Das Urteil
das Rauchen nicht abgewöhnen kann. Aber er ist überzeugt, er könnte die Zigaretten wegwerfen, wann immer er es will. Er kann es nicht, weil er ein Schwächling ist. Aber er möchte ein richtiger Mann sein wie Colonel Herrera.«
»Wer möchte das nicht«, sagte Lonnie.
»Jerry glaubt, weil er aufhören könnte, wenn er es wirklich wollte - was natürlich nicht stimmt -, könnte jeder andere auch aufhören und deshalb hätte auch Jacob Wood aufhören sollen, bevor er Krebs bekam.«
»Das kommt so ungefähr hin«, sagte Jerry. »Nur gegen den Schwächling erhebe ich Einspruch.«
»Klingt sehr vernünftig«, sagte Lonnie. »Wie können Sie noch unentschlossen sein?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil ich noch nicht alle Zeugenaussagen gehört habe. Ja, das ist es. Das Gesetz verlangt, daß wir uns kein Urteil bilden dürfen, bevor das gesamte Beweismaterial vorliegt. Verzeihen Sie mir.«
»Ich verzeihe Ihnen«, sagte Jerry. »Und jetzt sind Sie an der Reihe, eine weitere Runde zu holen.« Nicholas leerte seine Dose und ging die schmale Treppe hinunter zur Kühlbox auf dem Hauptdeck.
»Zerbrechen Sie sich seinetwegen nicht den Kopf«, sagte Jerry. »Wenn es darauf ankommt, ist er auf unserer Seite.«
26
D as Boot kehrte ein paar Minuten nach fünf zurück. Die tapferen Angler schwankten vom Deck auf die Pier, wo sie für Fotos posierten, zusammen mit Kapitän Theo und ihren Trophäen, von denen die größte ein neunzig Pfund schwerer Hai war, den Rikki erwischt und den ein Matrose an Deck gezogen hatte. Sie wurden von zwei Deputies in Empfang genommen und die Pier entlanggeführt; ihren Fang ließen sie zurück, weil es im Motel keine Verwendung dafür gab.
Der Bus mit den Einkäufern sollte erst eine Stunde später eintreffen. Seine Ankunft wurde ebenso wie das Einlaufen des Bootes genau beobachtet und Fitch gemeldet; aber niemand wußte genau, welchen Sinn das haben sollte. Fitch wollte es einfach wissen. Irgend etwas mußten sie ja beobachten. Es war ein ruhiger Tag, und man konnte nicht viel tun, außer dasitzen und warten, daß die Geschworenen zurückkehrten.
Fitch hatte sich in seinem Büro mit Swanson eingeschlossen, der den größten Teil des Nachmittags am Telefon verbracht hatte. Die ›Holzköpfe ‹, wie Marlee sie genannt hatte, waren abberufen worden. Statt dessen hatte Fitch die Firma in Bethesda mobilisiert, die er auch bei dem Hoppy-Coup einsetzte. Swanson hatte früher dort gearbeitet, und einige ihrer Agenten hatten vorher dem FBI oder der CIA angehört.
Resultate waren garantiert. Das Ausschnüffeln der Vergangenheit einer jungen Frau war kein sonderlich aufregender Job. In einer Stunde sollte Swanson nach Kansas City fliegen und dort die Aktion überwachen.
Garantiert war auch, daß sie nicht erwischt werden würden.
Fitch steckte in einer Klemme - er durfte Marlee nicht verlieren, aber er mußte auch wissen, wer sie war. Zwei Faktoren trieben ihn zum Weitergraben. Zum einen war es ungeheuer wichtig für sie, daß er damit aufhörte. Irgendwo in ihrer Vergangenheit war etwas Entscheidendes versteckt. Und zum zweiten hatte sie sich zu sehr bemüht, keine Spur zu hinterlassen.
Marlee hatte Lawrence, Kansas, vor vier Jahren verlassen, nachdem sie drei Jahre dort gelebt hatte. Sie war nicht Claire Clement gewesen, als sie dort eintraf, und sie war es bestimmt auch nicht, als sie abreiste. In der Zwischenzeit hatte sie Jeff Kerr kennengelernt und rekrutiert, der jetzt Nicholas Easter war und Gott weiß was mit der Jury anstellte.
Angel Weese liebte Derrick Maples und gedachte ihn zu heiraten, einen kräftigen jungen Mann von vierundzwanzig zwischen zwei Jobs und in einer Ehepause. Er hatte seine Arbeit als Verkäufer von Autotelefonen verloren, als die Firma mit einer anderen fusionierte, und war gerade dabei, sich von seiner ersten Frau zu trennen, die Folge einer in die Binsen gegangenen Teenager-Romanze. Sie hatten zwei Kinder. Seine Frau und ihr Anwalt verlangten sechshundert Dollar monatlich als Unterhalt für die Kinder. Derrick und sein Anwalt schwenkten seine Arbeitslosigkeit wie eine brennende Fahne. Die Verhandlungen wurden immer erbitterter, und die endgültige Scheidung war noch Monate entfernt.
Angel war schwanger. Bisher wußte nur Derrick davon.
Derricks Bruder Marvis war früher einmal Deputy Sheriff gewesen und war jetzt Teilzeit-Geistlicher und sehr aktiv in der Gemeinde. An Marvis trat ein Mann namens Cleve heran, der sagte, er würde Derrick gern kennenlernen.
Weitere Kostenlose Bücher