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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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den Ankleidesaal, zogen Wandersachen an und vervollständigten ihre Ausrüstung: geschlossene Lederschuhe, eine Kukulle, Hosen aus dickem Wollstoff sowie Wanderstab und Messer. Dann ging es zum Küchenmeister, einen Beutel mit Wegzehrung abholen: Brot, Käse, Wasser und eine Flasche Milch für den Säugling. So ausgerüstet, traten sie vors Haupttor. Grimaldi wedelte fröhlich mit dem Schwanz. Bei einem grimmigen Kerl wie ihm sah das zwar ein wenig seltsam aus, aber David freute sich, ihn dabeizuhaben.
    Meister Eckmund, der wortkarge Torwächter mit dem nordischen Akzent, öffnete ihnen. »Seht zu, dass ihr bis Sonnenuntergang wieder zurück seid«, sagte er. »Ihr wisst, was euch sonst blüht.«
    »Ihr verschließt die Tore und öffnet sie erst wieder im Morgengrauen, ich weiß. Wir werden uns beeilen«, versicherte Stephan und schob David voran durch die Tür. »Und du sieh zu, dass ein Bett vorbereitet ist, bis wir zurückkommen«, sagte er. »Wenn wir Glück haben, werden wir heute Abend eine weitere kleine Seele in unserer Mitte begrüßen dürfen.«
     
    Gemeinsam verließen die Männer die schützenden Klostermauern und machten sich auf den Weg nach Westen.
    Das Kloster lag im Randbezirk dessen, was früher einmal eine riesige Stadt gewesen war. Der überwiegende Teil bestand aus Ruinen, die in den vergangenen fünfundsechzig Jahren von der Natur zurückerobert worden waren. Wie viele Menschen hier einst gelebt hatten, wusste David nicht, aber es mussten Tausende und Abertausende gewesen sein. Auf einer Karte, die Meister Stephan ihm einmal gezeigt hatte, war zu sehen, dass die Stadt wie ein Speichenrad geformt war, in der Mitte durchkreuzt von einem breiten Strom. Viele der Seitenstraßen waren zugewuchert und unpassierbar, aber auf den großen Hauptachsen, die nach Norden, Süden, Osten und Westen verliefen, konnte man immer noch reisen.
    Bäume säumten die breiten Bordsteine und wuchsen zwischen den zerstörten Gebäuden empor. Aus dem geborstenen Asphalt quoll Gras. Schwärme von Mauerseglern zischten zwischen den Häusern umher und stießen dabei schrille Schreie aus. Überall standen verbeulte und verrostete Autos herum, in deren Chrom- und Glasflächen sich das Licht der Sonne spiegelte.
    David wandte sich um und warf einen letzten Blick auf die heimelige Klosteranlage. In der Ferne ragten die Türme der schwarzen Kathedrale empor, Wahrzeichen der Stadt und Zentrum der kirchlichen Macht. Dort regierte der Inquisitor.
    David beeilte sich, dem Bibliothekar zu folgen. Er war schon lange nicht mehr außerhalb der Klostermauern gewesen. Die Stadt hatte sich stark verändert. Überall grünte und blühte es. Hüfthohes Gras wuchs auf den leeren Flächen zwischen den Gebäuden, und die Bäume waren mittlerweile so hoch, dass man bequem in ihrem Schatten gehen konnte. Efeu umrankte die zerstörten Fassaden und ließ die Ruinen wie Überbleibsel einer längst vergangenen Zivilisation aussehen. Nur noch ein paar Jahre, dann würde alles hier total überwuchert sein, und niemand könnte mehr erkennen, wo einst Straßen und Gebäude gewesen waren.
    David wich Fahrzeugen aus und hüpfte über wahllos verstreute Ziegelsteine. Sein Stab leistete ihm gute Dienste. Ohne ihn hätte er sich längst den Fuß vertreten.
    Nicht lange, und er erblickte den ersten Toten. Auf dem Fahrersitz eines querstehenden Lastwagens saß ein stark verwittertes Skelett. Sein Kopf war vornübergebeugt, und seine Arme hingen schlaff über das Lenkrad. Die Knochen waren gelb und stellenweise sehr brüchig. Trotzdem hatte David das Gefühl, als würde ihn der Fahrer anschauen.
    »Lass dich nicht von den Toten ansprechen«, sagte Meister Stephan, der Davids Blick bemerkt hatte. »Sie verwirren deine Seele. Lass ihnen ihre Ruhe, dann werden sie dich in Ruhe lassen.«
    »Ja, Herr.«
    »Ich habe Brüder erlebt – seelisch gefestigte Brüder –, die nach einer Wanderung durch die Stadt nicht mehr dieselben waren«, fuhr Stephan fort. »Sie bekamen Alpträume und wurden ruhelos. Sie sagten, sie könnten die Stimmen der Toten hören, nachts, wenn der Wind durch die Bäume pfeift. Es kam sogar vor, dass einige von ihnen das Kloster verließen und nie wieder zurückkehrten.«
    David überlegte kurz. »Vielleicht haben sie wirklich etwas gehört?«
    Stephan zuckte die Schultern. »Wer kann das schon mit Bestimmtheit sagen? Manch einer hört Dinge, ein anderer nicht. Es ist nicht an mir, darüber zu urteilen. Tatsache ist, dass die alte Stadt über

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