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Das unvollendete Bildnis

Das unvollendete Bildnis

Titel: Das unvollendete Bildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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kaltblütiger Mord war?»
    «Das wäre doch möglich?»
    «Ja, möglich wäre es… aber es ist höchst unwahrscheinlich.»
    «Unwahrscheinlicher als ein Selbstmord?»
    «Das ist schwer zu sagen… Aber wen sollte man verdächtigen? Auch jetzt noch, wenn ich zurückdenke…»
    «Trotzdem wollen wir einmal die Möglichkeit erörtern. Wer könnte dafür infrage kommen?»
    «Lassen Sie mich überlegen. Also ich habe ihn nicht getötet, und diese Elsa wahrscheinlich auch nicht, denn sie war wahnsinnig vor Wut, als er starb. Wer war noch da? Meredith Blake? Er liebte Caroline sehr und war von jeher der brave Hausfreund. Das hätte ein Grund für ihn sein können. In einem Roman hätte er wahrscheinlich Amyas aus dem Weg geschafft, um Caroline heiraten zu können. Doch dieses Ziel hätte er auch erreicht, wenn sich Amyas mit Elsa auf und davon gemacht hätte; dann hätte er Caroline trösten können. Außerdem kann ich mir Meredith nicht als Mörder vorstellen. Er ist zu sanft, zu vorsichtig. Und wer war noch da?»
    «Miss Williams… Philip Blake…»
    Angela lächelte flüchtig.
    «Miss Williams? Miss Williams war die verkörperte Redlichkeit.» Sie machte eine kleine Pause. «Allerdings liebte sie Caroline, sie hätte alles für sie getan; und sie hasste Amyas. Sie war eine engagierte Frauenrechtlerin und konnte Männer nicht ausstehen. Aber wäre das ein Grund für einen Mord? Bestimmt nicht.»
    «Kaum.»
    Angela fuhr fort: «Philip Blake?» Sie schwieg einige Sekunden, dann sagte sie ruhig: «Wenn es überhaupt jemandem zuzutrauen wäre, dann ihm.»
    «Das ist ja sehr interessant, Miss Warren. Darf ich fragen, weshalb?»
    «Aus keinem bestimmten Grund. Aber soweit ich mich erinnere, besaß er eine ziemlich begrenzte Phantasie.»
    «Und Sie meinen, eine begrenzte Phantasie könnte jemanden zu einem Mord verleiten?»
    «Es könnte dazu führen, auf eine primitive Art Schwierigkeiten aus dem Weg räumen zu wollen. Menschen seiner Art empfinden eine gewisse Befriedigung bei Gewalttaten.»
    «Ja… ich glaube, Sie haben Recht… es ist jedenfalls ein einleuchtendes Argument. Dennoch genügt es nicht. Was für einen Grund könnte Philip Blake gehabt haben?»
    Stirnrunzelnd blickte sie zu Boden und schwieg.
    «Er war doch Amyas Crales bester Freund», fuhr Poirot fort.
    Sie nickte.
    «Sie denken über etwas nach, Miss Warren, über etwas, das Sie mir nicht gesagt haben. Waren die beiden Männer vielleicht Rivalen? Wegen Elsa?»
    Sie schüttelte den Kopf.
    «Philip war nicht in Elsa verliebt.»
    «Was könnte es denn sonst gewesen sein?». Langsam erklärte sie:
    «Manchmal fällt einem nach vielen Jahren etwas wieder ein. Hören Sie! Vor einiger Zeit wohnte ich in Paris in einem Hotel. Als ich eines Abends durch den Korridor ging, öffnete sich eine Zimmertür, und eine Bekannte von mir kam heraus. Es war nicht ihr Zimmer, ich konnte ihr das vom Gesicht ablesen. Und dabei fiel mir ein, dass ich den gleichen Ausdruck einmal auf Carolines Gesicht bemerkt hatte, als ich sie eines Abends in Alderbury aus Philip Blakes Zimmer kommen sah.»
    Sie beugte sich vor und ließ Poirot nicht zu Worte kommen.
    «Ich habe es damals natürlich nicht begriffen. Ich wusste zwar schon einiges, wie alle Mädchen meines Alters, aber ich brachte es nicht mit der Wirklichkeit in Verbindung. Ich fand nichts dabei, dass Caroline aus Philip Blakes Schlafzimmer kam; sie hätte ebenso gut aus Miss Williams’ oder aus meinem Zimmer kommen können. Doch mir fiel ihr Gesichtsausdruck auf, ein merkwürdiger Ausdruck, der mir fremd vorkam. Die Bedeutung habe ich aber erst erkannt, als ich an jenem Abend in Paris auf dem Gesicht meiner Bekannten den gleichen Ausdruck sah.»
    «Höchst erstaunlich, Miss Warren», sagte Poirot nachdenklich. «Ich hatte den Eindruck, dass Philip Blake Ihre Schwester überhaupt nicht leiden konnte.»
    «Das weiß ich, und darum kann ich es mir auch nicht erklären.»
    Poirot nickte bedächtig. Bereits bei seiner Unterredung mit Philip Blake hatte er das Gefühl gehabt, dass irgendetwas nicht stimmte; diese übertriebene Feindseligkeit gegenüber Caroline war ihm nicht ganz natürlich vorgekommen. Und Worte aus seiner Unterhaltung mit Meredith Blake kamen ihm in den Sinn:
    «Er war sehr wütend, als Amyas heiratete… über ein Jahr lang ging er nicht hin…»
    War Philip vielleicht schon immer in Caroline verliebt gewesen? Und hatte sich seine Liebe, als sie Amyas wählte, in Erbitterung, in Hass verwandelt?
    Philip war zu

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