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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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irgend etwas zu einer Kollegin sagte, die sich außerhalb von Hardys Gesichtsfeld befand.
    »Ich weiß nicht, aus meiner Perspektive würde ich sagen, daß das Leben von Matt ziemlich verhunzt ist. Selbst wenn Larry Sie geschlagen hat...«
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Larry mich nicht geschlagen hat«, sagte sie und starrte ihn finster an.
    Hardy knallte die Handflächen auf den Tisch. »Ach, lassen Sie endlich die Scheiße, Jennifer!« Er war jetzt aufgesprungen, der Stuhl fiel um, knallte hinter ihm auf den Boden. »Ich weiß genau, daß Larry Sie geschlagen hat. Ich weiß, zu welchen Ärzten Sie gegangen sind, und ich weiß, welche Lügen Sie ihnen aufgetischt haben.«
    Er hob seine Aktenmappe auf und packte den Stuhl, um ihn wieder hinzustellen. Freeman hatte noch immer kein einziges Wort gesagt.
    »Ich habe meinen Sohn nicht umgebracht...«
    »Na prima.«
    »Ich habe auch Larry nicht umgebracht.«
    »Oder falls doch, dann hatten Sie bestimmt einen guten Grund dafür.«
    »Ich hab sie nicht, verdammt noch mal, ich habe sie nicht umgebracht. Ich hab keine Ahnung, wer das getan hat.«
    Plötzlich sprang sie ihm ins Gesicht, griff ihn an, schlug wild um sich. Er versuchte, nach hinten auszuweichen, aber da war kein Platz. Er stieß mit den Kniekehlen gegen den Stuhl, der hinter ihm stand, verlor das Gleichgewicht und fiel hinten über.
    Irgendwie hatte sich Freeman zwischen ihn und Jennifer Bedrängt und bugsierte Jennifer jetzt zurück in ihren Stuhl, zeigte den Wärterinnen durchs Fenster den nach oben gestreckten Daumen, um zu signalisieren, daß alles in Ordnung War. Hardy rappelte sich auf, und Freeman, der sich im klaren darüber war, daß er den Ausweg blockierte, warf ein, daß seiner Erfahrung nach jeder Prozeß, der sein Geld wert war, Zumindest einmal einen anständigen Gefühlsausbruch provozierte. »Ich schätze, wir kriegen das alle hin«, sagte er. »Es ist zu unserem Besten.«
    Es waren fünf angespannte Minuten gewesen, aber sie hatten sich jetzt alle wieder hingesetzt, saßen zusammengedrängt um den Tisch. Hardy hatte zugestimmt, zu reden und zuzuhören. Jetzt starrte er seinen Partner an. »Ihnen ist es letzt lich egal, was passiert ist, David. Diese Tatsache haben Sie hundertmal unterstrichen.«
    »Nein, das stimmt nicht ganz. Was ich gesagt habe, war, daß es juristisch gesehen egal ist, was die Tatsachen sind, solange sie nicht bewiesen werden können. Persönlich aber ist es mir nicht egal. Ist es mir alles andere als egal. Deshalb bin ich ja Anwalt. Und damit verrate ich Ihnen mehr, als Sie zu wissen verdient haben. Ich habe einen Ruf zu verlieren.«
    Hardy wandte sich an Jennifer. »Hier habe ich eine Quizfrage, bei der es schnell gehen muß: Hat Larry Sie geschlagen oder nicht?«
    »Ja.« Endlich.
    »Viel?«
    Sie nickte. »Aber wenn ich das zugebe, besonders nach dem, was mit Ned geschehen ist, würde mir doch keine Jury glauben, daß ich Larry nicht ebenfalls getötet habe.«
    Das war der springende Punkt. Jennifer hatte Ned umgebracht, weil er sie mißhandelte. Auch Larry hatte sie mißhandelt, und sie behauptete, ja insistierte, daß sie ihn nicht getötet hatte.
    »Ich mußte lügen«, sagte sie. »Sobald herauskam, daß beide mich geschlagen haben ...«
    »Aus welchem Grund soll ich annehmen, daß Sie jetzt nicht lügen?«
    »Ich lüge jetzt nicht. Ich sage es Ihnen doch.«
    »Diz.« Freeman legte ihm die Hand auf den Ärmel. »Bitte. Betrachten Sie es strategisch. Man hat sie wegen Ned freigesprochen. Wir sind schon halb am Ziel. Sie hat gewiß nicht ihren Jungen umgebracht. Unfall oder nicht. Sie war daran nicht beteiligt. Ich denke, sowohl Sie als auch ich glauben das.«
    »Ich weiß nicht, was ich noch glaube, David.«
    Jennifer legte ihm die Hand auf den anderen Arm. »Was ich mit Ned angestellt habe, ist fast zehn Jahre her.« Sie sprach leise, flüsterte beinahe, versuchte nicht, ihn anzusehen, um ihn mit ihren Augen zu überreden, was er als gutes Zeichen ansah. »Falls ich eine andere Wahl hatte, wie Sie es sagen, nun, dann sollten Sie mir wenigstens glauben, daß ich nicht dachte, daß ich eine Chance hätte. Ich hatte eine Heidenangst um mein Leben und wußte nicht, was ich tun soll - ich dachte, es gäbe keinen anderen Ausweg. Bei Larry war es noch nicht bis zu dem Punkt gekommen. Vielleicht wäre es noch passiert, ich weiß es nicht. Ich wollte mir immer einreden, daß es nicht soweit kommt. Deshalb habe ich ja angefangen, zu Ken Lightner zu gehen, habe ich den

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