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Das unvollendete Bildnis

Das unvollendete Bildnis

Titel: Das unvollendete Bildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Elsa?»
    «Das wird nicht nötig sein», antwortete Elsa.
    «Was wollen Sie damit sagen?»
    Nun erklang Carolines Summe nicht mehr sanft.
    Lachend erwiderte Elsa: «Wir brauchen uns doch nichts vorzumachen. Sie wissen doch ebenso gut wie ich, was ich meine, Caroline.»
    «Ich habe keine Ahnung.»
    «Betreiben Sie doch keine Vogel-Strauß-Politik», erwiderte Elsa. «Sie wissen doch Bescheid; Amyas und ich lieben uns, und das Haus gehört ja nicht Ihnen, sondern ihm. Und wenn wir verheiratet sind, werde ich hier wohnen.»
    «Ich glaube, Sie sind verrückt.»
    «O nein, meine Liebe, und Sie wissen das sehr gut. Es wäre doch viel einfacher, offen miteinander zu sein. Sie wissen ganz genau, dass Amyas und ich uns lieben. Und wenn Sie anständig wären, würden Sie ihn freigeben.»
    «Ich glaube nicht ein Wort von dem, was Sie sagen.»
    Aber ihre Stimme klang nicht so überzeugt. In dem Augenblick kam Amyas herein, und Elsa sagte lachend:
    «Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie doch ihn.»
    «Amyas, Elsa behauptet, du würdest sie heiraten. Stimmt das?»
    Der arme Amyas. Er tat mir so leid. Es ist das Peinlichste für einen Mann, wenn ihm eine Szene aufgezwungen wird. Er wurde blutrot, begann zu stammeln und sagte dann wütend zu Elsa, sie hätte ihren Mund halten sollen.
    «Es ist also wahr?», fragte Caroline.
    Er antwortete nicht, sondern stand einfach da und griff sich mit dem Zeigefinger zwischen Kragen und Hals. Das hatte er schon als Kind getan, wenn er verlegen war. Schließlich sagte er betont würdevoll, was ihm aber nicht ganz gelang:
    «Darüber möchte ich jetzt nicht sprechen.»
    «Wir werden aber jetzt darüber sprechen», beharrte Caroline.
    Elsa mischte sich ein und erklärte:
    «Es ist nur anständig, es Caroline zu sagen.»
    Caroline fragte wieder, ganz ruhig:
    «Ist es wahr, Amyas?»
    Er blickte beschämt drein, wie es Männer tun, wenn Frauen sie in die Enge treiben.
    «Antworte, bitte. Ich muss es wissen!»
    Er warf den Kopf zurück wie ein Stier in der Arena und stieß hervor:
    «Es stimmt, aber ich will jetzt nicht darüber sprechen!»
    Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verließ das Zimmer.
    Ich ging ihm nach, ich wollte mit den Frauen nicht allein bleiben. Amyas stand fluchend auf der Terrasse – ich habe noch nie einen Menschen so herzhaft fluchen hören wie ihn.
    «Warum konnte sie nicht das Maul halten? Jetzt haben wir den Salat. Aber ich werde das Bild fertig machen, Phil, es ist mein bestes Bild, das beste, das ich je in meinem Leben gemacht habe. Und ich lasse es mir nicht durch zwei alberne Weiber verderben.»
    Dann beruhigte er sich ein bisschen und sagte, Frauen begriffen nie, worauf es wirklich ankäme.
    Lächelnd erwiderte ich:
    «Das hast du dir selbst eingebrockt, alter Knabe.»
    «Das weiß ich», stöhnte er. «Aber du musst zugeben, Phil, dass man bei Elsa den Kopf verlieren kann. Selbst Caroline sollte das verstehen.»
    Ich fragte ihn dann, was geschehen würde, wenn Caroline nicht in die Scheidung einwilligte.
    Wie geistesabwesend antwortete er: «Caroline ist nicht rachsüchtig. Aber das verstehst du nicht, mein Lieber.»
    «Und das Kind?», fragte ich weiter.
    Er nahm mich am Arm.
    «Mein Lieber, du meinst es gut, aber krächze nicht wie ein alter Rabe. Ich werde mit meinen Angelegenheiten schon fertig, es wird schon alles gut werden, das wirst du sehen.»
    Das war typisch für Amyas, er war ein unverbesserlicher Optimist. Er fügte noch, schon wieder fröhlich, hinzu:
    «Zum Teufel mit dem ganzen Pack!»
    Ich weiß nicht, ob er noch weitersprechen wollte, aber Caroline kam gerade auf die Terrasse. Sie hatte einen Hut auf, einen sehr hübschen dunkelbraunen Sporthut, der ihr ausgezeichnet stand. Gelassen sagte sie:
    «Zieh die schmutzige Jacke aus, Amyas. Wir gehen doch zu Meredith zum Tee. Hast du das vergessen?»
    Er blickte sie erstaunt an und stotterte:
    «Ja… natürlich… ja ja, wir gehen.»
    «Also dann zieh dich doch bitte um, damit du nicht wie ein Vagabund aussiehst.»
    Ohne weiter auf ihn zu achten, trat sie zu einem Dahlienbeet und zupfte einige verwelkte Blumen heraus.
    Amyas drehte sich langsam um und ging ins Haus.
    Völlig unbefangen plauderte sie mit mir über das Wetter und schlug vor, ich solle doch an einem dieser schönen Tage mal mit Amyas und Angela angeln gehen. Sie war erstaunlich, das muss ich zugeben, aber es war charakteristisch für sie. Sie hatte einen enormen Willen und konnte sich ausgezeichnet beherrschen, wenn sie wollte. Ich

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