Das verbotene Eden 01 - David & Juna
Plan.«
»Ist es auch«, sagte Arkana. »Das Problem ist nur, dass sie diesen Angriff selbst anführen wird. Sollte ihr der Vorstoß gelingen, wird ihr das ungeheure Sympathien im Rat verschaffen. Sie wird als Kriegsheldin gefeiert und bei den nächsten Wahlen mit Sicherheit den Platz der Ratsvorsitzenden Noreia übernehmen. Und was das bedeutet, kannst du dir vorstellen.«
»Allerdings«, murmelte Juna. »Es wäre ein Sieg für die Hardliner.«
»Selbst wenn sie dabei sterben würde, wäre meine Position geschwächt. Sie würde dann als Märtyrerin gelten und heiliggesprochen.« Arkana lächelte traurig. »Wie man es auch dreht und wendet, die Tage der Sanftmütigkeit und Toleranz sind gezählt. Es wird Krieg geben, so oder so, und es ist besser, wenn ihr beide, du und David, dann weit weg seid.«
»Wenn ich ihn überhaupt je wiedersehe«, sagte Juna.
»Das wirst du, ich weiß es, aber du darfst keine Zeit verlieren. Das Kloster des heiligen Bonifazius liegt im Südwesten der Stadt, ich kann dir den Weg dorthin zeigen. Am besten folgst du David unauffällig und beobachtest, was geschieht. Du wirst wissen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, mit ihm zu reden.« Sie stand auf. »Ich wünschte wirklich, wir könnten dich begleiten, aber ich darf hier nicht weg. Lass dich ein letztes Mal umarmen, Juna. Ich weiß nicht, ob und wann wir uns wiedersehen. Die Zeichen stehen auf Sturm, und es ist möglich, dass er uns alle vom Antlitz dieser Welt fegen wird. Aber eines ist sicher: Was du auch tust, was immer auch geschehen wird, dein Vater und ich werden dich immer lieben.«
42
E s war kurz nach Prim, als Vater Benedikt durch verhaltenes Klopfen an der Tür aus seiner morgendlichen Andacht gerissen wurde. In der letzten Nacht hatte Regen eingesetzt. Der Abt des Klosters des heiligen Bonifazius spürte den Wetterwechsel in allen Knochen. Ein dunkler Schatten lag über der Abtei. Die Schicksalsschläge der letzten Zeit lasteten schwer auf seiner Seele. Unter Schmerzen erhob er sich von seinen Knien und stand auf. »Ja bitte.«
Die Tür ging einen Spalt weit auf, und das verwitterte Gesicht von Bruder Eckmund, dem Torwächter, erschien.
»Vater?«
»Was gibt es, Eckmund? Komm doch herein.«
»Es wäre besser, Ihr würdet mich nach draußen begleiten.«
»Ist etwas passiert?«
»Am besten Ihr seht es euch selbst an.«
Die Stimme des Torwächters klang angespannt. Benedikt hob erstaunt die Brauen. Eckmund war kein Mann voreiliger Worte. Ihn so besorgt zu sehen weckte die schlimmsten Befürchtungen. Er schlüpfte in seine Sandalen und warf seine Kutte über die Schultern. Dann folgte er seinem Bruder nach draußen. Im Klostergarten war es noch dunkel, und es regnete in Strömen. Der Blick zum Kirchturm war von tiefhängenden Wolken versperrt. Es sah aus, als habe jemand den Himmel mit grauen Tüchern verhängt. Von Zeit zu Zeit sahen sie den schattenhaften Umriss eines Klostermitglieds über den Hof rennen, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Verwischte Schatten in einem Flickenteppich aus grauen Schlieren. Überall waren kleine Pfützen, und sie mussten hüpfen, um halbwegs trockenen Fußes auf die andere Seite zu kommen. Eckmund verließ den Kreuzgang und eilte hinüber zum Pförtnerhäuschen. Er öffnete die Tür und ging ins Innere. Benedikt war froh, den himmlischen Fluten entkommen zu sein.
»Brrr, was für ein Sauwetter.« Er schüttelte sich wie ein nasser Hund. Regentropfen landeten auf dem Holzboden.
Der Raum war dunkel bis auf eine kleine Lampe, in der eine Kerze schwach vor sich hin funzelte. Ihr Licht fiel auf einen Stuhl in der Ecke.
Der Abt erschrak. Auf dem Stuhl saß jemand. Eine klatschnasse Erscheinung, der der Stoff am Körper klebte. Ein Wanderer.
»Wer seid Ihr?«, fragte Benedikt.
In diesem Moment war eine Bewegung unter dem Stuhl zu erkennen. Ein kleiner missgestalteter Hund mit gelbem Fell und krummen Zähnen tauchte auf. Benedikt blickte über den Rand seiner Brille. Seine Sehkraft war nicht mehr die beste, und bei diesem Licht schon gar nicht. Trotzdem erkannte er diesen Hund sofort. Einen wie ihn vergaß man nicht.
Grimaldi!
Ein warmes Gefühl durchströmte den Abt. »David?«
»Ich grüße Euch, Meister.«
Der Junge zog seine Kapuze vom Kopf.
»Der Herr sei gepriesen«, stieß Benedikt aus. »Du bist es wirklich. Es ist ein Wunder.«
»Ja, das ist es …«
»Was ist geschehen? Ach egal, das wirst du uns sicher erzählen. Ich werde gleich das Kloster informieren.«
»Nein«,
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