Das Urteil
hat.« »Das weiß ich nicht.«
»Keiner. Sie haben alle als halbe Kinder angefangen. Herman und Herrera haben früher geraucht. Raten Sie, wie alt die waren, als sie anfingen.«
»Das weiß ich nicht.«
»Vierzehn und siebzehn. Das ist die Hälfte Ihrer Jury, Fitch, und alle haben als Minderjährige mit dem Rauchen angefangen.«
»Und was soll ich dagegen unternehmen?«
»Weiterlügen, nehme ich an. Hören Sie, Fitch, wie stehen die Chancen, daß wir uns zu einem Plauderstündchen treffen, unter vier Augen und ohne daß Ihre Gangster hinter irgendwelchen Büschen lauern?«
»Die Chancen stehen hervorragend.«
»Schon wieder eine Lüge. Machen wir es so. Wir treffen uns und reden miteinander, und wenn meine Leute Ihre Leute irgendwo in der Nähe entdecken, dann war das unser letztes Gespräch.«
»Ihre Leute?«
»Jeder kann Gangster anheuern, Fitch. Das sollten Sie eigentlich wissen.«
»Abgemacht.«
»Sie kennen Casella's, das kleine Fischrestaurant mit Tischen im Freien am Ende der Pier von Biloxi?«
»Ich kann es finden.«
»Da bin ich jetzt. Wenn Sie also die Pier entlanggehen, beobachte ich Sie. Und wenn ich irgendeinen Typ sehe, der auch nur im mindesten verdächtig aussieht, dann ist die Sache gestorben.«
»Wann?«
»Jetzt gleich. Ich warte auf Sie.«
José hielt auf dem Parkplatz in der Nähe des Bootshafen eine Sekunde lang an, und Fitch sprang praktisch aus dem Suburban, der sofort weiterfuhr. Fitch wanderte, sehr allein und ohne Wanze, die hölzerne Pier entlang, deren dicke Planken in der Dünung leicht schwankten. Marlee saß an einem Tisch unter einem Sonnenschirm, mit dem Rücken zum Golf und dem Gesicht zur Pier. Die Lunchzeit war noch eine Stunde entfernt und das Lokal fast leer.
»Hallo, Marlee«, sagte Fitch im Herankommen, dann blieb er stehen und setzte sich ihr gegenüber. Sie trug Jeans und eine Baumwollbluse, eine Fischermütze und eine Sonnenbrille. »Ein Vergnügen, Fitch«, sagte sie.
»Sind Sie immer so kratzbürstig?« fragte er, deponierte seinen massigen Körper auf einem schmalen Stuhl und versuchte sein Bestes, zu lächeln und umgänglich zu sein.
»Tragen Sie eine Wanze, Fitch?«
»Nein. Natürlich nicht.«
Langsam holte sie aus ihrer großen Handtasche ein dünnes, schwarzes Etwas, das einem kleinen Diktiergerät ähnelte. Sie drückte auf einen Knopf und legte es so auf den Tisch, daß es auf Fitchs umfänglichen Bauch zielte. »Entschuldigen Sie, Fitch, ich will nur feststellen, ob Sie Zeit hatten, hier oder dort eine Wanze zu verstecken.«
»Ich habe doch gesagt, daß ich keine bei mir habe«, sagte Fitch, sehr erleichtert. Konrad hatte ein kleines Körpermikrofon und einen in der Nähe parkenden Technikwagen vorgeschlagen, aber Fitch war so in Eile gewesen, daß er nein gesagt hatte.
Sie schaute auf die kleine Digitalanzeige am Ende des Abtastsensors, dann steckte sie ihn wieder in ihre Tasche. Fitch lächelte, aber nur eine Sekunde lang.
»Ich hatte heute morgen einen Anruf aus Lawrence«, sagte sie, und Fitch schluckte schwer. »Offensichtlich haben Sie dort oben ein paar ausgemachte Holzköpfe, die an Türen hämmern und Mülltonnen umkippen.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Fitch etwas unsicher und nicht überzeugend genug.
Also Fitch! Seine Augen verrieten ihn; sie zuckten, wurden niedergeschlagen und schossen dann in eine andere Richtung, bevor sie zu ihr zurückkehrten; dann schlug er sie abermals nieder, alles in einer Sekunde, aber es war ein eindeutiger Beweis, daß sie ihn ertappt hatte. Sein Atem stockte einen Moment, und seine Schultern zuckten kaum wahrnehmbar. Er saß in der Patsche.
»Okay. Noch ein Anruf von alten Freunden, und Sie hören meine Stimme nie wieder.«
Aber er hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. »Was ist mit Lawrence?« fragte er, als wäre seine Integrität angezweifelt worden.
»Geben Sie's auf, Fitch. Und pfeifen Sie die Hunde zurück.«
Er stieß den Atem aus und zuckte die Achseln, als wäre er völlig verblüfft. »Okay. Was immer Sie wollen. Ich wünschte nur, ich wüßte, wovon Sie reden.«
»Sie wissen es. Noch ein Anruf, und es ist vorbei, okay?« »Okay. Was immer Sie möchten.«
Obwohl Fitch ihre Augen nicht sehen konnte, konnte er doch spüren, wie sie ihn durch die dunklen Gläser hindurch musterten. Sie schwieg eine Minute. Ein Kellner hantierte an einem Tisch in der Nähe, machte sich aber nicht die Mühe, sie zu bedienen.
Schließlich lehnte Fitch sich vor und sagte: »Wann
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