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Das Urteil

Das Urteil

Titel: Das Urteil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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sein könnte?«
    Sie biß sich auf die Unterlippe. »Es muß die Waffe gewesen sein, aber der Inspektor hat mich darüber ausgefragt, als sie sie gefunden haben, und ich habe ihnen gesagt, daß ich keine Ahnung davon hatte.«
    »Was war mit der Waffe?«
    »Es war Larrys Waffe ... er wurde mit seiner eigenen Pistole erschossen. Aber zuerst wußten sie nicht, daß es unsere Pistole war, man hat sie nicht im Haus gefunden.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Wir haben sie in der Klappe am Kopfende des Bettes aufbewahrt, aber sie haben sie ungefähr zwei Wochen später gefunden. Der Inspektor hat gesagt, irgendwer hätte sie unter einem Müllcontainer gefunden und meine Fingerabdrücke seien darauf. Ich habe zu ihm gesagt, natürlich seien meine Fingerabdrücke darauf, ich nähme sie schließlich alle paar Wochen in die Hand, wenn ich das Kopfbett abstaube.«
    Hardy schwieg als Antwort.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich war beim Joggen. Wir wohnen, haben gewohnt ...« Sie ballte die Faust und schlug auf den Tisch. Sie wissen, was ich sagen will.«
    »Sie machen das alles ganz prima«, sagte er. »Erzählen Sie mir einfach, was passiert ist.«
    Jennifer starrte auf ihre Hand, auf die geballte Faust. Sie deckte die andere Hand darüber und zog beide wieder näher zu sich heran. »Das Haus liegt oben auf den Twin Peaks, wissen Sie, ziemlich hoch oben. Es war Vormittag, vielleicht halb zehn oder zehn. Larry läßt mich ... ich will sagen, ich gehe für gewöhnlich dreimal in der Woche zum Laufen. Als ich heimkam, stand ein Polizeiauto vor dem Haus, und der Beamte stand vor der Haustür, was ich, wie ich mich erinnere, komisch fand, denn wenn er geklopft hatte, warum hatten dann Larry oder Matt nicht aufgemacht, stimmt's ?«
    »Stimmt.«
    »Aber er stand einfach da, also habe ich das Gartentor aufgemacht und gefragt, ob ich ihm helfen kann, und er sagte, jemand habe auf dem Revier angerufen und von ein paar Schüssen erzählt. Erst Geschrei und dann ein paar Schüsse.«
    »Hatten Sie sich an jenem Morgen gestritten? Sie und Larry?«
    Sie schien sich wieder zu ducken, und Hard y merkte, daß er allmählich ein bißchen unduldsam wurde. Aber ihre Hand griff wieder nach seinem Ärmel und bat ihn stumm um Nachsicht. »Wie lange waren Sie denn weg?« fragte er.
    »Wann? Oh, eine Stunde. Ich mußte innerhalb einer Stunde zurück sein.« Als sie Hardys Reaktion sah, redete sie schnell weiter. »Larry machte sich Sorgen, wenn ich nicht zu Hause war. Er wußte, wo ich herlief und wie lange es dauern sollte, damit ... die Sache mit der Stunde ... es war so etwas wie eine feste Abmachung.«
    »In Ordnung, fahren Sie fort. Der Polizist wartete also vor Ihrer Tür.«
    »Also habe ich ihn gefragt, ob er geklopft hat, und er sagte, ja, aber es sei niemand gekommen, und ich sagte zu ihm, das kann doch nicht sein. Ich will damit sagen, ich war sicher, daß Larry nicht weggegangen war. Es war die Woche nach Weihnachten, seine erste freie Woche seit letztem Sommer. Jedenfalls fange ich jetzt an, mir Sorgen zu machen. Aber vielleicht steht Larry unter der Dusche, oder Matt macht solchen Krach, daß sie es nicht hören können oder sonstwas, stimmt's? Aber es kommt immer noch niemand, also hole ich meinen Schlüssel, und wir gehen ins Haus, und ich rufe Larry und Matt und will nach oben gehen, aber der Polizist sagt zu mir, ich soll lieber warten, und ich gehe hinüber zum Sofa. Dann steht er oben auf der Treppe und sagt: Kommen Sie nicht rauf, rühren Sie sich jetzt nicht vom Fleck. Und ich weiß es. Mein Gott, in dem Moment weiß ich es.«
    Ihr Mund ging auf, wieder zu, dann wieder auf. Zuletzt gab sie es auf, dagegen anzukämpfen. Sie saß da und hatte die Hände vor sich verschränkt, die Tränen liefen ihr über die Wangen und bildeten kleine Pfützen auf dem Tisch.

2
    Hardy war im zweiten Stock des Justizpalasts alles andere als beliebt. Im vorigen Sommer hatte er sich mit Christopher Locke, seinem damaligen Chef, dem Bezirksstaatsanwalt der Stadt und des County San Francisco angelegt. Sie hatten einander ziemlich unjuristische Neckereien an den Kopf geworfen, woraufhin Hardy die Brocken hinschmiß, ins Lager der Strafverteidiger wechselte und die stellvertretende Bezirkstaatsanwältin, die ihm zuvor einen Fall weggeschnappt hatte, vor Gericht besiegte - und damit indirekt auch Locke.
    Jetzt spürte er ein Fadenkreuz im Nacken, sooft er Gelegenheit hatte, in den einst so vertrauten Fluren herumzuspazieren. Trotzdem war er es sich und David

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