Das verborgene Feuer
einen selbst und für die Leute ringsum. So mancher, der einen Menschen in einen Vampir verwandelt hat, hat seinen Sohn oder seine Tochter sofort getötet, als sich bei ihm oder ihr eine Neigung zum Feuer zeigte.«
»Warum –«
»Und wenn die Väter sie nicht umbringen, töten diese Jungvampire sich oft versehentlich selbst und reißen andere mit in den Tod. Sehr unberechenbar, die Feuervampire.«
»Aber«, stotterte sie, »Gio –«
»Doch wer überlebt, ist gewöhnlich sehr talentiert und stark«, fuhr er fort. »Und das nutzen die aus, die sie verwandelt haben. Denn wer einen Feuervampir beherrscht, Beatrice, der beherrscht damit eine sehr mächtige Waffe.«
Beklommen machte sie sich die Bedeutung dessen bewusst, was Carwyn gesagt hatte. »Hat der, der Gio in einen Vampir verwandelt hat –«
»Ich würde solch ein Leben für mein Kind nicht wollen. Ich würde meinen Einfluss nicht so missbrauchen wie manch anderer; doch auch ohne meine Einmischung müsste mein Kind eine nahezu unerträgliche Selbstdisziplin aufbringen, um in Frieden zu leben.«
So wie er
, dachte sie und gewann unvermittelt einen neuen Blick auf Giovannis leidenschaftsloses Verhalten.
»Und es müsste seine Macht sehr behutsam einsetzen und würde auf die meisten ironischerweise etwas kühl wirken.«
Unversehens dachte sie wieder an die Hitze, die von Giovanni aufgestiegen war, als er sie umarmt hatte. Was wäre geschehen, wenn er die Beherrschung verloren hätte? Was hatte Carwyn ihr geschrieben?«
GEGENTEIL
.
VON
.
FROSTIG .
»Nein, ich möchte kein Feuervampir sein, denn würde ich überleben und würde derjenige, der mich in einen Vampir verwandelt hat, mich nicht zu einer mächtigen Waffe machen, dann würde ich vermutlich ein sehr einsames Leben führen«, sagte Carwyn leise. »Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«
Sie nickte und räusperte sich. »Ich verstehe.«
Der nun sehr ernst gewordene Vampir lehnte sich zurück und atmete tief durch. »Ich wusste doch, dass Sie ein kluges Mädchen sind.«
»Sollten Sie also je«, erwiderte sie und schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter, »einen Feuervampir als Kind bekommen, wäre dieser Vampir für alle Zeiten einsam?«
Er zuckte die Achseln. »Ich denke, dem Gläubigen scheint alles möglich.«
Sie lächelte. »Ach ja?«
»Und ich glaube auch, dass Liebe Wunder wirken kann.«
»Liebe?« Sie musterte ihn skeptisch. »Und Freundschaft? Kann die auch Wunder wirken?«
Carwyn verdrehte die Augen. »Liebe ist Freundschaft, B, bloß mit weniger Kleidung am Leib – das lässt sie toller erscheinen.«
Sie brach in Lachen aus und war froh, dass er endlich die Spannung zwischen ihnen gelöst hatte. »Sie sind die absurdeste Person, die mir je begegnet ist. Und vielleicht der schlechteste Priester.«
»Oder der beste«, erwiderte er augenzwinkernd und griff nach dem Liebesroman in der untersten Schublade. »Denken Sie darüber nach.«
Sie schnaubte. »Das werde ich.« Sie wandte sich wieder dem Computer zu und öffnete einen Beitrag, an dem sie längst hätte arbeiten sollen. Carwyn schlug das Buch auf und begann zu lesen, warf ihr dabei aber mitunter verstohlene Blicke zu, bis sie missmutig aufseufzte.
»Was denn jetzt? Ich muss wirklich einiges tun.«
»Kommen Sie wieder zum Arbeiten in unsere Bibliothek. Seit Sie nicht mehr auftauchen, ist er noch unausstehlicher als früher. Er tut, als wäre alles in Butter, ist aber trübselig und hat den Humor verloren. Ich denke manchmal, er tut meinem Hund noch was an, wenn Sie nicht mehr kommen.«
»Hübscher Erpressungsversuch, Father.«
Er zuckte nur die Achseln und sah sie hoffnungsvoll an.
Schließlich lächelte sie. »Ich will seiner Bibliothek ja gar nicht für alle Zeit fernbleiben.«
»Verraten Sie mir, warum Sie gegangen sind?«
Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Nein.«
»Dabei erzähle ich Ihnen alles Mögliche«, murrte er.
»Sie müssen der unreifste Tausendjährige sein, der mir je begegnet ist.«
Er verschränkte finster die Arme. »Auf diese Bemerkung gebe ich nicht mal die offensichtlichste Erwiderung.«
Sie musterte ihn lächelnd und begriff mit einem Mal: Wenn sie in dem Schlamassel, in den sie geraten war, einem intuitiv trauen konnte, dann Carwyn. Offenbar verfolgte er bei dem, was er ihr erzählte, keine Hintergedanken und beantwortete stets all ihre Fragen.
»Schlechte Entscheidungen, was Männer angeht – erinnern Sie sich daran?«, fragte sie schließlich und bezog sich auf ihr letztes
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