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Das unvollendete Bildnis

Das unvollendete Bildnis

Titel: Das unvollendete Bildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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geworfen habe; ein andermal wurde behauptet, sie sei mit einem Stemmeisen auf das Baby losgegangen. Welche Version ist richtig?»
    Miss Williams erwiderte kurz:
    «Ich habe nie etwas von einem Stemmeisen gehört; es war, ein Briefbeschwerer.»
    «Von wem wissen Sie das?»
    «Von Angela.»
    «Was sagte sie Ihnen genau?»
    «Sie fasste sich an ihre Wange und sagte: ‹Das hat Caroline getan, als ich noch ein Baby war. Sie hat mir einen Briefbeschwerer an den Kopf geworfen. Aber sagen Sie bitte nie etwas darüber zu ihr, sie macht sich noch jetzt ständig die schwersten Vorwürfe deswegen.›»
    «Hat Mrs Crale je mit Ihnen darüber gesprochen?»
    «Nicht direkt, aber sie nahm an, dass ich Bescheid wüsste. Einmal sagte sie zu mir: ‹Sie glauben, ich verwöhne Angela, aber ich finde, dass alles, was ich für sie tue, noch zu wenig ist, um das wieder gutzumachen, was ich angerichtet habe.› Und ein anderes Mal sagte sie: ‹Das Bewusstsein, einen anderen Menschen für immer entstellt zu haben, ist die schwerste Gewissensbelastung, die man sich denken kann.›»
    «Ich danke Ihnen, Miss Williams; das ist alles, was ich wissen wollte.»
    Angela Warren empfing Poirot freundlich und fragte fast neugierig:
    «Haben Sie etwas herausgefunden?»
    Poirot nickte würdevoll und antwortete:
    «Ich habe Fortschritte gemacht.»
    «Philip Blake?»
    Es war ein Mittelding zwischen Frage und Feststellung.
    «Mademoiselle, es ist noch nicht an der Zeit, darüber zu sprechen. Ich möchte Sie jedoch bitten, zu einer Zusammenkunft nach Handcross Manor zu kommen. Die andern haben bereits zugesagt.»
    Leicht die Stirn runzelnd, fragte sie:
    «Was haben Sie vor? Wollen Sie die Geschehnisse von damals rekonstruieren?»
    «Ich möchte sie klarstellen. Werden Sie kommen?»
    «Ja. Es interessiert mich, all diese Leute wiederzusehen.»
    «Und ich bitte Sie, den Brief mitzubringen, den Sie mir gezeigt haben.»
    «Der Brief ist mein privates Eigentum», entgegnete Angela unwillig. «Ich zeigte ihn Ihnen aus einem wichtigen Grund, ich bin jedoch nicht damit einverstanden, dass ihn fremde Menschen, die gegen Caroline sind, lesen.»
    «Würden Sie mir die Entscheidung überlassen, ob der Brief gezeigt werden soll oder nicht?»
    «Ich denke nicht daran. Ich bringe den Brief mit, aber ich werde selbst entscheiden, ob er jemandem gezeigt wird.»

3
     
    D ie Nachmittagssonne schien in Meredith Blakes ehemaliges Laboratorium in Handcross Manor. Einige Stühle und ein Sessel waren in den Raum gestellt worden, was jedoch die Leere des Zimmers nur noch mehr betonte.
    Leicht verlegen an seinem Schnurrbart zupfend, sprach Meredith Blake in seiner fahrigen Art mit Carla und sagte plötzlich:
    «Mein Kind, Sie gleichen Ihrer Frau Mutter sehr, und doch wieder nicht.»
    «Wieso?», fragte Carla.
    «Sie gleichen ihr mehr äußerlich. Sie haben ihren Gang, aber Sie sind… wie soll ich mich ausdrücken? Sie sind positiver als Ihre Mutter.»
    Philip Blake trommelte stirnrunzelnd auf die Fensterscheiben und sagte:
    «Wozu das alles? An einem so schönen Samstagnachmittag…»
    Poirot beeilte sich, Öl auf die Wogen zu gießen.
    «Ich bitte vielmals um Entschuldigung; ich weiß, es ist unverzeihlich, Sie am Golfspiel zu hindern. Immerhin, Mr Blake, handelt es sich doch um die Tochter Ihres besten Freundes, und ihr können Sie doch dieses kleine Opfer bringen, nicht wahr?»
    Der Butler meldete: «Miss Warren.»
    Meredith ging ihr entgegen und sagte:
    «Es ist sehr nett von Ihnen, Angela, dass Sie trotz Ihrer vielen Arbeit gekommen sind.»
    Carla begrüßte sie herzlich und stellte ihr einen großen jungen Mann mit ruhigen grauen Augen vor.
    «Das ist John Rattery. Wir hoffen, bald heiraten zu können.»
    Meredith empfing unterdessen den nächsten Gast.
    «Wie schön, Miss Williams, Sie nach so vielen Jahren wiederzusehen.»
    Dünn; schmächtig, aber energisch wie immer, trat die alte Gouvernante näher. Angela ging auf sie zu und sagte lächelnd:
    «Ich komme mir wieder wie ein Schulmädchen vor.»
    «Ich bin sehr stolz auf Sie, mein liebes Kind», erwiderte Miss Williams. «Ich habe mit Ihnen Ehre eingelegt. Das ist wohl Carla, nicht wahr? Sie wird sich nicht mehr an mich erinnern, sie war damals ja noch zu jung…»
    Philip Blake schnitt ihr gereizt das Wort ab: «Was heißt denn das alles? Ich hatte ja keine Ahnung…»
    Poirot sagte: «Nennen wir es einen Ausflug in die Vergangenheit. Nehmen Sie doch bitte Platz, meine Herrschaften! Sowie der letzte Gast eintrifft,

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