Das Urteil
einen Prozentsatz nach dem Urteil? Das würde Derrick und natürlich auch seine Freundin motivieren, bei der Beratung der Geschworenen auf eine hohe Geldstrafe zu dringen. Sie würden Mitspieler werden. Das war eine Chance, die sich ihnen nie wieder bot.
Angel kehrte im Bademantel zurück und zündete sich eine Zigarette an.
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D ie Verteidigung des guten Firmennamens von Pynex hatte am Mittwoch morgen einen miserablen Start, allerdings nicht durch eigene Schuld. Ein Analytiker namens Walter Barker, der für Mogul, eine populäre Finanz-Wochenschrift, schrieb, hatte zwei gegen eins gewettet, daß die Jury in Biloxi gegen Pynex entscheiden und eine hohe Strafe verhängen würde. Barker war kein Leichtgewicht. Er hatte Jura studiert und sich in der Wall Street den Ruf eines Mannes erworben, auf den man hören mußte, wenn es bei einem Prozeß um wirtschaftliche Belange ging. Seine Spezialität war die Verfolgung von Prozessen, Revisionen und Vergleichen und das Vorhersagen ihres Ausgangs, bevor er tatsächlich eingetreten war. Er behielt in der Regel recht und hatte mit seinen Recherchen ein Vermögen verdient. Er wurde viel gelesen, und die Tatsache, daß er gegen Pynex wettete, versetzte der Wall Street einen Schock. Die Aktien eröffneten bei sechsundsiebzig, fielen auf dreiundsiebzig und standen am späten Vormittag bei einundsiebzigeinhalb.
Der Gerichtssaal war am Mittwoch voller als gewöhnlich. Die Typen von der Wall Street waren in voller Besetzung zurückgekehrt; jeder las im Mogul, und alle waren plötzlich der gleichen Ansicht wie Barker, obwohl eine Stunde zuvor beim Frühstück noch Einigkeit darüber geherrscht hatte, daß Pynex die Zeugen der Klägerin gut überstanden hatte und erhobenen Hauptes abschließen würde. Jetzt lasen sie mit besorgten Gesichtern und änderten die Berichte an ihre Büros ab. Barker war vorige Woche tatsächlich im Gerichtssaal gewesen. Er hatte für sich allein in einer der hinteren Reihen gesessen. Was hatte er gesehen, das ihnen entgangen war?
Die Geschworenen kamen Punkt neun herein. Lou Dell hielt ihnen so stolz die Tür auf, als hätte sie ihre Küken wieder eingesammelt, nachdem sie sich gestern zerstreut hatten, und lieferte sie jetzt wieder dort ab, wo sie hingehörten. Harkin begrüßte sie, als wären sie einen Monat lang fortgewesen, machte ein paar flaue Scherze über das Angeln, dann eilte er durch seine Standardfragen zum Thema »Sind Sie belästigt worden?« Er versprach den Geschworenen ein rasches Ende des Prozesses.
Jankle wurde als Zeuge aufgerufen, und die Verteidigung begann. Frei von den Nachwirkungen des Alkohols war Jankle präpariert und in guter Verfassung. Er lächelte mühelos und schien die Chance, seinen Tabakkonzern zu verteidigen, zu begrüßen. Cable dirigierte ihn ohne irgendwelche Zwischenfälle durch die Präliminarien.
In der zweiten Reihe saß D.Y. Taunton, der schwarze Anwalt von der Wall-Street-Kanzlei, der in Charleston mit Lonnie zusammengetroffen war. Er hörte Jankle zu, schaute dabei aber Lonnie an, und es dauerte nicht lange, bis ihre Blicke sich trafen. Lonnie schaute einmal zu ihm hin, konnte nicht anders, als noch einmal zu ihm hinzuschauen, und beim dritten Hinschauen schaffte er es, zu nicken und zu lächeln, weil ihm das die angemessene Reaktion zu sein schien. Die Botschaft war klar - Taunton war ein wichtiger Mann, der die weite Reise nach Biloxi gemacht hatte, weil dies ein wichtiger Tag war. Jetzt hatte die Verteidigung das Wort, und Lonnie mußte unbedingt verstehen, daß er jetzt zuhören und jedes Wort glauben mußte, das im Zeugenstand gesprochen wurde. Kein Problem für Lonnie.
Bei Jankles erstem Verteidigungsstoß ging es um das Thema der freien Entscheidung. Er gab zu, daß eine Menge Leute der Ansicht seien, daß Zigaretten süchtig machten, aber nur, weil ihm und Cable klar war, daß eine gegenteilige Behauptung albern klingen würde. Aber vielleicht machten sie doch nicht süchtig. Im Grunde wußte das niemand so genau, und die Leute in der Forschung waren genauso unsicher wie alle anderen auch. Eine Untersuchung ging in die eine Richtung, die nächste in eine andere, aber er hatte nie einen eindeutigen Beweis dafür erhalten, daß Rauchen süchtig macht. Was ihn selbst anging, so glaubte er es einfach nicht. Jankle rauchte seit zwanzig Jahren, aber nur, weil er es genoß. Er rauchte zwanzig Zigaretten am Tag, aus freier Entscheidung, und er hatte sich für eine Marke mit niedrigem Teergehalt entschieden.
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