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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Glaub mir, du hast keine Ahnung, was da draußen los ist.«
    »Ich weiß sehr wohl, was draußen los ist. Man hat mich entführt, geschlagen, gefoltert und verhört, schon vergessen? Aber deswegen gebe ich doch nicht alles auf, was mir lieb und teuer ist. Mag sein, dass du mit deiner Familie Probleme hast, doch ich weiß immer noch, was gut und was böse ist. Und sich einfach davonzumachen und Menschen, die einen lieben, leiden zu lassen, das ist keine Art. Die Zeit, in der ich von dir wie ein Schoßtier behandelt wurde, ist vorbei.« David verstummte. Er wusste, dass seine Worte verletzend waren, aber er hasste es, wie ein kleines Kind behandelt zu werden. Es erinnerte ihn daran, wie der Inquisitor mit ihm umgesprungen war.
    »Ein Schoßtier?« Junas Gesichtszüge waren hart geworden. »Ist es das, was du empfindest?«
    »Das war vielleicht ein bisschen übertrieben ausgedrückt. Bitte entschuldige, wenn ich …«
    »Ich hatte eine Freundin und einen ehrenwerten Beruf«, unterbrach sie ihn. »Ich wurde in meiner Stadt als Heldin gefeiert und von vielen bewundert. Jetzt bin ich eine Ausgestoßene – und das alles deinetwegen. Niemand traut mir mehr, ich werde verfolgt und öffentlich beschimpft. Glaubst du, ich hätte das alles nur getan, weil ich ein Schoßtier wollte?«
    »Es tut mir leid …«
    »Ich glaube nicht, dass dir klar ist, was da draußen vor sich geht. Die Welt ist im Umbruch. Alles rüstet sich zum Krieg. Die Brigantinnen warten auf den Befehl, auszurücken und einen vernichtenden Schlag gegen die Männer zu führen. Sie könnten damit etwas in Gang setzen, was vielleicht nicht mehr zu stoppen ist. Und während die Zeichen auf Sturm stehen, hört meine Mutter nicht auf, mir zu erzählen, du wärst etwas ganz Besonderes und dass ich gut auf dich aufpassen solle. Doch, doch, schau nicht so erstaunt! Anscheinend gibt es eine uralte Geschichte, dass eine frühere Hohepriesterin einen Sohn entbunden haben soll, der den Lauf der Geschichte verändern wird.« Sie schüttelte den Kopf. Auf ihren Wangen waren rote Flecken erschienen. »Ich hatte gedacht, du wolltest bei mir bleiben. Ich dachte, uns würde etwas verbinden …« Juna war den Tränen nah. »Mir doch egal, was meine Mutter sagt oder all die anderen«, fuhr sie fort. »Ich wollte dir die Folter ersparen. Ich wollte verhindern, dass du auf dem Scheiterhaufen endest und dass dir dasselbe Schicksal blüht wie deinem Freund. Hätte ich gewusst …«
    David kniff die Augen zusammen. »Redest du von Sven?«
    Juna verstummte. Offenbar war ihr etwas herausgerutscht, das sie vor ihm hatte verbergen wollen.
    »Was ist mit ihm?«
    Sie öffnete den Mund, doch die Worte waren so leise, dass er sie kaum verstehen konnte. »Er wurde … er ist …« Ihre Stimme sank zu einem Flüstern ab.
    »Er ist
was?
« David spürte, wie sein Herz von einer eiskalten Hand zusammengepresst wurde. »Tot?«
    Juna griff nach ihrem Stock und malte kleine Zeichen in den Sand. Schließlich nickte sie. »Vorletzte Nacht.«
    »Nein!«
    »Ich wollte es dir später erzählen …«
    David saß kerzengrade auf seinem Lager. Die Nachricht war so unfassbar, dass er es einfach nicht glauben konnte. »Er ist gestorben? Wie?«
    »Das kann ich dir nicht mit Gewissheit sagen. Meine Mutter sprach nur in Andeutungen. Offenbar hatte er ein schwaches Herz. Es muss sehr schnell gegangen sein …« Sie räusperte sich.
    David wollte noch etwas sagen, doch ihm versagte die Stimme. Es war zu schrecklich, was er eben gehört hatte.
    Grimaldi blickte mit großen Hundeaugen zu ihm herauf. Er schien zu spüren, dass mit seinem Herrn etwas nicht stimmte.
    Sven – tot? Der Gedanke war unfassbar. David konnte nicht behaupten, den Mann gut gekannt zu haben, dennoch war er ihm in der kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen. Ein fröhlicher, gutmütiger Mann. Einer der wenigen, die nicht ständig an ihm herummäkelten. Er hatte David so genommen, wie er war, und seine Talente zu nutzen gewusst. Außerdem teilte er Davids Interesse für Bücher und alte Karten, und das war mehr, als man von irgendjemandem in dieser düsteren Zeit erwarten konnte. Und jetzt sollte er nicht mehr da sein?
    David stand auf und klopfte den Staub von seiner Kutte.
    Juna sah ihn groß an. »Was hast du vor?«
    »Das habe ich dir gesagt. Ich muss gehen. Ich muss meinem Meister berichten, was vorgefallen ist.«
    Junas Brauen rutschten so eng zusammen, dass sie beinahe eine durchgehende Linie bildeten. »Willst du ihm auch von den

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