Das verborgene Feuer
mit allen Vampiren das Gleiche.« Sie runzelte die Stirn. »Woher wissen Sie, welchem Element Sie angehören? Darf man sich das aussuchen? Oder passiert das automatisch, wenn man …«
»In einen Vampir verwandelt wird?« Carwyn lehnte sich seufzend im Stuhl zurück. »Mit meinen Kindern –«
»Ihren Kindern?«
»Ja, ich nenne sie meine Söhne und Töchter. Es hängt davon ab, wer einen verwandelt, aber Familien von Unsterblichen können denen von Menschen sehr ähneln. Wir sehen nur meist so aus, als lägen wir altersmäßig viel näher beieinander«, sagte er lachend.
»Wie – ich meine, wie wird man …« Sie verstummte und wusste nicht so recht, wie sie sich ausdrücken sollte.
»Was das angeht, treffen die meisten Mythen zu«, gab Carwyn zur Antwort. »Wenn ich einen Menschen in einen Vampir verwandele, sauge ich oder saugt ein anderer Vampir ihm fast alles Blut aus. Wichtig ist, dass ein Großteil davon durch mein Blut ersetzt wird. Das schafft die Verbindung.«
»Und was ist die Verbindung? Dirigieren Sie diese Wesen oder so?«
»Leider nein«, sagte er lachend. »Ich kann sie nicht zwingen, meine Gebote zu befolgen.« Carwyn zögerte kurz, und Wehmut trat in seine Augen.
»Um ehrlich zu sein, ist es ein sehr ähnliches Gefühl wie einst gegenüber meinen Kindern. Nur viel … intensiver – als alles andere. Es ist keine einfache Entscheidung, ein Kind zu zeugen, und es hat dauerhafte Konsequenzen. Falls mir und meinen Kindern nichts Gewaltsames geschieht, sind wir auf ewig eine Familie. Das ist eine sehr starke Verpflichtung gegenüber anderen Wesen, und daher habe ich großen Einfluss auf meine Kinder. Wir stehen uns sehr nah.«
»Was ist mit dem, der Sie in einen Vampir verwandelt hat? Ist er –«
»Es handelte sich um eine Sie – und meine Erzeugerin lebt nicht mehr.«
Beatrice spürte an seinem Blick, dass der sonst so offene Vampir darüber nicht sprechen wollte, und wechselte das Thema.
»Haben Sie je, ich meine, verwandeln Vampire Menschen, die sie lieben, in ihresgleichen? Wenn zum Beispiel Ihre Frau ein Mensch gewesen wäre …«
»Dann hätte ich sie nicht selbst verwandelt«, erwiderte er rasch. »Jedenfalls nicht, wenn mir die Konsequenzen klar gewesen wären. Es handelt sich nicht um eine romantische Verbindung, Beatrice. Die Gefühle sind eher väterlich, darum ist es nicht ideal, wenn ein Vampir sich in einen Menschen verliebt und dieser dann in einen Vampir verwandelt wird.«
»Warum nicht?«
»Falls sich der Mensch wirklich dafür entscheidet, ein Unsterblicher zu werden, müsste er von einem anderen Vampir verwandelt werden als von dem, den er liebt, und dann hätte dieser andere eine starke Verbindung und großen Einfluss auf den Verwandelten. Die Gefühle gegenüber dem, der einen verwandelt hat, gehen sehr tief, im Guten wie im Schlechten. Es kann ziemlich kompliziert werden.«
Ihr Blick ruhte auf der Aufsichtstheke. »Das klingt einleuchtend«, sagte sie leise, öffnete ihren Mail-Account und klickte sich durch ihre neuen Nachrichten. Carwyn schwieg, doch sie spürte, dass er sie beobachtete.
»Wissen Sie«, sagte er plötzlich, »alle meine Kinder sind Erdvampire. Das liegt in der Familie.«
»Wirklich?«, fragte sie und tippte dabei.
»Ja, dass ein Vampir jemanden verwandelt, der dann in einem anderen Element aktiv ist, hört man fast nie. Wasser aus Wasser. Erde aus Erde. Wind aus Wind.«
»Interessant. Dann ist das wohl genetisch bedingt?«
»Nur beim Feuer ist es anders.« Ihr Blick sprang von der Tischplatte in Carwyns wachsame Augen.
»Tatsächlich?«
Er runzelte die Brauen. »Feuervampire tauchen einfach dann und wann auf wie dieses Scheusal von einem Rothaarigen. Und jeder kann sie zeugen – Wasser, Luft, Erde. Sehr unberechenbar. Und natürlich etwas schade.«
Sie war gespannt, wohin der Gedankengang des klugen Priesters führte. »Und warum ist das schade?«
»Sagen wir nur: Ich bin froh, kein Feuervampir zu sein.« Seine Stimme wurde ganz leise. »Und auch nie einen solchen Vampir erschaffen zu haben.«
Sie schluckte den Kloß herunter, der ihr im Halse steckte, und fürchtete sich fast vor ihrer nächsten Frage.
»Und warum?«
Er nahm die Füße vom Tisch und stützte die Arme auf die Theke. Sie war gebannt von seinen lebhaften blauen Augen, während sich die Luft ringsum auflud. Als er schließlich zu sprechen begann, hatte seine Stimme etwas Leises, Hypnotisches.
»Wissen Sie, Beatrice, es ist gefährlich, Feuer zu handhaben – für
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