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Das Urzeit-Monstrum

Das Urzeit-Monstrum

Titel: Das Urzeit-Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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BIN DU!
    Abermals wiederholte dieses Grauenvolle den Satz, damit Beckmann ihn auch deutlich verstehen konnte. Verstehen schon, aber nicht begreifen, denn er wußte nicht, was er mit diesen Worten anfangen sollte, obwohl ihm irgendwo schon bewußt war, daß diese Botschaft genau auf ihn zutraf.
    Dieses Monstrum hatte sich auf keinen Fall geirrt. Er allein war damit gemeint.
    Nur war es dem Maler in seinem Zustand unmöglich, eine Reaktion zu zeigen. Er nahm es hin. Es war ein Teil von ihm, vielleicht von seiner eigenen Vergangenheit.
    Das Monstrum verschwand nicht. Es blähte sich vor ihm auf. Es wurde zu einem riesigen Klumpen, und auch das Auge weitete sich dabei, so daß es ihn schon an ein Fenster erinnerte, in das er hineinstarrte, aber darin zunächst nichts erkennen konnte.
    Nur graues, zuckendes und schleimiges Gewebe, in dem jedoch etwas steckte, das unmittelbar mit ihm zu tun hatte.
    Er dachte an die Worte und wunderte sich zugleich darüber, daß er dies auch konnte. Dafür gab es einen Grund. Beckmann war wieder wach!
    Zuerst kam er damit nicht zurecht. Er hockte in seinem Sessel, die Augen waren geöffnet. Er schaute zum Fenster und nicht mehr in das Auge der widerlichen Gestalt, und er hörte sich atmen. Der Kopf sank etwas nach vorn. Als er redete, schaute er auf seine Oberschenkel. »Ich bin du, und du bist ich. Oder du bist ich, und ich bin du.«
    Mit einer mühsam aussehenden Bewegung hob er seine linke Hand an und wischte damit über sein Gesicht. Diesmal spürte er keinen Schleim auf der Haut, diese Hand war normal, aber zwischen der rechten Handfläche und der Sitzlehne hatte sich ein feuchter Fleck gebildet.
    Boris sah ihn und zuckte zusammen. Dabei verzog er das Gesicht zu einer Grimasse. Dann schüttelte er den Kopf und wunderte sich darüber, daß die Schmerzen verschwunden waren.
    Er konnte wieder frei denken.
    Er saß hier wie ein Mensch, aber die Erinnerung war geblieben, und auch mit seinen Gefühlen war etwas geschehen, denn in ihm steckte ein gewisser Drang, den er bisher noch nicht erlebt hatte.
    Er war nervös und aufgeregt, aber es war nicht die normale Nervosität eines Menschen, diese hier kam ihm anders vor, und er verglich sie auch mit einer gewissen Erwartungshaltung. Etwas würde auf ihn zukommen.
    Das war genau zu spüren. Etwas schlich heran, aber es war noch nicht da. Es wartete einzig und allein nur darauf, daß er sich darum kümmerte und es begrüßte.
    Was konnte das nur sein?
    Der Maler wußte es nicht. Aber wieder stieg die Wärme in ihm hoch. Das Fieber kehrte zurück.
    Es peinigte ihn, es brachte sein Gesicht zum Glühen. Aber es war nur allein gekommen und hatte die übliche Schwäche zurückgelassen.
    Boris Beckmann stand auf. Sehr langsam geschah dies, und der Maler sah dabei aus wie ein tief in Gedanken versunkener Mensch. Er tappte ein paar kleine Schritte vor, stieß sich das Bein an der Tischkante und stellte sich dann vor das Fenster.
    Die Zeit war fortgeschritten, das stellte er erst jetzt fest. Bei seinem Zustand hatte er das gar nicht mitbekommen. Der Nachmittag näherte sich bereits seinem Ende, und die Dämmerung zog herauf.
    Lichter schimmerten geheimnisvoll hinter den kleinen Fenstern der niedrigen Häuser. Laternen gaben ihr Licht ab, das seicht über dem Boden schwebte. Über den Eingängen der Häuser war es ebenfalls hell geworden, und auch die Fahrer der langsam fahrenden Autos hatten die Scheinwerfer eingeschaltet.
    Boris Beckmann legte seine Handflächen gegen das Glas. Dort draußen, das wußte er genau, dort draußen lauerte etwas. Es war jemand, der mit seinen Träumen zu tun hatte, der seine Phantasien befehligte, denn an diesem Tag war ihm zum erstenmal die Tür in eine andere Welt geöffnet worden. Boris Beckmann wußte jetzt, daß es noch eine andere Welt außer der sichtbaren gab, und er hatte einen Blick hineinwerfen können.
    Wie eine Figur malte er sich vor der Scheibe ab, die Hände gespreizt und noch immer das Glas berührend, als wollten sie es eindrücken. Auf der schmalen Straße bewegte sich nichts mehr. Ihn wollte auch niemand besuchen. Ein Kunde war nicht angemeldet, und ansonsten gingen die Gäste an seinem Haus vorbei, gönnten ihm hin und wieder einen Blick und sprachen auch lobend über das kleine Refugium mit dem auffallenden dreieckigen Atelierfenster.
    Vergiß die Normalität! Hämmerte sich Boris ein. Du mußt sie zurückstellen. Du mußt dich daran gewöhnen, daß es noch andere Dinge in deinem Leben gibt, denn du hast

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