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Das unvollendete Bildnis

Das unvollendete Bildnis

Titel: Das unvollendete Bildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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habe deswegen mit Crale einen Krach nach dem andern.
    Ich erwähne dies alles nur, um einen Begriff von der im Hause herrschenden Atmosphäre zu geben.
    Ich fand das Mädchen außerordentlich hübsch, und ich muss gestehen, dass Carolines Eifersucht mir ein gewisses boshaftes Vergnügen bereitete.
    Amyas war weniger unbekümmert als sonst. Er sagte zwar nichts, aber ich, der ihn so gut kannte, merkte an gewissen Zeichen, an Wutausbrüchen, Grübeleien und so weiter, wie sehr es ihn diesmal gepackt hatte. Obwohl er stets launenhaft war, wenn er arbeitete, konnte man seine ständigen Stimmungswechsel diesmal nicht nur auf seine Malerei zurückführen. Als ich kam, begrüßte er mich mit den Worten: «Gott sei Dank, dass du gekommen bist, Phil. Mit vier Frauen in einem Haus zusammenleben zu müssen, ist die Hölle. Die bringen mich noch ins Irrenhaus.»
    Wie ich schon sagte, war Caroline offensichtlich eifersüchtig. In höflicher, verschleierter Form sagte sie Elsa die unangenehmsten Dinge, während Elsa ganz offen unverschämt zu ihr war. Elsa fühlte sich obenauf und, durch keinerlei gute Kinderstube belastet, kannte sie wenig Zurückhaltung.
    Um dieser ungemütlichen Atmosphäre zu entgehen, beschäftigte sich Amyas, wenn er nicht malte, die meiste Zeit mit Angela; obwohl er sie gern mochte, kabbelte er sich ständig mit ihr. Die Folge davon war, dass auch diese beiden mehrere Male ernsthaft aneinander gerieten.
    Das vierte weibliche Wesen im Haus war die Gouvernante. «Eine böse Hexe», sagte Amyas von ihr. «Sie hasst mich wie Gift. Sie sitzt mit verkniffenem Mund da und missbilligt alles, was ich tue.» Dann fügte er hinzu: «Zum Teufel mit all den Weibern! Wenn ein Mann seine Ruhe haben will, darf er sich nicht mit Weibern einlassen.»
    «Du hättest nicht heiraten dürfen», entgegnete ich, «du bist nicht der Mann dazu.»
    Er erwiderte, dass es jetzt zu spät sei, darüber zu sprechen, aber zweifellos würde Caroline froh sein, wenn sie ihn los wäre. Das war das erste Anzeichen dafür, dass etwas Ungewöhnliches in der Luft lag.
    «Was ist eigentlich los», fragte ich, «ist die Geschichte mit der schönen Elsa wirklich ernst?»
    Stöhnend antwortete er: «Sie ist doch entzückend, nicht wahr? Manchmal wünschte ich, ich hätte sie nie gesehen.»
    «Du musst dich zusammennehmen, alter Knabe», ermahnte ich ihn. «Du darfst dich nicht wieder an eine Frau binden.»
    Lachend erwiderte er: «Du hast gut reden. Ich kann nun einmal Frauen nicht in Ruhe lassen, und wenn ich es könnte, würden sie mich nicht in Ruhe lassen.» Achselzuckend fuhr er fort: «Es hat keinen Zweck, darüber zu reden, es wird schon alles wieder werden. Aber du musst doch zugeben, dass das Bild gut ist.»
    Obwohl ich von Malerei nur wenig verstehe, konnte selbst ich erkennen, dass das Bild, das er von Elsa malte, ein Meisterwerk war.
    Bei der Arbeit war Amyas ein völlig anderer Mensch, er knurrte und stöhnte und schimpfte zwar und warf zuweilen wütend den Pinsel fort, aber in Wirklichkeit fühlte er sich unendlich glücklich. Erst wenn er zu den Mahlzeiten ins Haus kam, bedrückte ihn die dort herrschende feindselige Atmosphäre.
    Ganz schlimm wurde es am 17. September. Die Stimmung beim Mittagessen war ausgesprochen ungemütlich gewesen. Elsa hatte sich unmöglich aufgeführt; man kann ihr Benehmen nur als unverschämt bezeichnen. Sie ignorierte Caroline völlig, sprach nur mit Amyas, als wäre sie allein mit ihm im Zimmer. Caroline hatte ungezwungen und vergnügt mit uns anderen geplaudert und geschickt alle beleidigenden Äußerungen Elsas überhört. Zum Eklat kam es, als wir im Wohnzimmer Kaffee tranken. Ich sprach über eine Holzplastik, die dort stand, und Caroline bemerkte:
    «Die hat ein junger norwegischer Bildhauer gemacht.
    Amyas und ich schätzen ihn sehr; wir werden ihn vielleicht im nächsten Sommer besuchen.» Diese kühle, beiläufig ihre und ihres Gatten Zusammengehörigkeit betonende Äußerung war zu viel für Elsa. Nach einigen Sekunden sagte sie klar, betont:
    «Das hier wäre eigentlich ein schönes Zimmer, wenn man es richtig einrichtete; jetzt ist es viel zu voll gestopft. Wenn ich erst hier wohne, werde ich den ganzen Trödelkram rauswerfen und nur ein paar gute Möbelstücke drin lassen.» Zu mir gewandt fragte sie: «Finden Sie das nicht auch besser?»
    Ehe ich antworten konnte, fragte Caroline mit sanfter Stimme, die aber einen drohenden Unterton hatte:
    «Haben Sie die Absicht, das Haus zu kaufen,

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