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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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Giovanni aus Höflichkeit und hoffte, der Vampir werde seine Frage verneinen.
    »Oh, ich möchte den Abend mit deiner Freundin nicht stören«, gab er zurück, »aber schau mal wieder vorbei. Es dürfte für uns beide von Nutzen sein, uns gegenseitig auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen.«
    Giovanni quittierte die in diesen Worten enthaltene diskrete Botschaft mit einem Nicken und führte Beatrice zu einem unbesetzten Sofa beim Kamin. Sie setzten sich, und er beugte sich vor, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern.
    »Er hört alles, was wir in Zimmerlautstärke sagen, Beatrice. Nur damit Sie es wissen.«
    Sie nickte. Ihr Herz pochte nun viel schneller, als ihm recht war. »Das dachte ich mir schon. Glaubt er, wir …«
    »Den Eindruck wollte ich erwecken. Wenn er meint, ich trinke von Ihrem Blut, tastet er Sie nicht an. Und aus Höflichkeit lassen es auch die anderen Besucher hier.«
    Sie schwiegen, und er sah die vielen Fragen geradezu vor sich, die ihr durch den Kopf schossen.
    »Und hinterher nehmen Sie noch einen Schluck, ja?«
    Er zuckte mit der Braue. »Das ist nicht nötig, aber es war ein nettes Angebot.«
    Sie sah in ihren Schoß und flüsterte: »Er hält hier also Menschen als Erfrischungen bereit? Was für eine Bar ist das?«
    »Eine beliebte Kneipe für gewisse Leute – eine, in der man keine Fragen stellt und gewisse Dinge für sich behält.«
    »Selbst die Menschen?«
    »Vor
allem die Menschen.« Er hielt inne, um ihre Miene zu entschlüsseln. Sie runzelte die Stirn, doch er spürte, dass sie das nicht aus Unwillen tat, sondern aus Sorge. »Niemand lockt sie hierher, Beatrice, falls Sie das vermuten sollten. Das ist gar nicht nötig.«
    »Sondern? Sie kommen, weil es ihnen gefällt? Weil sie gern … gebissen werden?«
    Er zwinkerte ihr zu und sah sie übermütig an.
    »Wirklich interessant.« Sie flüsterte noch immer. »Darf ich fragen, warum Sie mich hergebracht haben? Soll das eine Warnung sein? Oder eine Exkursion? Oder haben Sie bloß Heißhunger?«
    Er legte einen Arm auf die Sofalehne und beugte sich so weit zu ihr hinüber, dass niemand an seinen Besitzansprüchen zweifeln konnte, aber nicht zu weit, damit sie sich nicht unbehaglich fühlte. Ihr Herz schlug noch immer zu schnell.
    »Ich bin aus zwei Gründen mit Ihnen hier, Beatrice. Zum einen wäre es, falls gewisse Leute sich entscheiden, in der Stadt aufzutauchen, vorteilhaft für Sie, wenn sie Sie für ›meinen Menschen‹ hielten, und« – er nahm ihre Reaktion vorweg – »ich weiß, wie verletzend das für Sie klingt, aber so denkt er nicht.«
    »So denkt wer nicht – Gavin oder Lorenzo?«
    »Beide. Gavin ist eigentlich ein anständiger Kerl, aber in unserer Welt nehmen wir Menschen nun mal so wahr.«
    »Als Eigentum? Als Nahrung?«
    »Weder noch, um genau zu sein. Oder vielleicht von beidem etwas. Aber auf sehr zärtliche Art.«
    »Als Haustier also?«, flüsterte sie verächtlich.
    Er lächelte wieder. »Ich betrachte Sie ganz sicher nicht als Haustier, Beatrice.«
    Ihre Augen wurden schmal. »Das möchte ich Ihnen auch geraten haben. Und der zweite Grund, warum wir hier sind?«
    Er griff nach der kleinen Getränkekarte vor ihnen. »Der zweite und viel wichtigere Grund ist, dass es hier die beste Whiskyauswahl der Stadt gibt.«
    Sie verzog den Mund. »Ich mag keinen Whisky.«
    »Sie haben wahrscheinlich immer nur furchtbaren Whisky getrunken, den es in Kneipen gibt, weil er billig ist. Diese Whiskys hier sind von einem anderen Schlag.«
    Ein Ober trat geräuschlos auf sie zu, und Giovanni hob zwei Finger.
    »Zweimal Scotch-Verkostung. Und zwei Gläser Wasser.«
    »Die besonders guten Sorten, Dr. Vecchio?«
    Er nickte knapp.
    Beatrice beobachtete ihn amüsiert.
    »Er heißt Vecchio. Giovanni Vecchio«, sagte sie mit grausig schlechtem schottischem Akzent.
    Er lachte leise. »Aber sind Sie das gute Bond-Girl oder das böse?«
    Beatrice zwinkerte ihm zu. »Möchten Sie das wirklich wissen?«
    Er schüttelte den Kopf und freute sich an der Unbefangenheit, mit der sie sich in dem Pub umsah. Die Bar hatte eine gewisse Atmosphäre, um wenigstens etwas darüber zu sagen, war aber nicht gemütlich.
    Gavin Wallace besaß eine ausgeprägte Abneigung gegen alles Sentimentale und Spießige. Die »Nachteule« hatte nackte, weiß gestrichene Wände, die das alte Holz um die Fenster zur Geltung brachten und den Kamin in der Mitte betonten. Es gab kaum so etwas wie Dekoration, und zu essen gab es gar nichts.
    Die Gäste – darunter die

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