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Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Das verbotene Eden 01 - David & Juna

Titel: Das verbotene Eden 01 - David & Juna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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erteilen, die sie nicht so schnell vergessen werden.«
    »Gewiss, das könntet ihr tun. Und ganz sicher wird der Hohe Rat seinen Segen dazu geben. Es gibt genug Stimmen dort, die laut nach Krieg schreien. Aber was wird das Ergebnis sein?« Arkana hielt ihre Tochter mit ihrem Blick gefangen. »Noch mehr Verwundete, noch mehr Tote? Hat es denn nicht schon genug Blutvergießen gegeben?«
    Juna öffnete den Mund. Sie wusste, dass ihre Mutter kein Freund vorschneller Entschlüsse war, aber das konnte sie nicht akzeptieren. »Das Blutvergießen ist doch schon längst im Gange«, protestierte sie. »Und es sind nicht wir, die damit angefangen haben. Es sind die Soldaten der Heiligen Lanze, diese Bluthunde des Inquisitors. Seit dieser Marcus Capistranus das Sagen hat, wird es mit jedem Jahr schlimmer. Sie plündern und brandschatzen, ohne sich an die Vereinbarungen zu halten. Und was ich von denen halte, das weißt du ja.«
    »Ja, das weiß ich«, sagte Arkana. »Aber glaubst du, es wird besser, wenn wir uns auf eine Stufe mit ihnen stellen? Wenn mich meine Erfahrung eines gelehrt hat, dann, dass Blut immer nur zu noch mehr Blut führt.«
    »Das Unrecht muss bestraft werden«, sagte Juna. »Du hättest es sehen sollen, Mutter. Ein unbewaffnetes Dorf. Die Frauen verhöhnt und beschimpft, der Tempel in Brand gesteckt. Sie haben nicht mal Widerstand geleistet. So etwas dürfen wir nicht durchgehen lassen.«
    Arkana stocherte gedankenversunken in dem Topf mit Räucherwerk herum. »Ich war nicht dabei«, sagte sie. »Kann sein, dass sie diesmal wirklich eine Grenze überschritten haben …«
    »Ganz sicher haben sie das.«
    Die Hohepriesterin seufzte. »Du magst es nicht verstehen, aber Männer und Frauen haben nach all den Jahren endlich so etwas wie einen Frieden erlangt. Einen sehr zerbrechlichen Frieden. Er kann ebenso schnell vorüber sein, wie er begonnen hat.«
    Juna schnaubte. »Das nennst du Frieden? Ich nenne es eine Katastrophe. Die ständigen Plünderungen, die Demütigungen und die Vergewaltigungen …«
    »Darbietungen«,
unterbrach sie Arkana. »Die Frauen bieten sich den Männern freiwillig an, vergiss das nicht. Es ist unsere einzige Chance, Kinder zu bekommen. Nur so können wir das Überleben unserer Spezies gewährleisten. Wenn wir dieses Opfer nicht bringen, wird die Menschheit binnen weniger Jahre aussterben. Möchtest du das?«
    »Natürlich nicht …«
    »Ich habe unten in der Stadt zwei Gefangene, die auf ihre Hinrichtung warten. Zwei Landstreicher, die sich des Mordes an einer alten Frau schuldig gemacht haben. Ich werde sie in den nächsten Tagen dem Feuer überantworten, so will es das Gesetz. Doch was erreichen wir mit diesen Tötungen? Wird es deswegen nur einen Überfall weniger geben? Wird sich in den Köpfen der Männer dadurch nur ein Funken ändern? Wir haben uns schon so sehr mit der Situation abgefunden, dass wir gar nicht mehr darüber nachdenken, wie es früher war, als Männer und Frauen noch zusammengelebt haben.«
    Juna runzelte die Stirn. Was für eine absurde Vorstellung! Männer und Frauen. Das wäre wie Öl und Wasser. Schlimmer noch, wie Feuer und Benzin. Leicht entzündlich und hoch brennbar. Allein der Gedanke daran war völlig abwegig. »Was du da sagst, ist Ketzerei …«, murmelte sie.
    Auf Arkanas Gesicht zeichnete sich ein feines Lächeln ab. »Ich bin die Hohepriesterin von Glânmor, vergiss das nicht. Es obliegt mir, zu entscheiden, was Ketzerei ist und was nicht.«
    »Schon, aber …«
    »Schau, Juna, du bist noch jung. Obwohl aus meinem Schoß geboren, wurdest du doch von einer Gemeinschaft aufgezogen, in der Männer keinen Platz haben. Du bist ein Spiegel unserer Gesellschaft, ich kann dir daraus keinen Vorwurf machen. Ich wünschte jedoch, ich hätte mehr Zeit mit dir verbringen können, dann hätte ich dir manches erklärt. Aber wir alle sind Gefangene unserer Bestimmung und können ihr nicht entfliehen. Das ist unser Fluch.«
    »Was schlägst du vor?«, fragte Juna. »Sollen wir die Sache auf sich beruhen lassen und nichts unternehmen?« Die Worte klangen bitter wie Galle. Arkana trat ans Fenster und blickte hinaus. Lange Zeit sagte sie nichts, dann drehte sie sich um. »Ich werde die Sache dem Hohen Rat persönlich vortragen«, sagte sie. »Er soll darüber entscheiden, was geschehen soll.«
    »Gut«, erwiderte Juna zufrieden.
    Arkana warf ihr einen strengen Blick zu. »Du wirst allerdings nicht dabei sein. Ich habe eine Aufgabe für dich. Vor wenigen Stunden ist

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