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Das verborgene Feuer

Das verborgene Feuer

Titel: Das verborgene Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hunter
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Gespräch im Lesesaal. »Und nun versuche ich, bessere Entscheidungen zu treffen. Falls es dazu kommt, dass … Sie wissen schon.«
    Er musterte sie kurz und nickte.
    »Und kein Wort zu –«
    »Graf Windelhos erzählt mir nichts. Deshalb erzähle ich ihm auch nichts.«
    Sie seufzte. »Eigentlich wollte ich sagen: Kein Wort zu Caspar. Ich habe den Eindruck, er und meine Großmutter sind dicke Freunde.«
    Seine Augen hellten sich auf. »Oh, lassen Sie uns über die beiden tratschen, ja?«
    Beatrice gab lächelnd auf und fuhr ihren PC herunter.

13
    Houston, Texas
    Februar 2004
    Das Erste, was Giovanni roch, als er Freitagmorgen um drei das Haus betrat, war der
Coq au vin
, den Caspar am Vorabend zum Essen gekocht hatte. Als Zweites roch er Beatrice.
    Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Er hatte gehofft, sie werde zur Arbeit zurückkehren, bevor er nach New York reisen musste, und hatte sogar halb unbewusst überlegt, sie mitzunehmen und ihr die Lichter von Manhattan zu zeigen, sie in ein Theaterstück auszuführen oder mit ihr das Museum of Modern Art zu besichtigen.
    »Du bist wieder da.«
    Er drehte sich um, als er Caspar an der Küchentür hörte.
    »Warum bist du noch wach? Und gibt es etwas Wichtiges?« Giovanni leerte Hosen- und Jackentaschen auf dem Küchentisch und sah die Post durch, die Caspar dort hingelegt hatte.
    »Ich bin wach, weil ich mit dir sprechen wollte. Sicher hast du gemerkt, dass B wieder zur Arbeit gekommen ist. Sie und ihre Großmutter waren gestern hier zum Essen. Außerdem habe ich mich restlos in Isadora vergafft.«
    »Das kann ich dir nicht verdenken. Sie ist reizend«, murmelte er und sah dabei die Mappe mit den Mails durch, die Caspar für ihn ausgedruckt hatte.
    »Es ärgert mich, jahrelang in dieser Stadt gelebt und nicht geahnt zu haben, dass es sie gibt.«
    Entwaffnet von seiner Aufrichtigkeit blickte Giovanni auf und sah ihn nachdenklich an. »Das freut mich für dich, Caspar. Du verdienst es, jemanden wie sie zu finden. Du warst zu lange allein.«
    »So wie du.«
    Caspars sentimentaler Natur wegen wusste er, worauf sein alter Freund abzielte, und doch ließ diese Bemerkung Giovanni zögern. »Caspar –«
    »Ich möchte mit dir über B reden.«
    Giovanni zuckte die Achseln. »Da gibt es nichts zu reden. Das Mädchen –«
    »Sei nicht so verdammt abweisend.« Giovanni blickte mit einem Ruck auf und staunte über Caspars verärgerten Ton.
    »Ich weise dich nicht ab.« Stirnrunzelnd legte er die Unterlagen auf den Tresen.
    »Aber sie, Gio – ihr gegenüber bist du abweisend.«
    Seufzend steckte er die Hände in die Taschen und musterte Caspar. »Ich weiß nicht, wovon du redest. Inwiefern bin ich –«
    »Du sprichst über sie, als sei sie ein Kind – brillant und unterhaltsam vielleicht, aber doch ein Kind.«
    Giovanni verdrehte die Augen und ging ins Wohnzimmer, doch Caspar folgte ihm. Der Vampir blieb an der Anrichte stehen und goss sich einen Drink ein. Als er sich umdrehte, musterte Caspar ihn noch immer mit ungehaltener Miene.
    »Sie ist ein Kind.«
    »Ist sie nicht.«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie ist erst zweiundzwanzig –«
    »Sie ist weniger naiv, als du denkst, alter Junge.«
    Giovanni knallte das Glas auf den Tisch und sah seinen Freund mit plötzlicher Wut an.
    »Ich bin ein alter Mann«, stieß er leise hervor. »Ein sehr alter Mann, Caspar. Das war ich schon vor vierhundertfünfzig Jahren. Hast du das vergessen? Hast du vergessen, dass ich bereits alt war, als ich dich als kleinen Jungen bei mir aufnahm? Und dass ich noch alt sein werde, wenn du diese Welt längst verlassen hast? Hast du eine Vorstellung davon, wie viele menschliche Freunde ich habe alt werden und sterben sehen?«
    »Ich weiß, sie ist jung, und ich weiß, sie soll dir bei der Suche nach den Büchern helfen, aber mir ist auch klar, dass –«
    »Wirklich? Sie ist zweiundzwanzig. Weißt du noch, was das heißt?« Er schüttelte den Kopf. »Ich gestehe, ich entsinne mich nicht, wie ich mit zweiundzwanzig war. Zu lang her. Aber ich erinnere mich an dich mit zweiundzwanzig.«
    »Tatsächlich?«
    Er unterdrückte seine Gefühle und rang sich ein Lächeln ab. »Natürlich. Ich erinnere mich … an alles.« Er sah den alten Herrn an, auf den er seit vierundsechzig Jahren achtgab, und die Erinnerungen schlugen über ihm zusammen. »Ich weiß noch, wie du mit sechs das erste Mal Klavier gespielt hast und deine Augen dabei strahlten. Wie du das erste Mal einen Wagen gelenkt hast, was mir furchtbare

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