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Das Urzeit-Monstrum

Das Urzeit-Monstrum

Titel: Das Urzeit-Monstrum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihnen leben, aber an diesem Nachmittag waren sie besonders schlimm, denn sie stachen durch seinen Schädel, als hätte jemand mit glühenden Nadeln hineingebohrt. Er hielt die Augen geschlossen, den Kopf hatte er zurückgelegt und ihn gegen die obere Kante des Sessels gestützt. An den Whisky dachte er längst nicht mehr, der vertrieb keine Kopfschmerzen, aber er stand auch nicht auf, um sich eine Tablette zu holen. Für Boris war es nicht neu. Immer wieder kehrten die Symptome in gewissen Abständen zurück. Er hatte gelernt, mit ihnen fertig zu werden, denn zahlreiche Menschen litten unter Migräne.
    Aber so schlimm wie an diesem Nachmittag war es noch nie gewesen, und er hörte sich immer wieder stöhnen.
    Seine Hände lagen auf den Lehnen. Die Finger waren ausgestreckt. Hin und wieder zuckten sie, als wollten sich die Nägel in die Lederhaut des Möbels bohren.
    Der Kopf war stark angewachsen. Hitzewellen durchströmten nicht nur ihn, sondern auch seinen Körper. So heiß und schlimm, daß er glaubte, unter einem fiebrigen Ansturm zu leiden.
    Boris Beckmann blieb sitzen. Er versuchte es mit der gleichen Methode wie immer. Er wollte die Schmerzen ignorieren, was ihm in diesem Fall jedoch nicht gelang. Sie waren die Gewinner und preßten ihn regelrecht zusammen, als wollten sie ihn aus seinem normalen Zustand entfernen.
    Er blieb sitzen, ohne es richtig zu merken. Alles war anders geworden.
    Die Schmerzen ließen ihm keinen Platz mehr, über gewisse Dinge nachzudenken, und er fühlte, wie sie ihn wegtrugen. Oder löste sich etwas aus seinem Körper, das bisher ein fester Bestandteil gewesen war?
    Der Maler wußte es nicht. Er kam nur nicht mehr mit sich selbst zurecht und floh davon, obwohl er in seinem Sessel sitzen blieb. Das aber merkte er nicht mehr.
    Wäre er von fremden Augen durch das Fenster beobachtet worden, so hätten diese einen Mann in einem Sessel sitzen sehen, der den Eindruck hinterließ, eingeschlafen zu sein.
    Weggetaucht, abgesackt in eine andere Welt, in der die Regeln der normalen nicht mehr galten. Die Welt der Phantasien, der Träume, der unheimlichen Reaktionen, und in der Tat spürte Boris die Schmerzen nicht mehr.
    Er war auch nicht so recht eingeschlafen, zumindest bedeutete der Schlaf bei ihm etwas anderes. Er selbst fühlte sich wie jemand, der in ein anderes Stadium hineingedrückt worden war, quasi in eine Welt, die zwischen der Realität und der Phantasie lag.
    Was er sonst auf die Leinwand brachte, gehörte nun zu seiner direkten Umgebung. Er träumte, er floß weg, er kam sich vor wie von zahlreichen Händen geführt. Seine Wohnung, sein Haus hatte er verlassen, er schwebte zwischen den Zuständen, und um ihn herum lastete eine ungewöhnliche und bedrückende Dunkelheit, die nicht nur finster war und von den Farben Schwarz und Grau lebte, sondern auch einen dunkelgrünen, nebelhaften Schimmer bekommen hatte.
    Es war die Welt der eigenen Phantasien, in die er hineingetaucht war. In ein Pandämonium, in eine Dimension, wo das schreckliche Grauen entstanden war und immer mehr Platz einnahm. Sich in den Vordergrund drängte, damit der Träumer nur alles richtig erlebte.
    Aus dem wolkigen Dunkel schob sich etwas hervor.
    Eine große, schattenhafte Gestalt.
    Kein Mensch, auch kein Monster, zunächst nur ein Gebilde, das jedoch seinen Weg fortsetzte. Boris Beckmann spürte es überdeutlich. Es war dabei, mit ihm Kontakt aufzunehmen und sich seiner zu bemächtigen. Es wäre für ihn jetzt eigentlich der Zeitpunkt gekommen, dieser Phantasiewelt zu entfliehen, doch Boris blieb ihr erhalten, und er merkte auch, daß es ihm nicht viel ausmachte.
    Er hatte keine Angst mehr.
    Das schattenhafte Wesen war zwar nicht zu einem Freund geworden, aber er sah es auch nicht als Feind an, und es drängte sich weiter, immer weiter vor Es glitt auf ihn zu. Sowohl körperlich als auch gedanklich, denn nun war er in der Lage, es zu sehen, weil sich die Schleier gelichtet hatten.
    Er betrachtete den Klumpen!
    Eine widerliche, zuckende Masse mit einem großen Auge darin und mehreren, von den Seiten abstehenden qualligen Armstümpfen. Die Masse wollte etwas von ihm. Sie war ein Lebewesen, auch wenn sie nicht aus Heisch, Blut oder Knochen bestand, aber sie existierte, und es bestand zu ihm eine besondere Verwandtschaft.
    DU BIST ICH, UND ICH BIN DU!
    Worte, die Boris trotz seines Zustandes genau verstehen konnte. Als wäre jeder einzelne Buchstabe in sein Bewußtsein hineingedrückt worden.
    DU BIST ICH, UND ICH

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