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Das unvollendete Bildnis

Das unvollendete Bildnis

Titel: Das unvollendete Bildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Hintergrund kennen lernen.»
    Blake erwiderte leicht gähnend: «Das Motiv der meisten Verbrechen ist doch klar, im Allgemeinen geht es nur ums liebe Geld.»
    «Aber mein werter Herr!», rief Poirot. «Das Motiv darf nie so offensichtlich zu erkennen sein, das ist der springende Punkt!»
    «Und da setzen Sie an?»
    «Richtig! Man hat mich beauftragt, frühere Kriminalfälle vom psychologischen Gesichtspunkt aus zu analysieren. Kriminalpsychologie ist meine Spezialität, und so habe ich den Auftrag angenommen.»
    Blake grinste.
    «Recht lukrativ, nehme ich an?»
    «Ich hoffe es.»
    «Ich gratuliere Ihnen. Aber vielleicht sagen Sie mir jetzt, inwiefern ich Ihnen dabei behilflich sein kann.»
    «Gern. Es handelt sich um den Fall Crale, Monsieur.»
    Nachdenklich murmelte Blake:«… der Fall Crale…»
    «Das ist Ihnen doch nicht unangenehm, Mr Blake?», fragte Poirot besorgt.
    «Es würde mir ja nichts helfen», antwortete Blake achselzuckend. «Es hat keinen Zweck, sich über etwas zu ärgern, wogegen man nichts tun kann. Der Fall Caroline Crale ist sozusagen Allgemeingut geworden; jedermann kann nach Herzenslust darüber schreiben, und ich kann nichts dagegen tun. Ich gestehe Ihnen ganz offen, dass ich davon nicht begeistert bin. Amyas Crale war einer meiner besten Freunde, und es passt mir gar nicht, dass diese unglückliche Geschichte wieder ans Tageslicht gezerrt wird. Aber da kann man eben nichts machen.»
    «Sie sind ein Philosoph, Mr Blake.»
    «Nein, ich weiß nur, dass es keinen Zweck hat, mit dem Kopf durch die Wand rennen zu wollen, und ich glaube, dass Sie es weniger schlimm machen werden als andere.»
    «Ich hoffe, dass ich wenigstens mit Takt schreiben werde, und ich versichere Ihnen, Mr Blake, dass mich der Fall wirklich interessiert. Es ist für mich nicht nur eine Geldfrage. Ich möchte die Vergangenheit neu erstehen lassen, die Ereignisse im Geiste vor mir abrollen sehen, die Gedanken und Gefühle der an der Tragödie Beteiligten nachempfinden.»
    «Ich glaube nicht, dass es sich in dem Fall um psychologische Feinheiten handelt. Es war einfach brutale weibliche Eifersucht, weiter nichts.»
    «Ihre Einstellung zu der Angelegenheit würde mich außerordentlich interessieren, Mr Blake.»
    Blake lief plötzlich rot an und stieß hervor:
    «Einstellung! Einstellung! Sprechen Sie doch nicht so pedantisch. Ich bin nicht einfach dabeigestanden und habe eine Einstellung gehabt. Sie scheinen nicht zu begreifen, dass mein Freund… mein bester Freund, sage ich Ihnen, ermordet wurde… vergiftet! Und wenn ich schneller gewesen wäre, hätte ich ihn retten können.»
    «Wie wäre das möglich gewesen, Mr Blake?»
    «Ganz einfach. Ich nehme an, dass Sie die Fakten des Falles kennen.»
    Poirot nickte.
    «Dann ist Ihnen bestimmt auch bekannt, dass mein Bruder Meredith mich am Morgen des Mordtages anrief. Er war schrecklich aufgeregt. Einer seiner Teufelssäfte fehlte – und es war ein besonders gefährlicher Teufelssaft. Was habe ich getan? Ich habe ihm gesagt, er solle zu mir kommen, wir würden darüber sprechen und überlegen, was zu tun sei. Überlegen! Ich kann bis heute nicht verstehen, dass ich ein so unentschlossener Idiot gewesen bin. Ich hätte mir darüber klar sein müssen, dass keine Minute zu verlieren war. Ich hätte sofort Amyas warnen müssen, hätte ihm sagen müssen: ‹Caroline hat einen von Merediths Giftsäften geklaut, und ihr beiden, du und Elsa, müsst aufpassen!›»
    Blake hatte sich erhoben und ging aufgeregt hin und her.
    «Mein Gott, Menschenskind! Wie oft denke ich darüber nach, zermartere mir das Hirn. Ich weiß, dass ich ihn hätte retten können, und ich habe die Zeit vertrödelt, habe auf Meredith gewartet. Ich hätte doch wissen müssen, dass Caroline weder Gewissensbisse noch Hemmungen kannte. Sie hatte das Gift genommen, um es zu benutzen, und zwar bei der ersten Gelegenheit. Sie würde nicht darauf warten, bis Meredith den Verlust entdeckte. Ich wusste also… jawohl, ich wusste es… dass Amyas in Lebensgefahr schwebte. Und ich habe nichts getan.»
    «Ich glaube, Sie machen sich ungerechtfertigterweise Vorwürfe, Monsieur. Sie hatten ja nicht viel Zeit…»
    Blake unterbrach ihn:
    «Zeit? Massenhaft! Ich hatte die verschiedensten Möglichkeiten. Ich hätte Amyas warnen können, allerdings hätte er mir wahrscheinlich nicht geglaubt, denn er war nicht der Mann, der leicht um sein Leben bangte. Er hätte mich nur ausgelacht. Und wahrscheinlich hat er nie ganz begriffen, was

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