge schauen. In dieser Sekunde sah ich darin seine Meth-Seele, und in diesen Augen spiegelten

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