Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
Vom Netzwerk:
Todesstrafe befürwortet. Gleichzeitig kann man die Todesstrafe nicht nur für Schwarze haben. Powell braucht einen Fall wie diesen, und er braucht ihn genau jetzt. Wenn Jennifer Witt nicht gewesen wäre, hätte er sie erfinden müssen.« Freeman ließ den Kopf hängen, war aufrichtig zerknirscht angesichts der verderbten Natur des Menschen. »Leider«, sagte er, »ist das genau das, was er letztlich getan hat.«
    Unversehens befand man sich wieder im Nachrichtenstudio und der Moderator sagte soeben zu seiner Kollegin: »Das sind ziemlich massive Vorwürfe, Shel, und wir werden hier auf Kanal 5 täglich über diesen Prozeß berichten.«
    »Das ist richtig, Jack.« Shel strahlte in die Kamera, füllte den ganzen Bildschirm aus. »Wollen Sie wissen, was passiert, wenn sich drei Schwestern um den Hund der Familie streiten?«
    »Klasse Anschluß, Shel«, flötete Frannie.
    Moses, der sich auf dem Sofa nach vorne beugte, brachte seine Schwester zum Schweigen und wandte sich an das Fernsehgerät: »Aber ja doch, drei Schwestern und der Hund der Familie. Ich will wissen, was dann passiert, ehrlich.«
    Shel redete weiter. »Das klingt doch ganz nach einem Fall für Salomo, oder etwa nicht, und das Ganze spielt sich derzeit in Daly City ab. Mehr dazu im nächsten Beitrag. Bleiben Sie dran.«
    Hardy war aufgestanden, wandte sich ebenfalls an die Glotze und schaltete sie aus. »Tut uns leid, Shel, wir müssen los.«
    Moses sprang auf. »Bitte, Diz. Ich brenne darauf, zu erfahren, was mit den Schwestern und ihrem Hund passiert.«
    Susan schlug ihn aufs Bein. »Perverser Kerl.«
    »Wie kannst du das nur machen? Wie kannst du nur Shel ausschalten?«
    Hardy ging zu seinem Sessel zurück. »Jahrelanges Training und eine Therapie haben mir dabei geholfen. Wieso kriege ich den Eindruck, daß Jennifers Prozeß bald unangenehme Formen annehmen wird?«
    »Es ist dein erstaunlicher sechster Sinn.« Frannie strich ihm mit der Hand über den Arm. »Es muß ein schrecklich fader Tag gewesen sein, was die Nachrichten angeht.«
    Susan lächelte und schmiegte sich auf dem Sofa entspannt an Moses. »Ist das dein Partner, Dismas?«
    »Ein hübscher Kerl, nicht?«
    Moses, um den sich keiner mehr scherte, stöhnte, daß er mehr über die Schwestern und ihren Hund erfahren wolle.
    »Sie haben ihn aufgegessen«, sagte Frannie.
    Susan nickte. »Haben das Tier in kleine Stücke geschnitten. Die Ohren im Fett ausgebacken und mit Roquefort-Sauce serviert.«
    Hardy stand auf. »Ich würde hiermit gerne zu Protokoll geben, wieviel Freude es macht, wenn man mit Leuten zusammensitzt, die sich so sehr um die drängenden Probleme unserer Zeit sorgen. Ich hol den Nachtisch.«
    Weil er einen Mittagsschlaf gehalten hatte, war er nicht müde. Moses und Susan gingen um kurz nach zehn nach Hause, und Frannie, die Vincent das erste Mal um eins stillen mußte, sagte, sie ginge ins Bett.
    Hardy legte ein Stück Holz in den offenen Kamin im Wohnzimmer und machte es sich mit John McPhees Buch Oranges im Sessel bequem. Er hatte kaum zu lesen angefangen, als das Telefon klingelte. Er hob noch beim ersten Läuten ab.
    Es war Glitsky, der sagte, sein Partner Freeman sei ein Star. »Prozeß per Fernsehschirm. Das ist es, was dieses Land so groß macht.«
    »Das und die Erfindung des Orangensaftkonzentrats.« Hardy erläuterte die Querverbindung zu McPhee, weil er wußte, daß Glitsky genau wie er eine Schwäche für abseitige Fakten hatte. »Aber ich spüre, daß du nicht angerufen hast, um dich mit mir über Zitrusfrüchte zu unterhalten.«
    »Normalerweise würde ich genau das tun«, sagte Abe, »aber ich habe mir gedacht, du willst gerne der erste sein, der von etwas anderem erfährt.«
    Hardy zählte stumm bis fünf. Ein Holzscheit knackte im Feuer. »Dieses Spielchen gefällt mir«, sagte er.
    »Ich rief vor rund zehn Minuten bei der Mordkommission an, um mich wegen einer anderen Sache umzuhören. Sie waren gerade dabei, einen Kerl zu vernehmen, der Marko Soundso heißt. Klingelt es da bei dir?«
    »Nein. Sollte es das?«
    »Keine Ahnung. Ich dachte mir, du seist womöglich im Zuge deiner Reiseabenteuer darauf gestoßen. Er behauptet, daß er Larry Witt ermordet hat.«
    Marko Mellon hatte nicht erst angefangen, die Nachrichten sendung über Jennifer Witt im Verlauf des Interviews mit Freeman anzusehen, wie Hardy und Co. es getan hatten. Er hatte sich die Sendung von Anfang an zu Gemüte geführt, als sie Jennifers Foto zeigten - die Aufnahme, die alle Fernsehsender und

Weitere Kostenlose Bücher