Das verborgene Feuer
ist sehr intensiv.«
»Intensiv ist ein gutes Wort dafür.«
»Welchen mögen Sie am liebsten?«
Er runzelte die Stirn und betrachtete die Auswahl. Alle fünf waren gute Drinks, doch einen davon zog er den anderen vor. Er wies auf das zweite Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit.
»Von diesen fünf Sorten? Den da.«
Beatrice nahm es, gab so viel Wasser dazu wie er, hob das Glas an die Nase und atmete ein.
»Wieder süß, aber diesmal weniger. Und … er kommt mir fast klarer vor. Wissen Sie, was ich meine?«
Er nickte. »Die Geschmacksnoten in diesem Whisky sind sehr eindeutig. Probieren Sie ihn.«
Er nippte daran und beobachtete ihre Reaktion, als auch sie von dem zweiten Glas kostete.
»Der ist gut. Und trotz Wasser stark. Und einfacher – so riecht er ja auch. Aber …« – sie nahm einen weiteren Schluck und ließ ihn länger im Mund – »er wächst irgendwie, oder? Er schmeckt komplexer, als man anfangs meint.«
»Ihre Wahrnehmung ist so genau wie immer, Beatrice.« Er sah zu, wie sie die Gläser vor sich prüfte und den Scotch austrank, den sie in der Hand hielt. Schließlich setzte sie das Glas ab und sah ihn erwartungsvoll an.
»Gut, welchen jetzt?«
»Er schmeckt Ihnen also?«, fragte er lächelnd.
Beatrice nickte. »Ja. Der ist irgendwie interessant. Schmecken sie alle so unterschiedlich? Und natürlich ist Scotch viel interessanter als Bier.«
»Wirklich?«
Sie zwinkerte ihm zu. »Klar. Aber verraten Sie es Carwyn nicht.«
»Er würde seine Trinkgewohnheiten bestimmt verteidigen. Und Caspar ist ein großer Snob, was Wein angeht.«
Sie zuckte die Achseln. »Bis jetzt gefällt mir der Scotch, Gio.«
Er beugte sich vor und erläuterte weiter die Sorten, die sie langsam durchprobierte. Sie war erstaunlich empfänglich für die komplexen Aromen, und er war ungemein zufrieden. Schließlich kamen sie zum letzten Glas, einem schwereren, goldenen Whisky, der siebzehn Jahre lang gereift war. Er reichte ihr das Glas und spürte, wie ihre Finger seine Hand berührten.
»Dieser hier dagegen –«
»Kein Vortrag diesmal – lassen Sie ihn mich einfach kosten.«
Er schmunzelte. »Gut, meine großartigste Assistentin. Sagen Sie mir, was Sie empfinden.«
»Aber klar«, versetzte sie ein wenig laut.
»Beatrice?«
»Was?«
Giovanni lachte leise. »Sie trinken nicht viel, was?«
Sie lehnte sich lächelnd an seine Schulter. »Nö.«
Amüsiert sah er sie den letzten Scotch probieren, doch als sie die Augen schloss, war es mit seiner Heiterkeit vorbei. Sie strich sich mit der Zunge genüsslich über die Lippen.
»Diesen«, murmelte sie, »finde ich am besten.«
Er sah die Adern an ihrem Hals langsam pochen und beobachtete, wie sie sich mit der Zunge erneut nachkostend über den Mund fuhr.
»Und?«, fragte er leise.
»Süß und rauchig. Beinahe … er prickelt mir richtig im Mund.« Ihre Lider öffneten sich, und er merkte, dass er sich unwillkürlich zu ihr vorgebeugt hatte und ihn der hypnotisierende Klang ihrer Stimme gefangen nahm.
Er wollte seine Erregung zurückdrängen, merkte dann aber, dass sie aus der Ecke beobachtet wurden und Beatrice ihm das Gesicht so hinhielt, als bäte sie ihren Geliebten um einen Kuss.
Er schlang ihr den Arm um die Taille, zog sie an sich und beugte sich vor, um sie auf den Mund zu küssen. Es hätte ein einfacher, flüchtiger Kuss werden sollen, um die Illusion zu bestätigen, sie sei sein Besitz, doch dann schmeckte er den goldenen Whisky auf ihren Lippen, die sich unter seinem Mund bewegten.
Sie erwiderte den Kuss.
Da konnte er sich nicht länger beherrschen, sondern fuhr mit der Hand über die sanfte Kurve ihres Rückens und mit der Zunge über den süßen Geschmack ihrer Lippen, bis sie ihren Mund seinem Drängen öffnete. Sie stieß einen leisen Seufzer aus, als sie sich küssten, und ihr Atem roch herrlich nach Whisky.
Sie rückte näher, und er umfing ihren Nacken und zog sie tiefer in den Kuss. Er spürte ihre Halsschlagader unter dem Daumen, strich zart über ihren fast fliegenden Puls, verlor das Zeitgefühl, dachte nur noch an ihren zarten Körper, der sich an ihn drückte, und überließ sich den himmlischen Düften, die seine Sinne überwältigten.
Eine schwache Erinnerung aus Menschentagen, an einem heißen Tag kaltes Wasser zu trinken, spukte ihm durch den Kopf. Er wollte mehr.
Viel mehr.
Er zog sie noch näher an sich, und ihre Brust drückte sanft an seinen Oberkörper. Ein leises Knurren stieg in ihm auf, als er ihr Herz pochen
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