Das Urteil
brillant. Er hätte sie stunden-, ja tagelang über die Einzelheiten verhören können, aber er wußte, daß er keine Antworten bekommen würde.
Er wußte auch, daß sie liefern würde. Sie hatte zu schwer gearbeitet und war zu weit gegangen, als daß ihr Plan fehlschlagen konnte.
»Ich bin in dieser Sache nicht völlig hilflos«, sagte er, immer noch seine Position haltend.
»Natürlich nicht, Fitch. Ich bin sicher, Sie haben genügend Fallen aufgestellt, um mindestens vier Geschworene zu fangen. Soll ich ihre Namen nennen?«
Die Drinks kamen, und Fitch stürzte seinen Tee hinunter. Nein, er wollte nicht, daß sie die Namen nannte. Er würde sich nicht auf ein Ratespiel einlassen mit jemandem, der die harten Tatsachen kannte. Mit Marlee zu sprechen, war, als spräche man mit dem Anführer der Jury, und obwohl Fitch das Beisammensein genoß, machte es die Unterhaltung doch ziemlich einseitig. Woher sollte er wissen, ob sie bluffte oder die Wahrheit sagte? Es war einfach nicht fair.
»Ich habe den Eindruck, Sie bezweifeln, ob ich alles unter Kontrolle habe«, sagte sie.
»Ich bezweifle alles.«
»Was ist, wenn ich einen Geschworenen ausboote?«
»Sie haben bereits Stella Hulic ausgebootet«, sagte Fitch und löste damit das erste und sehr kleine Lächeln bei ihr aus.
»Ich kann es wieder tun. Was ist, wenn ich - sagen wir beschließen würde, Lonnie Shaver nach Hause zu schicken. Wären Sie beeindruckt?«
Fitch verschluckte sich beinahe an seinem Tee. Er wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab und sagte dann: »Ich bin sicher, Lonnie wäre glücklich. Er ist wahrscheinlich von den Zwölfen der Unlustigste.«
»Soll ich ihn beseitigen?«
»Nein. Er ist harmlos. Außerdem, da wir zusammenarbeiten werden, meine ich, wir sollten Lonnie behalten.«
»Er und Nicholas reden eine Menge miteinander, wußten Sie das?«
»Redet Nicholas mit allen Geschworenen?«
»Ja, in unterschiedlichem Ausmaß. Lassen Sie ihm Zeit.«
»Sie scheinen ziemlich zuversichtlich zu sein.«
»Ich bin nicht zuversichtlich, was die Fähigkeiten Ihrer Anwälte angeht. Aber ich vertraue Nicholas, und das ist alles, worauf es ankommt.«
Sie verstummten, während zwei Kellner den Tisch neben ihrem deckten. Ab halb zwölf wurde der Lunch serviert, und das Lokal füllte sich allmählich.
Als die Kellner fertig und wieder verschwunden waren, sagte Fitch: »Ich kann keinen Handel abschließen, wenn ich die Bedingungen nicht kenne.«
Ohne das geringste Zögern sagte sie: »Und ich schließe keinen Handel ab, solange Sie in meiner Vergangenheit herumwühlen.«
»Haben Sie etwas zu verbergen?«
»Nein. Aber ich habe Freunde, und mir gefällt es nicht, wenn ich Anrufe von ihnen bekomme. Hören Sie sofort damit auf, und diesem Zusammentreffen wird ein nächstes folgen. Ein weiterer Anruf, und ich werde nie wieder mit Ihnen reden.«
»Sagen Sie das nicht.«
»Es ist mir ernst damit, Fitch. Pfeifen Sie die Hunde zurück.«
»Es sind nicht meine Hunde. Ich schwöre es.«
»Pfeifen Sie sie trotzdem zurück, sonst verbringe ich mehr Zeit mit Rohr. Durchaus möglich, daß auch er einen Handel abschließen möchte, und ein Urteil für ihn bedeutet, daß Sie aus dem Geschäft heraus sind und Ihre Kunden Milliarden verlieren. Das können Sie sich nicht leisten, Fitch.«
Damit hatte sie eindeutig recht. Was immer sie verlangen würde, im Vergleich zu den Folgekosten einer Niederlage vor Gericht würde es eine winzige Summe sein.
»Wir sollten schnell handeln«, sagte er. »Dieser Prozeß dauert nicht mehr lange.«
»Wie lange?« fragte sie.
»Drei oder vier Tage für die Verteidigung.«
»Fitch, ich habe Hunger. Wie wär's, wenn Sie jetzt verschwinden würden? Ich rufe Sie in ein paar Tagen an.«
»Was für ein Zufall. Ich habe auch Hunger.«
»Nein, danke. Ich esse lieber allein. Außerdem will ich Sie von hier forthaben.«
Er stand auf und sagte: »Okay, Marlee. Was immer Sie wünschen. Guten Tag.«
Sie sah ihm nach, wie er die Pier entlang und auf den Parkplatz am Strand ging. Dort blieb er stehen und rief jemanden über ein Handy an.
Nachdem er mehrfach versucht hatte, Hoppy am Telefon zu erreichen, erschien Jimmy Hull Moke am Dienstag nachmittag unangemeldet bei Dupree Realty und wurde von einer Sekretärin mit verschlafenen Augen informiert, daß Mr. Dupree irgendwo hinten wäre. Sie ging, um ihn zu holen, und kehrte erst nach ziemlich langer Zeit mit der Entschuldigung zurück, sie hätte sich geirrt, Mr. Dupree wäre doch
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