Das Urteil
statt?«
»Das darf ich Ihnen nicht sagen. Sie beide haben doch bei Mulligan's zusammengearbeitet, stimmt's?«
›Ja. Aber das ist lange her.«
»Wo stammte sie her?«
»Weshalb ist das wichtig?«
»Also, um ehrlich zu sein, es steht auf meiner Fragenliste. Wir versuchen nur, sie zu überprüfen. Wissen Sie, woher sie stammt?«
»Nein.«
Das war eine wichtige Frage, weil Claires Spur in Lawrence begonnen und geendet hatte. »Sind Sie sicher?«
Sie neigte den Kopf zur anderen Seite und musterte diesen Tölpel. »Ich weiß nicht, woher sie stammt. Als ich sie kennenlernte, arbeitete sie bei Mulligan's. Als ich sie das letztemal sah, arbeitete sie bei Mulligan's.«
»Haben Sie in letzter Zeit mit ihr gesprochen?«
»In den letzten vier Jahren nicht.«
»Haben Sie Jeff Kerr gekannt?«
»Nein.«
»Wer waren ihre Freunde hier in Lawrence?«
»Das weiß ich nicht. Hören Sie, ich habe zu tun, und Sie verschwenden Ihre Zeit. Ich habe Claire nicht sonderlich gut gekannt. Sie war ein nettes Mädchen, aber wir standen uns nicht sehr nahe. Und jetzt, bitte, muß ich weitermachen.« Mit diesen Worten wies sie auf die Tür, und Small verließ widerstrebend ihr Büro.
Nachdem Small die Bank verlassen hatte, schloß Rebecca die Tür hinter sich und wählte die Nummer einer Wohnung in St. Louis. Die Tonbandstimme am anderen Ende gehörte ihrer Freundin Claire. Sie telefonierten jeden Monat mindestens einmal miteinander, obwohl sie sich seit einem Jahr nicht mehr gesehen hatten. Claire und Jeff führten ein merkwürdiges Leben, ständig unterwegs und nur selten längere Zeit an einem Ort. Sie wußte nie, wo sie sich gerade aufhielten. Nur die Wohnung in St. Louis blieb immer dieselbe. Claire hatte sie gewarnt, daß möglicherweise Leute auftauchen und neugierige Fragen stellen würden. Sie hatte mehr als einmal angedeutet, daß sie und Jeff mit irgendeinem mysteriösen Auftrag für die Regierung arbeiteten.
Nach dem Pfeifton hinterließ Rebecca eine kurze Nachricht über Smalls Besuch.
Marlee hörte ihren Anrufbeantworter jeden Morgen ab, und die Nachricht aus Lawrence ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Sie wischte sich das Gesicht mit einem feuchten Tuch ab und versuchte sich zu beruhigen.
Sie rief Rebecca an und schaffte es, sich völlig normal anzuhören, obwohl ihr Mund trocken war und ihr Herz hämmerte. Ja, der Mann, der Small hieß, hatte sich ausdrücklich nach Claire Clement erkundigt. Und er hatte Jeff Kerr erwähnt. Auf Marlees Drängen hin wiederholte Rebecca ihr das Gespräch sogar in sämtlichen Einzelheiten.
Rebecca wußte, daß sie nicht zu viele Fragen stellen durfte. »Bist du okay?« war so ziemlich das ganze Ausmaß ihrer Erkundigungen.
»Oh, uns geht es gut«, versicherte ihr Marlee. »Wir geben uns gerade dem Strandleben hin.«
Es wäre nett gewesen, zu wissen, an welchem Strand, aber Rebecca fragte nicht. Niemand mischte sich zu tief in Claires Angelegenheiten ein. Sie verabschiedeten sich mit den üblichen Versprechungen, daß sie in Verbindung bleiben würden.
Weder sie noch Nicholas hatten geglaubt, daß man ihnen je bis nach Lawrence würde nachspüren können. Nun war es doch geschehen, und die Fragen prasselten wie harter Regen auf sie ein. Wer hatte sie gefunden? Welche Seite, Fitch oder Rohr? Höchstwahrscheinlich Fitch, einfach weil er mehr Geld hatte und gerissener war. Welchen Fehler hatten sie gemacht? Wie hatte die Spur aus Biloxi herausgeführt? Wieviel wußten sie?
Und wie weit würden sie gehen? Sie mußte mit Nicholas sprechen, aber der befand sich im Moment auf einem Boot irgendwo auf dem Golf, angelte Makrelen und zog seine Mitgeschworenen auf seine Seite.
Fitch angelte natürlich nicht. Er hatte sich in den letzten drei Monaten nicht einen Tag Ruhe oder Vergnügen gegönnt. Als der Anruf kam, saß er an seinem Schreibtisch und ordnete Papiere in säuberliche Stapel. »Hallo, Marlee«, sagte er in den Hörer, zu der Frau seiner Träume.
»Hi, Fitch. Sie haben wieder einen verloren.«
»Was habe ich verloren?« fragte er und biß sich auf die Zunge, um zu verhindern, daß er sie Claire nannte.
»Einen weiteren Geschworenen. Loreen Duke war von Robilio fasziniert, und jetzt führt sie die Parade derer an, die der Klage stattgeben wollen.«
»Aber sie hat unsere Argumente noch nicht gehört.« »Stimmt. Sie haben jetzt vier Raucher - Weese, Fernandez, Taylor-Tatum und Easter. Raten Sie mal, wer von denen als über Achtzehnjähriger mit dem Rauchen angefangen
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