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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Versuch unternommen, daß es mit der Familie klappt. Ich bin ziemlich durch den Wind, ich geb's zu, ich halse mir immerzu Ärger auf. Selbst Ken sagt zu mir, daß ich viel zu sehr Opfer bin. Ich habe versucht, mich zu ändern ... Und dann kommt irgendwer ... und bringt Larry um und meinen Sohn, und aus heiterem Himmel werde ich deswegen verhaftet. Und plötzlich soll ich mein ganzes Leben zwei Männern anvertrauen, die ich vor einem halben Jahr noch nicht einmal gekannt habe? Nie und nimmer. Männer haben mich nicht allzugut behandelt, wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, also hab ich mir meinen eigenen Plan zurechtgebastelt und hab mich dran gehalten.«
    Hardy verschränkte die Arme. »Eins ist mir allerdings aufgefallen. Sie haben es immerhin geschafft, David hier die Wahrheit zu erzählen.«
    Freeman fiel ihm ins Wort. »Ich hab ihr die Pistole auf die Brust gesetzt, Diz. So gehe ich nun mal ans Werk. Dann kam's raus.«
    »Und Sie haben es mir nicht erzählt.« »Das war meine Entscheidung, nicht ihre. Na gut, es war ein Fehler gewesen, eine Fehleinschätzung. Ich hätte Sie dran teilhaben lassen sollen, aber ich habe mir gedacht, Sie brauchen es nicht zu wissen, bis es zum Verfahren zur Festlegung des Strafmaßes kommt, falls überhaupt.«
    »Ich brauche es nicht zu wissen, was?« Draußen war es dunkel geworden, wie man durch das Fenster zur Wachstation sah. Freitagabend. Das Wochenende lag vor ihnen, Zeit genug, zu entscheiden, was er tun wollte. Hardy atmete tief aus. Er wandte sich an Jennifer. »Wenn Sie irgendwelche anderen Geheimnisse haben, Jennifer, dann wäre jetzt der richtige Moment, darüber zu reden.«
    Aber der Schleier war wieder heruntergelassen worden, ihre Leidenschaft aufgebraucht. »Finden Sie einfach raus, wer meinen Kleinen erschossen hat, bitte. Können Sie das tun?«

33
    Er hatte keine Ahnung, was er da eigentlich tat, fuhr im Morgenregen die California Street hinunter zu Miss Carter's Mudhouse, änderte dann wieder seine Meinung und bog ab in den Golden Gate Park, wich den dicken Ästen aus, die überall auf dem Kennedy Drive herumlagen, durch die Gewalt des Sturmes abgebrochen waren. Eigentlich hatte er keinen Schimmer, wo er hinwollte. Vielleicht hatte sich sein Gehirn wegen Schlafmangels ausgeschaltet.
    Die entscheidende Frage war, ob er ihr glaubte. Diesmal. Selbst wenn er wußte, daß sie ihn von Anfang an angelogen hatte in beinahe jedem verdammten Punkt. Konnte er ihr trotzdem glauben?
    Er meinte schon. Das hatte ihm den Schlaf geraubt, er hatte sich neben Frannie herumgewälzt, bis das Grau der Wolken im Schlafzimmerfenster sichtbar geworden war.
    Er hatte zu Freeman gesagt, daß Jennifers Geschichte nicht aufging, aber die Wahrheit war, daß sie ihm glaubhaft vorkam. Er hatte sich alles wieder und wieder überlegt, und jedesmal kam sie ihm logisch stimmiger vor.
    Jennifer mußte Ned umbringen. Von ihrem Standpunkt aus war es reine Selbstverteidigung. Sie war felsenfest davon überzeugt, daß er sie totschlagen würde, und warum sollte sie das auch nicht glauben?
    Sie hatte versucht wegzulaufen, und er hatte sie aufgespürt.
    Dann hatte sie zu ihm gesagt, daß sie ihn verlassen wolle, und er hatte sie um ein Haar zu Tode geprügelt, sie mit dem stumpfen Ende eines Küchenmessers vergewaltigt, als offensichtliche und klassische Drohung ihre Katze umgebracht und ihr selbst den Tod angedroht, falls sie irgendwas unternähme, um seinem Wüten den Riegel vorzuschieben.
    Er hatte alles gelesen, was Lightner ihm gegeben hatte, plus weitere zwanzig oder dreißig Artikel und Rechtsgutachten zu dem Thema. Mißhandelte Ehefrauen hatten stets das Gefühl, daß es kein Entrinnen gab. Sie waren auf ewig Gefangene einer Situation, in der kein Weglaufen und kein Verstecken half und die sie, aller Voraussicht nach, eines Tages das Leben kosten würde.
    Freeman könnte beweisen, so jedenfalls Hardys feste Ansicht, daß Jennifers Entschluß, Ned umzubringen, gerechtfertigt gewesen war, eine in manchen Fällen zulässige Form von Selbstverteidigung, die auch die Gerichte mittlerweile anerkannten. Selbst mit Villars als Richterin und selbst angesichts der Tatsache, daß der Gesetzgeber es versäumt hatte, ein Gesetz zu verabschieden, das das BWS als Verteidigungsgrund gelten ließ, war Hardy ziemlich zuversichtlich, daß sie Jennifer freibekommen konnten. Mit Sicherheit würde, wie er Freeman gegenüber betont hatte, keine Jury im ganzen Staate Kalifornien die Todesstrafe verhängen.
    Jennifer war

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